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Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Titel: Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston Dewalt
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Colorada leitete. Der Erfolg war mäßig, da nur drei von uns bis zum Gipfel gekommen waren, darunter Neal Beidleman aus Aspen, Colorado, und ich. Scott, Neal und ich feierten unseren Erfolg. Scott hatte nach drei Versuchen endlich den Gipfel des Mount Everest geschafft. Eine große Leistung, zumal es ihm ohne künstlichen Sauerstoff gelungen war.
    Für mich war Scott der typische Amerikaner, wie man ihn sich in Rußland vorstellt. Er sah aus wie ein Filmstar, war groß und hübsch. Sein freundliches, offenes Lächeln wirkte ungemein anziehend.
    Ich war der Meinung, daß Scott über das Potential eines hervorragenden Höhenbergsteigers verfügte. Ich hatte das Glück, mit vielen der weltbesten Alpinisten zu klettern, und Scott hatte mit ihnen mithalten können. Obwohl er nicht so bekannt war, schätzte ich ihn ebenso wie den Amerikaner Ed Viesturs, den ich seit 1989 kannte. Ed, der neun der vierzehn Achttausender ohne Sauerstoffhilfe bestiegen hat, ist meiner Meinung nach der beste Höhenbergsteiger Amerikas.
     
    Der Zufall führte Boukreev und Fischer im Oktober 1995 ein zweites Mal zusammen. Wieder waren sie in Kathmandu, Boukreev, um seine Bergkarriere voranzutreiben, Fischer, um mit dem nepalesischen Ministerium für Tourismus die Genehmigung für eine Everest-Expedition auszuhandeln.
    Boukreev war von einem kasachischen Team zu einer für Herbst 1995 geplanten Expedition auf den Manaslu (8162 Meter) nach Nepal eingeladen worden. Sie sollte zum Gedächtnis einiger kasachischer Bergsteiger stattfinden, die 1990 diesem Berg zum Opfer gefallen waren. Boukreev, der den Ehrgeiz hatte, sämtliche Achttausender der Welt zu erklimmen, und den Manaslu noch nicht bestiegen hatte, war mit Freuden auf das Angebot eingegangen und trainierte eifrigst.
    Wie andere ehemalige UdSSR-Staaten mußte auch Kasachstan um die Mittel für Bergsteigerförderung hart kämpfen. Für Boukreev kam daher die Ankündigung des Expeditionsleiters Ervand Ilinski nicht weiter überraschend, man hätte das benötigte Geld nicht auftreiben können und die Besteigung des Manaslu müsse auf Frühjahr 1996 verschoben werden.
     
    Kurz vor meinem Abflug nach Nepal erfuhr ich, daß die Expedition abgeblasen worden war. Ich dachte mir, welchen Sinn hat es, in Almaty zu bleiben? Meine Chancen als Höhenbergsteiger sah ich vor allem im Himalaja, deshalb mußte ich dorthin. Wartete ich jetzt in Kasachstan auf eine Chance, konnte dies das Ende meiner Bergsteigerkarriere bedeuten. Deshalb flog ich nach Kathmandu in der Hoffnung, dort als Führer engagiert zu werden oder mich einer Achttausender-Expedition anschließen zu können.
    In Kathmandu angekommen, fand ich keinen Job als Führer, traf aber ein paar Freunde aus Georgien, mit denen ich schon im Pamir und im Tien-Shan-Gebirge in Asien geklettert war.
     
    Anders als die Kasachen hatten die Georgier das Geld für eine Besteigung des Dhaulagiri (8167 Meter) auftreiben können. Da sie Boukreevs Erfahrung für ihr Vorhaben nutzen wollten, luden sie ihn unter der Bedingung ein, daß er für seine Unkosten und seinen Anteil an der von der nepalesischen Regierung geforderten Genehmigungsgebühr selbst aufkam. Seit dem Zerfall der Sowjetunion war es mit der großzügigen staatlichen Förderung vorbei, doch Boukreev nahm ungeachtet seiner beschränkten Mittel das Angebot an.
    Da die Georgier befürchteten, Boukreevs Teilnahme könne falsch ausgelegt werden und einen eventuellen Teamsieg beeinträchtigen, kam man überein, daß Boukreev bis knapp unter den Gipfel mit ihnen klettern sollte, um das letzte Stück dann im Alleingang zurückzulegen. Für den Fall des Gipfelsieges sollte der Eindruck vermieden werden, die Georgier hätten sich auf die Erfahrung eines Russen gestützt, zumal eines in Kasachstan lebenden. Es war dabei nicht so sehr Konkurrenzdenken zwischen den Teilnehmern im Spiel (unter Höhenbergsteigern weitverbreitet), als vielmehr Nationalstolz und Politik.
    Am 8. Oktober 1995 bezwang Boukreev den Dhaulagiri im Alleingang und ohne künstlichen Sauerstoff und stellte unbeabsichtigt einen Geschwindigkeitsrekord für den Aufstieg auf: siebzehn Stunden und fünfzehn Minuten.
     
    Nach der Rückkehr nach Kathmandu am 20. Oktober machte sich Boukreev unverzüglich an die Arbeit. Er hielt Ausschau nach einer Anstellung als Bergführer und verhandelte mit Henry Todd von Himalayan Guides, der ihm mündlich einen Job angeboten hatte. Im Mai 1995 hatte Boukreev Todds Expedition erfolgreich über die Nordroute
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