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Der gewagte Antrag

Der gewagte Antrag

Titel: Der gewagte Antrag
Autoren: Paula Marshall
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mir.”
    “Dann werde ich Vater die volle Wahrheit über unseren Bruder erzählen, da du dich dazu offenbar nicht überwinden konntest.”
    “Das wirst du nicht!”, entgegnete Charles heftig und ergriff Guy bei den Schultern. “Für ihn wäre das ein furchtbarer Schlag, den er nie überstehen würde.”
    “Hat er dir denn keinen versetzt, Shad?”, fragte Guy ärgerlich. “Hast du ihn immer noch gern, obgleich er dreißig Jahre lang an dir herumgenörgelt und dich schlecht behandelt hat? Hoffst du etwa, er würde dich doch noch ins Herz schließen? Unfassbar!”, fügte Guy kopfschüttelnd hinzu. “Dich mit Lady Malplaquet verheiraten zu wollen!”
    “Nein, ich mache mir keine Illusionen mehr, dass er die Einstellung zu mir ändert”, sagte Charles bitter. “Ich hätte der Kavallerie nie den Rücken kehren sollen, doch ich war des Glaubens … Ach, zum Teufel mit meinen damaligen Ansichten! Die Geschichte ist ein für alle Mal vorbei, und das tut mir nicht einmal leid.” Charles wandte sich ab, ging die Treppe hinauf und rief nach seinem früheren Burschen und jetzigem Kammerdiener. Als Vinnie hastig herbeieilte, befahl er ihm, so schnell wie möglich seine Sachen für die Reise zu packen und ihn nach Glen Ruadh zu begleiten. Jahrelang hatte er versucht, mit seinem Vater ins reine zu kommen, doch nun waren seine Hoffnungen zu Asche zerfallen.
    Elinor meinte, sich verhört zu haben, und schaute entgeistert den im Türkischen Salon vor ihr stehenden Bruder der Mutter an.
    Schloss Campions lag am Rande der Moore von Yorkshire, war über dreihundert Jahre alt und beherrschte nicht nur die es umgebende Landschaft, sondern auch das Leben all derer, die in der Nähe wohnten. Der Salon, über dessen Kamin der Wahlspruch der Tallboys “Wie der Anfang, so das Ende” auf dem marmornen Wappen eingraviert war, wurde so genannt, weil ihn viele Kunstgegenstände schmückten, die ein früherer Earl of Malplaquet während seiner Zeit als Botschafter aus der Türkei mitgebracht hatte.
    Manchmal war Elinor, durch Erbrecht Countess of Malplaquet, Viscountess Wroxton und Baroness Sheveborough, Herrin des Besitzes in Yorkshire und vieler anderer Anwesen, zudem in einem alle Vorstellungen übersteigenden Maße reich, der Meinung, sie sei das einzige, was im ganzen Haus nicht als Kunstwerk bezeichnet werden konnte. Sie fand sich nicht hübsch und trug meistens schlichte Kleider. Auch heute hatte sie sich für ein graues Gewand entschieden, dessen einziges modisches Zugeständnis ein kleiner Rüschenkragen war. Die Locken hatte sie sich zu einem einfachen Knoten frisieren lassen und auf jede Art von Schmuck verzichtet.
    “Nein, nie und nimmer!”, antwortete sie nach einer Weile. “Und das ist mein letztes Wort in dieser Angelegenheit, Onkel Chesney!”
    Er begriff ihren Starrsinn nicht und gab ihr zu bedenken: “Du solltest dir die Sache noch einmal gut überlegen. Wirklich!”
    “Nein!”, wiederholte sie mit Nachdruck. “Ich denke nicht daran, sie noch einmal in Betracht zu ziehen. Ich habe nicht die Absicht zu heiraten, und schon gar nicht, das Angebot eines Mannes zu berücksichtigen, dessen Sohn mir nie begegnet ist und den ich auch nicht kennenlernen will.”
    “Aber du musst dich vermählen, meine liebe Elinor”, wandte Chesney ein.
    Sie war ein selbstbewusster, entschlossener Mensch, den selten etwas umstimmen konnte. “Ich muss?”, fragte sie und lächelte flüchtig. “Des Wortes müssen solltest du dich in Bezug auf mich enthalten.”
    Ihr Lächeln nahm der Antwort die Schärfe, doch Chesney merkte, dass sie sich, wie immer, nicht beeinflussen ließ. “Also gut”, murmelte er gequält, “dann werde ich auf dieses Wort verzichten. Du bist jedoch siebenundzwanzig Jahre alt und brauchst einen Gatten, damit deine Güter und Titel einen Erben bekommen. Du willst doch gewiss nicht, dass alles an Ulric fällt.”
    “Keinesfalls!”, erwiderte Elinor und dachte voll inneren Schauderns an ihren Cousin, der durch seinen verschwenderischen Lebenswandel bereits seinen Besitz an den Rand des Ruins gebracht hatte. Es war kaum auszudenken, was geschehen würde, konnte er die Hand auf ihr Vermögen legen.
    “Was hält dich dann davon ab, mit jemandem die Ehe zu schließen?”, wunderte sich Chesney und fügte bekümmert hinzu: “Deine Besitztümer benötigen einen Herrn.”
    “Ach, wirklich?”, fragte Elinor in ironischem Ton. “Hast du dich eigentlich schon einmal bei Henson erkundigt, wie es im Vergleich zu
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