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Der gewagte Antrag

Der gewagte Antrag

Titel: Der gewagte Antrag
Autoren: Paula Marshall
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Militär war, hatten wir keinen Streit.”
    George fand, dass sein Sohn nicht ganz unrecht hatte, ließ sich jedoch nicht anmerken, was er dachte. “Du warst immer ein ungebärdiger, wilder Junge, Charles”, äußerte er und zeigte offen seine Geringschätzung für den zweitältesten Sohn. “Und dann ist aus dir ein zügelloser, eigensinniger Mann geworden. Isabella hast du gegen meinen Willen geheiratet, und du weißt selbst, zu was das geführt hat. Deine …”
    Charles spürte, dass ihm das Blut aus den Wangen wich.
    “Erspar mir das”, unterbrach er den Vater. “Dafür habe ich wahrlich teuer genug bezahlt. In den fünf Jahren seit Fredericks Tod habe ich mich eines mustergültigen Lebenswandels befleißigt und mich ganz deinen Wünschen gefügt. Warum veranlasst dich der gestrige Zwischenfall, der erste Fauxpas nach so langer Zeit, mich heute so abzukanzeln? Ich bedauere ihn mehr als du.”
    “Weil ich mit Sir Chesney Beaumont, dem Onkel der Dame, deren Namen du gestern in deinem trunkenen Zustand besudelt hast, über eine Ehe mit dir gesprochen habe und mit ihm einig geworden bin. Wir hatten vereinbart, dass er zu Lady Malplaquet nach Yorkshire fährt und ihr heute den Vorschlag unterbreitet, derweilen ich zum gleichen Zeitpunkt mit dir rede. Du hingegen warst nicht ansprechbar, da du deinen Rausch ausschlafen musstest.”
    Zum ersten Male verlor Charles die Fassung. “Habe ich richtig gehört?”, fragte er entgeistert. “Du hast für mich eine Ehe mit der Countess of Malplaquet eingefädelt, ausgerechnet mit ihr, ohne mich vorher zu informieren? Du erwartest, dass ich sie heirate, nur weil du es so willst?”
    “Ich sehe, es war ein Fehler”, gestand George frostig. “Ich bin davon ausgegangen, dass du dich wie Frederick verhalten hättest und meine Wünsche dir Befehl gewesen wären. Er hätte diese exzellente Partie nie ausgeschlagen. Durch die Trauung mit Lady Malplaquet wärest du zum reichsten Manne im Lande geworden.”
    “Du machst es dir sehr einfach!”, entgegnete Charles erbost. “Eine Diskussion gibt es nicht. Entweder ich füge mich, oder ich falle in Ungnade, nicht wahr? Du wusstest doch, dass ich mich für Miss Merton interessierte und die Absicht hatte, mich mit ihr zu vermählen. Jedenfalls bis gestern.”
    “Ach, für mich stand diese Verbindung nie zur Debatte”, erwiderte George achselzuckend. “Ich habe darin nur einen weiteren Beweis gesehen, dass du deine jugendlichen Torheiten noch immer nicht abgelegt hast. Du brauchst eine zuverlässige, solide Frau, die dich zur Vernunft bringt. Doch nun frage ich mich, was Lady Malplaquet wohl vom Heiratsantrag eines Mannes halten würde, der ihren Namen in einem Spielclub durch den Schmutz gezogen hat. Warum hast du ausgerechnet sie zur Zielscheibe deines Hohnes erkoren?”
    Charles wusste nicht, was er antworten solle. Jedes Wort hätte die Sache gewiss nur noch schlimmer gemacht. Er war stets auf seine Selbstbeherrschung stolz gewesen und schämte sich nun des taktlosen Verhaltens, das er bei Watier an den Tag gelegt hatte. “Es heißt”, sagte er steif, “Lady Malplaquet sei eine alte Jungfer und ein Blaustrumpf, die ein Gesicht habe, das Pferde abschrecken könne. Außerdem soll sie so sittsam sein, dass vor ihrer Tugend jeder Mann zu Eis erstarrt. Ihr überaus tadelloser Ruf hat mich gestern dazu gebracht, meinen zu verlieren.”
    “Allerdings!”, bestätigte George in kaltem Ton. “Trenchard hat mir berichtet, du habest eine ungeheure Summe … zwanzigtausend Pfund, wenn ich mich recht erinnere … darauf gewettet, dass keine Frau so anständig sein könne und selbst Lady Malplaquet, dieses deiner Meinung nach lächerliche Musterbeispiel an Sittenstrenge, sich deinen Wünschen fügen würde, solltest du sie in Versuchung bringen.”
    Im Stillen schickte Charles ein Stoßgebet zum Himmel, Gott möge ihm das scheußliche Betragen vergeben. Wahrscheinlich war der Anlass die grausame Erkenntnis gewesen, dass ihn zum zweiten Male eine Frau, die ihn seiner Überzeugung nach liebte, betrogen hatte. Und dann hatte er in trunkenem Zustand mit anhören müssen, wie Bobus Beaumont, der Vetter der Countess of Malplaquet, ihre Vorzüge verherrlichte. Er entsann sich, dass er geäußert hatte, alle Frauen, selbst die hochstehendsten, seien leichtfertige Weiber.
    “Du hast allen Grund, beschämt zu sein, Charles!”, fuhr George in abfälligem Ton fort und gab sich keine Mühe, die Verachtung zu verbergen, die er stets für den
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