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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen
Autoren: Jacques Berndorf
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die Sprengschächte daran erkennen, daß die Deckel von einem eisernen Kreuz durchzogen sind. Vor dem Hotel auf der Kreuzung war so eine Gruppe von drei Schächten. Da ich keine Lust hatte, in das stille Hotel zu gehen, fuhr ich alle Ausfallstraßen ab. Sie waren alle vermint. Für die zehn- oder zwanzigtausend Einwohner würde das in einem Krieg eine teuflische Falle sein.
      Grübelnd aß ich ein Eis bei einem Italiener und ging dann in das Hotel. Es war dämmrig und vollkommen leer. Ich nahm meinen Zimmerschlüssel vom Brett und stieg durch das fast dunkle Treppenhaus nach oben. Hirschgeweihe, Elchgeweihe, ein ausgestopfter Dachs, ein ausgestopfter Auerhahn, ein riesiges, kitschiges Gemälde von Bismarck, gerahmt in Eichenbretter. Dazu in Linde geschnitzt der Spruch >Der Wald ist mein Zuhause!<
      Die Stille war so total, daß sie in den Ohren dröhnte. Ich zog mich ganz aus, legte mich auf das Bett und starrte gegen die Decke. Flüchtig dachte ich an Krümel und daß es gut wäre, sie jetzt hier zu haben.
      General, laß uns ein Bild malen, ein fotografisches gewissermaßen. Dein Haus unter den Buchen, du hinter dem Haus beim Holzhacken. Du siehst auf die Uhr und findest, daß du genug gearbeitet hast. Du gehst ins Haus, ins Badezimmer, du bist verschwitzt. Du läßt Badewasser einlaufen und schüttest etwas von dem blauen Badezusatz in die Wanne. Dann rasierst du dich. Zu diesem Zeitpunkt freut sich der alte Küster Mattes bereits auf den obligaten Besuch bei dir. Du wirst ihm Zigarren schenken - wie immer. Zu diesem Zeitpunkt fährt Carlo mit seiner alten schönen Honda Custom durch die Wälder. Vielleicht sucht er ein Motiv für ein Bild, vielleicht will er dich besuchen, vielleicht seid ihr sogar verabredet. Zu diesem Zeitpunkt streicht Germaine Suchmann bereits seit Stunden um dein Haus. Eigentlich muß sie dich anpumpen, weil sie am Ende ist. Aber sie traut sich nicht. Dann passiert etwas, General, und an diesem Punkt könntest du mir so etwas wie eine Eingebung zukommen lassen. Du rasierst dich also, und ehe du in das Badewasser steigen kannst, steht jemand in einer der beiden Fenstertüren, oder aber in der Haustür. Ich nehme an, es ist ein Mann. Germaine und der alte Mattes sind gesehen worden, dieser Mann ist von niemandem gesehen worden, niemand hat auf ihn hingewiesen. Daraus schließe ich, daß der Mann nicht über eine der befahrenen Straßen kommt, sondern quer durch den Wald. Vielleicht kennst du ihn, vielleicht kennst du ihn nicht. Ich weiß also nicht, ob du erstaunt bist. Der Fremde schießt und geht dann weg. Nein, halt, er geht eben nicht weg, sondern hebt zuerst sorgsam Patronenhülse für Patronenhülse auf. Er geht nach hinten durch die Buchen den Abhang hinauf. Er trifft erst Mattes, dann Carlo, oder umgekehrt, das spielt eigentlich keine Rolle. Dann geht er weiter quer durch den Wald und erreicht... ja, was erreicht er eigentlich?
      Ich rief im Verteidigungsministerium an. »Kann ich über Sie den Hauptmann Werner Bröder erreichen?«
      »Welche Dienststelle?«
      »MAD.«
      »Ich versuche es mal, aber die werden nicht mehr da sein.« Nach einer langen Pause kam es: »Bröder hier.«
      »Baumeister. Sagen Sie, haben Sie eigentlich feststellen lassen, wer zur Tatzeit mit welchem Auto in der Nähe des Generalshauses in der Eifel gewesen ist?«
      »Ich bin nicht mehr damit befaßt«, knurrte er.
      »Das weiß ich«, sagte ich leutselig, »aber fragen wird man dürfen.«
      »Wir haben erst gar nicht richtig loslegen können mit der Arbeit«, erklärte er verbittert. »Und Ihnen hat man verboten zu recherchieren.«
      »Machen Sie sich nicht lächerlich. Also, Sie wissen nichts. Schönen Abend noch.«
      Wie hieß der Mann, der an der Leiche des Generals dem Arzt das Polaroidfoto wegnahm und es zerriß? John Lennon hatte ihn mit Namen angeredet, aber wie? Dann fiel es mir ein. Ich rief die amerikanische Botschaft in Godesberg an.
      »Ich brauche entweder Mr. John Lennon oder seine Dienststelle. Und dort einen Mann namens Sammy.«
      »Mister Lennon ist in Urlaub. Sammy, sagten Sie? Moment mal.«
      »Ja, bitte?« fragte jemand mürrisch.
      »Sind Sie Sammy?«
      »Das kann sein. Wieso?«
      »Wenn Sie Sammy sind, dann haben Sie in der Eifel an der Leiche des Generals Otmar Ravenstein einem Arzt ein Foto aus der Hand genommen und es zerrissen.«
      »Sie sind der Journalist.«
      »Ja. Ich vermute mal, die CIA hat als einzige die
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