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Der Geruch von Blut Thriller

Titel: Der Geruch von Blut Thriller
Autoren: Tom Piccirilli
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eben unabhängig und eigensinnig sind, aber Judith hat ihm erzählt, dass jede von ihnen schon mindestens einmal abgetrieben und mehrmals Kokain probiert hat. Dazu mehrere Anzeigen wegen Ladendiebstahls und eines Schaufenstereinbruchs in einem Spirituosengeschäft, wo sie ein paar Flaschen Wild Turkey mitgehen ließen. Diese Art von Jugendlichen hat er früher auf Entzug geschickt. Oder ins Gefängnis.
    »Wir geben Ihnen auch das Geld«, sagt Sally. »Bitte, ach bitte, Mr. Finn.« Sie jammert gerade übertrieben genug, damit er merkt, dass sie es diesmal nicht ernst meinen. »Kommen Sie, das wird lustig. Sie können uns aus Ihrer Jugend erzählen, wie Sie am Nil Met getrunken haben und der kleine Moses in seinem Korb vorbeigeschwommen kam.«

    »Das waren Zeiten«, sagt Finn. »Dem Pharao in seiner Barke zuzuwinken. Mit anzusehen, wie die Pyramiden errichtet werden. All die Sklavenmädchen mit ihren Palmenblättern. Aber warum tut ihr euch nicht einfach ein bisschen was in den Punsch, so wie andere schlimme Mädchen auch?«
    »Mr. Finn ist nicht von gestern, er kennt uns.«
    »Der Mann weiß Bescheid. Er sieht nichts, aber sieht alles.«
    »Deshalb mögen wir Sie, Mr. Finn.«
    »Genau, Sie hören alles, aber Sie verurteilen niemanden, und Sie hauen niemanden in die Pfanne.«
    »Jedenfalls nicht so, dass ihr davon wüsstet«, sagt Finn.
    Er fragt sich, seit wann diese Fünfziger-Jahre-Sprache wieder angesagt ist. Ein paar der Mädchen reden so, und es kommt ihm jedes Mal so vor, als würde er in einem Hot-Rod-Streifen im Autokino sitzen.
    »Wir wissen es«, behauptet Sally, legt einen Arm um ihn und tätschelt ihm sanft den Rücken.
    »Wir vertrauen Ihnen.«
    Sie stecken die Köpfe zusammen und kommen ganz dicht an sein Gesicht heran, zu dicht. Der Begriff Privatsphäre scheint ihnen nicht viel zu sagen. Sie zwingen ihn fast, sie zu berühren. Finn trägt eine teure schwarze Sonnenbrille, in erster Linie, weil sie ihn an seinen Vater erinnert. Wenn die Mädchen reden, spürt er, wie ihr Atem die Gläser beschlagen lässt.
    »Tut mir einen Gefallen, ihr beiden«, sagt er.
    »Was immer es ist, wir gehorchen. Tun wir das nicht immer?«
    »Doch, das tut ihr.«

    »Dann raus damit.«
    »Haltet euch ein paar Tage an die nächtliche Ausgangssperre, bis der Schneesturm vorbei ist und wir uns wieder freigeschaufelt haben, okay? Es soll ziemlich heftig werden.«
    »Nicht an die Ausgangssperre halten? Wir?« Suzy versucht, gekränkt zu klingen. »Das ist nicht Ihr Ernst, solche Mädchen sind wir doch nicht.«
    »Wie gesagt, ich kenne euch.«
    »O ja.«
    »Also versprecht mir das.«
    Sallys Lippen sind zirka fünf Zentimeter von seinem Kinn entfernt. »Aber nur weil Sie es sind, Mr. Finn. Okay?«
    »Gut.«
    »Begleiten Sie uns?«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich gehe erst mal nach Hause. Wir sehen uns beim Abendessen.«
    »Wunderbar!«
    Sie bewegen sich graziös, heben aber kaum die Füße. Ihre Absätze schleifen über die Schieferplatten, als sie halb schlurfend, halb hüpfend in Richtung Eingangstür verschwinden. Er nimmt an, dass sie Händchen halten. Die Hitze steigt ihm in den Kopf. Niemand hat ihn darauf vorbereitet, welche Art von Details er sich ausmalen würde.
    Wenn er sich Sally Smyth vorstellt, sieht er ein Mädchen, neben dem er mal am Imbissstand am Jones Beach stand, als er fünfzehn war. Es war ein mörderisch heißer Sommer, er hatte gerade fünf Kilo Muskeln zugelegt und war ziemlich gut in Form, und das Mädchen hatte schon einen leichten Sonnenbrand. Sie trug einen
Bikini und ein T-Shirt um die Hüften gebunden, einen kupferroten Pferdeschwanz und ein bisschen zu viel Sonnencreme auf Stirn und Kinn, aber sie war verdammt süß. Sie kaufte sich ein Softeis mit bunten Streuseln. Die Waffel war schon aufgeweicht, und an den Seiten tropfte Vanilleeis runter. Sie drehte sich zu schnell herum und stieß aus Versehen mit dem Eis gegen seine Brust. Sie lächelte und entschuldigte sich. Er grinste und fing an zu flirten, aber innerhalb von Sekunden tauchte ein Großmaul auf, das von oben bis unten tätowiert war, und drohte, ihm in den Arsch zu treten. Der Schönling starrte ihn mit finsterem Blick an und ließ die Muskeln spielen, dass sich die Tribal-Tattoos kräuselten. Als das Mädchen ihren Freund wegzog, stand Finn mit klebriger Brust da und sah ihr nach, umgeben von gleichgültigen Menschen, die rempelnd an ihm vorbeidrängten.
    In Suzy Smyth sieht er dasselbe Mädchen.
    Doch in Wahrheit ist es Vi, die ihm
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