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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner
Autoren: Jack Higgins
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Gesicht.
      Doch Schmerz hatte für Brady jetzt keine
Bedeutung mehr. Er vergaß auch völlig seinen verletzten
linken Arm; er vergaß alles andere; es trat zurück hinter
dem einen Gedanken : Davos zur Strecke zu bringen.
    Als der Ungar einen schweren Tritt erhielt, stürzte er zu
    Boden, rollte über den Rand der Klippe und rutschte auf dem Rücken den felsigen Abhang zum Strand hinunter.
      Brady war völlig ausgepumpt. Er ließ sich
ins Gras fallen und kämpfte nach Atem. Der Hubschrauber flog jetzt
ganz niedrig über die Insel und landete schließlich auf der
Spitze des Hügels.
      Die Pilotenkanzel öffnete sich, und als erster
kletterte ein Polizeiwachtmeister heraus. Anschließend folgte
Inspektor Mallory, der seinen Homburg festhielt, während er unter
dem Kreis der schwirrenden Rotorblätter hervortrat.
      Brady konnte nichts mehr überraschen; er
zögerte jedoch nicht eine Sekunde, sprang auf und kletterte den
Abhang der Klippe hinab. Zuletzt rutschte er mehr, als er ging, und
landete mit einer Ladung herabrollender Steine in einem Sandhaufen.
      Davos taumelte vor ihm die Küste entlang auf eine
Klippe zu, die wie ein Finger in die See hinausstieß und die
beiden Männer von der nächsten Bucht trennte. Ohne lange zu
überlegen, kam Brady wieder auf die Füße und folgte dem
Ungarn.
      Dieser hörte ihn kommen; er blieb kurz stehen,
schaute über die Schulter zurück und sprang dann
schwerfällig ins Wasser. Er watete in die See hinaus, um die
Felsrippe zu umrunden.
      Unbeirrt folgte ihm Brady, und als er ihn erreicht
hatte, standen sie beide bis an den Leib im Wasser. Davos war schon zu
zermürbt und hatte keinen Kampfwillen mehr. Als Brady heran war
und ihn packte, stieß er nur einen unartikulierten Schrei aus und
schlug wild auf das Wasser.
      »Los, du mußt ihnen alles erzählen,
du Halunke«, schrie Brady ihn an. »Du mußt die ganze
Wahrheit berichten!«
    In ihm stieg wieder die Wut hoch, bis es
ihm in den Ohren dröhnte, und er drückte den Ungarn nach
unten. Dessen Gesicht verschwand unter Wasser, doch da wurde Brady von
starken Armen gepackt und beiseite gerissen, und Mallory schrie ihm ins
Ohr: »Es ist alles in Ordnung, Brady! Wir wissen alles!«
      Der Inspektor stand neben ihm; die Schöße
seines Regenmantels trieben auf dem Wasser, was merkwürdig
lächerlich wirkte. Zwei Polizeiwachtmeister ergriffen Davos und
stützten ihn.
      Mallory nahm Brady am Arm und führte ihn
zurück zum Strand. Sie überquerten den schmalen Sandstreifen;
dann ließ sich Brady im Windschatten eines großen,
überhängenden Felsblocks auf den Boden fallen. Er war zu Tode
erschöpft, doch sein Geist arbeitete kristallklar.
      Mallory setzte sich neben ihn und untersuchte seinen verletzten Arm.
      »Das sieht ja nicht sehr hübsch aus. Ich
schätze, wenn ich Sie mir so ansehe, daß Sie wohl ein paar
Wochen im Krankenhaus zubringen müssen.«
      »Das macht gar nichts«, erklärte
Brady. »Aber erzählen Sie mir doch erst einmal, wie Sie es
herausbrachten, daß Davos der Täter ist?«
      »Ihre Freundin, Miss Dunning, hat sich schon um
fünf Uhr heute morgen mit mir in Verbindung gesetzt, nachdem sie
feststellen mußte, daß Sie aus ihrer Wohnung verschwunden
waren.«
    »Und Sie haben ihr sofort geglaubt?«
      Mallory schüttelte den Kopf. »Nein, das
nicht; aber sie hat mich immerhin nachdenklich gemacht. Ich war noch
mit ihr zusammen, als ich einen Anruf von Guy's Hospital erhielt. Ich
hatte nämlich einen Mann dort an das Krankenbett von Mrs. Rose
Gordon gesetzt, der darauf warten sollte, bis sie das Bewußtsein
wieder erlangte, und der dann ein paar Fragen an sie richten
sollte.«
      »Aber Haras hat sie doch in den Kopf
geschossen«, wandte Brady verblüfft ein. »Ich habe es
doch selbst gesehen!«
    »Nein, er hat sie nur gestreift«, berichtete Mallory. »Und Mrs.
    Rose Gordon machte dann eine äußerst interessante
Aussage. Ich habe mich daraufhin sofort mit der Royal Air Force in
Verbindung gesetzt.«
    »Der Hubschrauber war wirklich ein guter Einfall.«
      Mallory lächelte befriedigt. »Ja, er nahm
uns in South Bank auf. Ich wollte so schnell wie möglich hierher
gelangen. Meine einzige Sorge war nämlich, daß Sie mit Davos
auf eigene Faust abrechnen würden, bevor wir hier
eintrafen.«
      Eine kleine Steinlawine kam den Abhang
heruntergerollt, und als Brady hochschaute, sah er Anne Dunning, die
gerade die letzten Meter des Steilhangs zum Strand heruntergerutscht
kam.
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