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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai
Autoren: Gordon R. Dickson
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Ihre Augen weiteten sich erneut, und ihr Gesicht wurde plötzlich blaß. „O nein …“, murmelte sie und versuchte, sich an ihm vorbeizuschieben. „Bitte, lassen Sie mich gehen. Bitte.“
    Er rührte sich nicht vom Fleck.
    „Vor einem Augenblick“, sagte Donal, „waren Sie dazu bereit, von jemandem wie mir Hilfe zu akzeptieren – vorausgesetzt, der Betreffende könnte sich Ihnen gegenüber irgendwie ausweisen. Sie könnten mir genausogut den Rest erzählen.“
    Bei diesen Worten gab sie ihre Bemühungen auf, vor ihm zurückzuweichen. Sie blickte ihn an und versteifte sich.
    „Ich habe Ihnen nicht das geringste zu sagen.“
    „Nur, daß Sie hier auf jemanden warteten“, gab Donal ironisch zurück. „Daß Sie diesen Jemand nicht kannten, aber damit rechneten, daß es sich um einen Mann handelte. Und daß Sie über seine Aufrichtigkeit im Ungewissen waren, jedoch große Angst hatten, ihn zu verpassen.“ Er bemerkte die Schärfe in seiner Stimme und zwang sich dazu, ein wenig höflicher zu sein. „Und auch, daß Sie sehr beunruhigt und wenig erfahren sind bei dem, was Sie vorhaben. Aus diesen Bausteinen kann die Logik ein Bild formen.“
    „Würden Sie bitte Platz machen und mich vorbeilassen?“ fragte sie ruhig.
    „Logik könnte zu dem Schluß führen, daß Sie in etwas Illegales verwickelt sind“, entgegnete er.
    Sie duckte sich bei diesen Worten, als seien sie harte Hiebe. Dann wandte sie sich zur Korridorwand um und lehnte ihre Stirn wie resignierend an das kühle Metall.
    „Was sind Sie?“ brachte sie mühsam hervor. „Hat man Sie ausgeschickt, um mir eine Falle zu stellen?“
    „Ich habe es Ihnen bereits gesagt“, erwiderte Donal, und in seiner Stimme lag nur eine Andeutung von Ärger. „Ich kam hier nur zufällig vorbei und dachte, ich könnte vielleicht helfen.“
    „Ach, das glaube ich Ihnen nicht!“ sagte sie und bemühte sich, seinem Blick auszuweichen. „Wenn Sie wirklich nur zufällig hierherkamen … wenn niemand Sie hergeschickt hat … dann müssen Sie mich gehen lassen. Und diese Begegnung total aus Ihrem Gedächtnis streichen.“
    „Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn“, sagte Donal. „Sie brauchen ganz offensichtlich Hilfe. Und die kann gerade ich Ihnen gewähren. Ich bin Berufssoldat. Ein Dorsai.“
    „Ach“, meinte sie, und die Anspannung tropfte aus ihr heraus. Sie stand nun erhobenen Hauptes und blickte ihn fest an. Und in ihren Augen las er so etwas wie Verachtung. „Einer von denen.“
    „Ja“, sagte er. Dann runzelte er die Stirn. „Was meinen Sie mit einer von denen ?“
    „Ich verstehe jetzt“, antwortete sie. „Sie sind ein Mietling.“
    „Ich bevorzuge die Bezeichnung Berufssoldat“, sagte er – und nun war er es, der sich ein wenig versteifte.
    „Was auf dasselbe hinausläuft“, sagte sie. „Sie bieten sich an und verkaufen sich.“
    Er spürte, wie kalter Zorn in ihm emporstieg. Er deutete eine Verneigung an, trat zurück und gab ihr damit den Weg frei. „Verzeihen Sie die Belästigung“, sagte er und wandte sich zum Gehen.
    „Halt, einen Augenblick“, gab sie zurück. „Da ich jetzt weiß, was Sie wirklich sind, sehe ich eigentlich keinen Grund, warum Sie mir nicht behilflich sein könnten.“
    „Das habe ich Ihnen bereits klarzumachen versucht“, entgegnete Donal.
    Sie griff in einen Schlitz in ihrem eng sitzenden Gewand und holte einen kleinen, dicken Umschlag hervor, den sie ihm in die Hand drückte. Er enthielt offenbar irgendein Dokument.
    „Sorgen Sie dafür, daß das hier vernichtet wird“, sagte sie. „Ich bezahle Ihnen den üblichen Preis – wie hoch der auch sein mag.“ Sie riß plötzlich die Augen auf, als sie sah, daß er das Blatt aus dem Umschlag zog und den Text las. „Was machen Sie da? Sie dürfen das nicht! Wie können Sie es wagen!“
    Sie griff nach dem Papier, doch er schob sie geistesabwesend mit einer Hand zurück. Sein Blick überflog rasch den Text des Dokuments, das sie ihm gegeben hatte. Und jetzt waren es seine Augen, die sich weiteten, als er das Faksimilebild betrachtete: Es war das der jungen Frau vor ihm.
    „Anea Marlivana“, sagte er. „Auserlesene von Kultis.“
    „Und wenn ich es bin, was dann?“ zischte sie wütend. „Was bedeutet das schon?“
    „Daß ich eigentlich erwartete, Ihre Gene hätten mehr Verstand hervorgebracht“, sagte Donal.
    Sie starrte ihn mit offenem Mund an.
    „Was wollen Sie damit sagen?“
    „Nur, daß Sie einer der schlimmsten Dummköpfe sind, denen ich
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