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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai
Autoren: Gordon R. Dickson
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erklärten.“
    Ian nickte.
    „Nichts verdirbt einen Mann für die Schlacht mehr, als Henker zu spielen“, sagte er.
    „Das begriff auch unser Alter Herr“, sagte Mor. „Wie ich hörte, bekamen sie ihre Scharfrichter – aber nicht von mir.“
    „Begierden sind wie Vampire, die einem die Kraft rauben“, ertönte Eachans nachdrückliche Stimme an der Spitze des Tisches. „Das Soldatenleben ist eine ätherische Tugend. Einem Mann, der nur Blutvergießen, Geld oder Frauen im Kopf hat, habe ich noch nie getraut.“
    „Auf Mara und Kultis sind die Frauen Spitze“, meinte Mor grinsend. „Das habe ich jedenfalls gehört.“
    „Das kann man wohl sagen“, bestätigte Kensie heiter. „Aber irgendwann muß man doch wieder nach Hause.“
    „Gebe Gott, daß ihr alle heil zurückkehrt“, sagte Eachan düster. „Ich bin ein Dorsai und ein Graeme, aber ich wäre glücklicher, wenn unsere kleine Welt die Kontrakte der Außenwelt-Spezialisten mit etwas anderem als dem Blut unserer besten Kämpfer bezahlen könnte.“
    „Wärst du zu Hause geblieben, Eachan“, fragte Mor, „als du jung und tatendurstig warst?“
    „Nein, Mor“, sagte Eachan ernst. „Aber es gibt noch andere Gewerbe als das der Kriegsführung – selbst für einen Dorsai.“ Er blickte seinen ältesten Sohn an. „Als unsere Vorväter vor knapp hundertfünfzig Jahren diesen Planeten besiedelten, verfolgten sie damit nicht die Absicht, für die acht anderen Systeme den Nachschub an menschlichem Kanonenfutter sicherzustellen. Sie wollten nur eine Welt, auf der kein Mensch die Geschicke eines anderen gegen seinen Willen lenken konnte.“
    „Und die haben wir“, sagte Ian rauh.
    „Und die haben wir“, bestätigte Eachan. „Dorsai ist eine freie Welt, auf der jedermann tun und lassen kann, was ihm beliebt – solange er die Rechte seines Nachbarn respektiert. Und nicht einmal alle acht anderen Systeme zusammen würden es wagen zu versuchen, gegen diesen einen Planeten anzutreten. Doch der Preis dafür … der Preis …“
    Er schüttelte den Kopf und schenkte sein Glas wieder voll.
    „Nun, das sind bittere Worte für deinen Sohn, der jetzt in die Fremde zieht“, sagte Kensie. „Das Leben hat, wie es sich uns heute darbietet, auch viele guten Seiten. Außerdem stehen wir derzeit nicht unter militärischem, sondern unter wirtschaftlichem Druck. Wer wollte diesen Planeten schon, außer uns selbst? Das Leben hier ist rauh und hart, ein Kuchen ohne Zucker und Rosinen. Denk nur an die reichen neuen Welten wie Ceta im Tau-Ceti-System oder die noch reicheren, älteren Planeten wie Freiland oder Newton … oder gar die gute alte Venus. Die haben Anlaß, sich Sorgen zu machen. Sie sind es, die sich Gewehr bei Fuß gegenüberstehen im Konkurrenzkampf um die besten Wissenschaftler und Techniker, die begabtesten Künstler und Ärzte. Und je schärfer diese Konkurrenz, desto mehr Arbeit für uns und desto besser unser Leben.“
    „Eachan hat trotzdem recht, Kensie“, knurrte Ian. „Sie träumen noch immer davon, unser freies Volk unter Druck setzen zu können, es zu einem Haufen willfähriger Untertanen zu machen – um diese Untertanen dann dazu einzusetzen, die Kontrolle über alle anderen Welten zu gewinnen.“ Er beugte sich zum Tisch und in Eachans Richtung vor, und im matten Licht des Eßzimmers sah Donal plötzlich den weißen Schimmer der Brandnarbe, die sich wie eine Schlange über Ians Unterarm wand und dann in dem weiten Ärmel seiner kurzen Freizeittunika verschwand. „Das ist die Bedrohung, die wir nie abstreifen können.“
    „Solange die Bezirke eine unabhängige Vertretung im Rat besitzen“, sagte Eachan, „und die Familien in den einzelnen Bezirken ebenfalls autonom sind, haben sie keine Chance gegen uns, Ian.“ Er nickte allen am Tisch Sitzenden zu. „Ich habe meinen Weg bereits hinter mir und bin nach Hause zurückgekehrt. Ihr könnt beruhigt und guten Gewissens in die Kriege hinausziehen. Ich versichere euch: In diesem Haus werden eure Kinder als freie Menschen aufwachsen – frei und nur sich selbst verpflichtet – oder dieses Haus möge verbrennen und nie wiederaufgebaut werden.“
    „Ich vertraue dir“, sagte Ian. Im Halbdunkel glühten seine Augen so hell wie die Narbe; er stand kurz vor der berüchtigten Gefühlseruption der Dorsai, die so leidenschaftslos und tödlich zugleich war. „Ich habe nun zwei Jungen, die unter diesem Dach wohnen. Doch denke daran: Kein Mensch ist vollkommen – nicht einmal ein Dorsai. Es gab
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