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Der Geruch von Blut Thriller

Titel: Der Geruch von Blut Thriller
Autoren: Tom Piccirilli
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Sorgen bereitet.
    Violet Treato ist die Prinzessin der leichten Berührungen. Sie ist knappe achtzehn. Sie hat ein feines Gespür fürs Flirten und scheint ihn tatsächlich zu begehren. Seine Impulskontrolle war nie die beste, und im Dunkeln ist es fast unmöglich, ihr zu widerstehen.
    Als er eines Abends in der ersten Woche des Herbstsemesters nach Hause kam, saß sie in seinem Cottage und trank seinen Glenfiddich. Sie konnte einiges vertragen, war aber schon ziemlich hinüber. Sie drückte ihre Lippen auf seine und riss sich die Bluse auf, presste ihre kleinen Brüste an seinen Körper und nuschelte etwas von seinem Schwanz. Ihre Stimme ging ihm durch und durch. Sie warf seinen Stock beiseite und schob seine Hände zwischen ihre Beine. Den Schlüpfer hatte sie
schon ausgezogen. Sie war feucht und rasiert. Ihre Haut war so frisch und ihre Spalte so warm, dass er fast durchdrehte.
    Er beherrschte sich, löste sich von ihr und hielt sie fest. Über eine Stunde lang redete er mit gedämpfter Stimme auf sie ein und gab ihr Unmengen Kaffee zu trinken. Als er sie fragte, ob sie ihn verstehe, sagte sie: »Ja, natürlich, Finn, aber Sie müssen mich auch verstehen. Ich bin kein kleines Mädchen. Ich mag Sie. Ich will Sie. Ich habe nicht vor, Herzen mit unseren Namen in meine Hefte zu malen. Sie brauchen auch keine Angst zu haben, dass ich Sie belästige. Aber ich will mich Ihnen beweisen. Daran können Sie mich nicht hindern. Irgendwann werden wir zusammen sein. Ich glaube fest daran, und ich glaube an Sie.«
    Es war die Art von Rede, auf die man sein ganzes Leben wartet, und es machte ihm höllische Angst. Fünf Minuten, nachdem Vi gegangen war, kam Judith ohne zu klopfen herein. Sie sah den Glenfiddich, die Kaffeetassen, vielleicht einen Blusenknopf auf dem Boden. Finn fand später zwei auf dem Läufer.
    Sie hatte Vi herauskommen sehen. Er hatte vergessen, dass gelangweilte, unglückliche Menschen immer alles kontrollieren. Von da an schloss er seine Tür ab.
    Finn zieht seinen Mantel an und geht hinaus. Es schneit jetzt stärker. Ein Stück weit entfernt hört er Murphy einen der Wege mit der Schaufel frei kratzen. In spätestens einer Stunde wird er die Schneefräse rausholen und damit die Wege zwischen den Schulgebäuden und den Cottages räumen. Später wird er dann mit dem Schneepflug über den Parkplatz fahren. Wenn der Sturm so schlimm wird wie angekündigt, wird all seine Arbeit
so gut wie umsonst gewesen sein. Judith wird mindestens zwei oder dreimal hinausgehen und ihm heiße Schokolade bringen, ohne ein Wort mit ihm zu wechseln. Sie wird ihm einfach nur den Styroporbecher reichen, sich in ihr Büro zurückziehen und weiter Wache halten.
    Statt nach Hause zu gehen läuft Finn in Richtung Friedhof, er hat das Bedürfnis, sich anzustrengen. Von seinem Cottage ist es ungefähr eine Viertelmeile einen Trampelpfad entlang, der den natürlichen Windungen und Unebenheiten des Geländes folgt.
    Es ist die letzte Möglichkeit für Finn, ein Stück zu laufen, bevor der Sturm richtig loslegt. Er muss sich bewegen. Er fürchtet sich davor, was passieren könnte, wenn er es nicht tut.
    Er muss sich ständig auf die Probe stellen. Es passiert einfach zu schnell, dass man selbstzufrieden und zahm wird und sich nur noch innerhalb vorgefertigter Grenzen bewegt. Immer versuchen andere, nach ihm zu greifen, ihn zu führen, ihm zu helfen, ihn einzusperren, ihn an der Hand zu halten. Er ist ständig kurz davor, zum Krüppel zu werden.
    Bei seiner Arbeit hatte er zwei Blinde kennengelernt, die beide ans Bett gefesselt waren. Der eine hatte seine Wohnung seit vierzig Jahren nicht verlassen und wurde von vorne bis hinten von seiner Frau umsorgt. Als die alte Dame starb, ließ der blinde Greis sie drei Wochen auf dem Bett liegen, aufgedunsen und schwarz vor Fliegen, weil er gelähmt war vor Angst, was danach aus ihm werden würde. Er ernährte sich von verdünnten Dosensuppen und nahm zehn Kilo ab, bis der Gestank die Nachbarn alarmierte und Finn aufkreuzte.

    Der andere war ein siebzehnjähriger Junge, der sein ganzes Leben zu Hause unterrichtet worden war. Er war kein einziges Mal draußen gewesen, ohne dass seine Mutter ihm am Hals geklebt hätte, und dann auch nur in dem kleinen Garten hinterm Haus. Selbst als nach einem Schuss auf der Straße eins der Fenster in die Brüche ging, weshalb Finn gerufen wurde, log seine Mutter und behauptete, es sei ein Golfball gewesen. Als wäre es das Normalste auf der Welt, mitten im East Village
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