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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai
Autoren: Gordon R. Dickson
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Rande eines Abgrunds, in dem uns etwas Großes und Fremdes und vielleicht Schreckliches erwarten mag. Es ist an der Zeit, jeden Schritt sorgfältig abzuwägen. Ja, das ist es in der Tat.“
    „Ich werde der größte General aller Zeiten sein!“ schrie Donal und war genauso verblüfft wie die anderen, als er hörte, wie diese Worte laut und lallend und wie zäh aus seinem Mund quollen. „Sie werden es sehen … ich zeige ihnen, was ein Dorsai zu leisten vermag.“
    Er wußte, daß sie ihn alle anstarrten, obwohl ihre Gesichter wie verschwommen wirkten – bis auf das von Kensie, das schräg gegenüber an der anderen Seite des Tisches schwebte und wie durch eine Schneise im Nebel deutlich zu erkennen war. Kensie sah ihm mit einem melancholischen Blick in die Augen. Donal spürte die Hand seines Vaters auf der Schulter.
    „Zeit, daß wir zu Bett gehen“, sagte Eachan.
    „Ihr werdet es erleben …“, brachte Donal mit schwerer Zunge hervor. Doch die anderen standen auf, nahmen ihre Gläser und wandten sich seinem Vater zu, der sein eigenes Glas erhoben hatte.
    „Auf daß wir alle noch einmal zusammenkommen“, sagte Eachan. Und darauf tranken sie im Stehen. Der restliche Whisky in dem Glas floß geschmacklos wie Wasser über Donals Zunge und durch seine Kehle – und für einen Augenblick löste sich der Nebel vor seinen Augen auf, und er konnte diese großen Männer deutlich vor sich stehen sehen. Sie waren hochgewachsen, selbst nach dem Maßstab der Dorsai. Sogar sein Bruder Mor war einen halben Kopf größer als er, und so wirkte er wie ein halbwüchsiger Junge unter ihnen. Aber gleichzeitig war er in diesem einen Augenblick der Klarheit mit Zärtlichkeit und Mitleid für sie erfüllt – so als sei er der Erwachsene und sie seien die Kinder, die behütet werden mußten. Er öffnete den Mund, um ihnen zum erstenmal in seinem Leben zu sagen, wie sehr er sie liebte und daß er immer da sein würde, um ihnen zu helfen. Doch dann schob sich erneut der Dunst vor seine Augen. Und er spürte nur noch Mor in seiner Nähe, der ihn schwankend zu seinem Zimmer führte.
     
    Etwas später schlug er in der Dunkelheit um ihn herum die Augen auf. Er bemerkte die Konturen einer Gestalt, die die Fenstervorhänge zuzog, um ihn vor dem heller werdenden Licht der beiden gerade aufgehenden Monde abzuschirmen. Es war seine Mutter. Und mit einer plötzlichen, impulsiven Bewegung rollte er sich aus seinem Bett, taumelte auf sie zu und legte ihr die Hände auf die Schultern.
    „Mutter …“, sagte er.
    Mit einem blassen Gesicht, dessen weiche Züge vom Mondschein umspielt wurden, sah sie zu ihm auf.
    „Donal“, sagte sie liebevoll und schlang die Arme um ihn. „Du wirst dir eine Erkältung holen, Donal.“
    „Mutter …“, sagte er heiser. „Wenn du mich jemals brauchen solltest … damit ich dir helfe, mich um dich kümmere …“
    „Ach, mein Junge“, sagte sie und preßte seinen festen, jungen Körper dicht an sich. „Achte auf dich selbst … mein Junge … mein Junge …“

 
Söldner
     
    Donal bewegte die Schultern in der eng sitzenden, zivilen Halbjacke und betrachtete ihre Paßform im Spiegel seiner kleinen, kastenartigen Kabine. Der Mann im Spiegel war beinahe ein Fremder. So sehr hatte er sich in den vergangenen drei Wochen bereits verändert. Nicht daß er sich äußerlich gewandelt hätte – es war seine Selbsteinschätzung, die sich geändert hatte. So waren es nicht allein der Blouson, seine hautenge Unterwäsche und die enge Hose, die in schwarzen Stiefeln steckte, die sein Spiegelbild so unvertraut erscheinen ließen. Es war der Körper in dem ihn von Kopf bis Fuß bedeckenden, einheitlichen Schwarz.
    Der Planet Eintracht mit seinen Menschen von anderen Welten hatte seinen Blickwinkel verschoben. Ihr relativ kleiner Wuchs ließ ihn groß erscheinen. Im Vergleich zu ihrer zarten Statur war er kräftig, und gegen ihre untrainierten Körper war er abgehärtet und muskulös. Auf der Reise zum Arkturussystem war er von Passagieren umgeben gewesen, die ebenfalls von Dorsai stammten, so daß er die langsame Veränderung nicht bemerkt hatte. Erst im ausgedehnten Raumhafenterminal von Newton, inmitten des Lärms von Tausenden, war es ihm auf einmal bewußt geworden. Jetzt war er umgestiegen und auf dem Weg zu den Quäkerwelten, und er erwartete sein erstes Essen an Bord eines Luxusliners, in dem sich kaum noch andere Dorsai aufhalten würden. Er starrte sein Spiegelbild an und fühlte sich plötzlich richtig
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