Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
einen Mann namens Mahub Van Ghent, der vor fünf Jahren davon träumte, im Mittleren Süden ein kleines Königreich zu gründen – es ist nur fünf Jahre her, Eachan!“
    „Das war auf der anderen Seite des Planeten“, antwortete Eachan. „Und er ist umgekommen, durch die Hand eines Benali, eines Angehörigen seiner unmittelbaren Nachbarfamilie. Sein Haus ist niedergebrannt, und seit jener Zeit trägt niemand mehr den Namen Van Ghent. Was willst du noch?“
    „Er hätte eher unschädlich gemacht werden müssen.“
    „Jeder Mann hat das Recht, seinen Weg selbst zu bestimmen“, sagte Eachan sanft. „Solange er damit keinem anderen freien Mann in die Quere kommt. Seine Familie hat genug gelitten.“
    „Ja“, sagte Ian. Er beruhigte sich wieder. Er füllte sein Glas erneut. „Das ist wahr, das stimmt. Ihr kann man keine Schuld geben.“
    „Was die Exotischen Welten angeht …“, warf Mor höflich ein.
    „Ah ja“, gab Kensie zurück, so ruhig und gelassen, als sei sein Zwillingsbruder, der so sehr ein Teil von ihm selbst war, überhaupt nicht aufgeregt gewesen. „Mara und Kultis … zwei interessante Planeten. Laß dich dort nicht vom ersten Eindruck in die Irre führen, Mor … und auch du nicht, Donal. Die Exoten sind ziemlich hartgesotten, trotz all ihrer Künste und Roben und des äußerlichen Gehabes. Sie selbst nehmen keine Waffe in die Hand, aber sie verstehen es, gute Männer anzuheuern. Auf Mara und Kultis ist viel erreicht worden – und nicht nur auf dem Gebiet der Künste. Ihr solltet einmal mit einem ihrer Psychologen sprechen.“
    „Sie sind ehrlich“, sagte Eachan.
    „Das ebenfalls“, bestätigte Kensie. „Aber was mich beeindruckt, ist die Tatsache, daß sie ihren eigenen Weg gehen – ebenso unbeirrt wie wir. Wenn ich noch einmal geboren werden sollte und unter den anderen Welten wählen müßte …“
    „Ich wollte immer nur ein Soldat sein“, sagte Mor.
    „Das meinst du jetzt“, sagte Kensie und nippte an seinem Glas. „Das meinst du jetzt. Aber die Zivilisation ist heute, im Jahre des Herrn 2403, ziemlich komplex und unüberschaubar: Zwölf verschiedene Kulturen haben sich in zwölf verschiedene Ausrichtungen aufgespalten. Vor kaum fünfhundert Jahren hat der Durchschnittsbürger nicht einmal im Traum daran gedacht, den Boden seines Heimatplaneten zu verlassen. Und je weiter wir kommen, desto schneller geht die Entwicklung voran. Und je schneller sie vorangeht, desto weiter kommen wir.“
    „Die Venusgruppe ist der antreibende Faktor, nicht wahr?“ fragte Donal. Seine jugendliche Zurückhaltung wurde vom flüssigen Feuer des Whiskys davongespült.
    „Laß dich da nicht täuschen“, widersprach Kensie. „Die Wissenschaft ist nur ein Weg zur Zukunft. Alt-Venus, Alt-Mars, auch Cassida und Newton – vielleicht haben sie ihren Höhepunkt schon überschritten. Projekt Blaine ist ein reicher und mächtiger alter Mann, aber er weiß nichts von all den neuen Tricks, die sie auf Mara und Kultis und den Quäkerwelten entwickelt haben – oder auch Ceta. Wenn ihr zu den Sternen hinauszieht, dann macht es euch zur Regel, alles zweimal zu betrachten – denn in neun von zehn Fällen wird euch der erste Eindruck in die Irre führen.“
    „Beherzigt seinen Rat, ihr Jungen“, sagte Eachan an der Spitze des Tisches. „Euer Onkel Kensie ist ein ganzer Mann, und er kann auf einen großen Schatz aus Erfahrungen zurückgreifen. Ich wünschte nur, ich könnte euch mit ebenso fundiertem Rat zur Seite stehen. Sprich mit ihnen, Kensie.“
    „Nichts steht still“, fuhr Kensie fort – und bei diesen drei Worten schien all der Whisky auf einmal Donal zu Kopf zu steigen. Der Tisch und die dunklen, grobknochigen Gesichter vor ihm schienen sich im Halbdunkel des Zimmers einzutrüben, und Kensies Stimme dröhnte ihm wie aus weiter Ferne entgegen. „Alles ist im Wandel, und daran müßt ihr immer denken. Was gestern noch in bestimmter Hinsicht als wahr galt, kann heute völlig verkehrt sein. Also seid euch dessen bewußt und vertraut dem Wort eines Mannes nur mit Vorbehalt, selbst dem meinen. Wir haben uns vermehrt wie die biblischen Heuschrecken. Wir haben uns zwischen den Sternen ausgebreitet und uns in verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Ausrichtungen aufgesplittert. Es hat den Anschein, daß unsere Entwicklung dahinrast, auf ein Ziel zu, von dem ich keine Vorstellung habe. Und doch ist dieses komische Gefühl in mir … als befänden wir uns alle in der Schwebe, als ständen wir am
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher