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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner
Autoren: Jack Higgins
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einfach keine andere Wahl
blieb. Plötzlich hörte er auch die Hunde wieder bellen, und
mit einemmal stand er erneut knietief im Wasser. An dieser Stelle
endete der Strand unvermittelt, und die See brach sich zwischen
gezackten Felsen.
    Nicht allzu weit entfernt erhob sich ein
aus grauen, verwitterten Steinen roh errichtetes Bootshaus. Eine
Gleitbahn führte aus dem Schuppen direkt in das klare, grüne
Wasser der See. Jenseits der kleinen Bucht, die sich zwischen ihm und
dem Bootshaus erstreckte, schob sich ein Hügelrücken in die
See hinaus. Hinter dessen Höhenzug kräuselte sich eine
Rauchfahne in den grauen Morgenhimmel. Wahrscheinlich lag dort das
Dörfchen Harth. Als sich Brady zur See umdrehte und hinausschaute,
erblickte er dort Shayling Island, halb hinter Regenschleiern
verborgen.
      Er stieg in das seichte Wasser hinein und watete zum
Bootshaus hinüber. Das hölzerne Tor war nicht verriegelt,
doch das hatte Brady auch nicht erwartet. Fischerdörfer glichen
sich in ihren Einzelheiten überall auf der ganzen Welt. Ihre Boote
wurden niemals hinter Schloß und Riegel gehalten; denn zu oft
traten Notfälle ein, wo es galt, schnell auf dem Wasser zu sein.
      Brady riß die Torflügel weit auf und trat
in das Innere des Bootshauses. Als erstes fiel ihm ein schwerer
Fischkutter auf, für dessen Bedienung mindestens drei Mann
notwendig waren. Daneben lag jedoch ein kleines, schmales Segelboot.
      Der Wind hatte unterdessen aufgefrischt und ließ
auf den Wellenkämmen kleine Schaumkronen entstehen. Brady schob
das Segelboot ins Wasser und richtete den Mast auf. Das Segel
blähte sich, sowie er es aufgezogen hatte; das Boot legte sich
stark auf die Seite und holte Wasser über. Mit seinem
Körpergewicht glich Brady die Neigung aus, und wenige Augenblicke
später schoß er aus der stillen Bucht hinaus auf das bewegte
Meer.
    Er war zum letztenmal als Junge
während der Sommerferien gesegelt; das war damals in der Nähe
von Kap Cod gewesen; aber er hatte niemals ein solches Wetter wie jetzt
erlebt. Das leichte Boot war auch nicht für den stürmischen
Seegang geschaffen und hüpfte wild über die Wellen. Dabei
holte es ständig Wasser über. Innerhalb kurzer Zeit war er
bis auf die Haut durchnäßt und fror erbärmlich. Er
stemmte sich verzweifelt mit seiner ganzen Kraft gegen die Ruderpinne,
als der Wind noch mehr auffrischte und die Wellen immer drohender
anzusteigen begannen.
      Durch den Vorhang des herniederprasselnden Regens
stieg die Insel immer größer aus der See herauf.
Mächtige Klippen tauchten auf, an deren Fuß sich die Wellen
donnernd brachen und über gezackte, drohende Felsbrocken
zerstäubten.
      Brady konnte nirgends ein Fleckchen Sand entdecken,
das zum Landen geeignet gewesen wäre. Er versuchte, das Segel fest
zu trimmen, um an der Küste der Insel entlangzusegeln, aber der
Wind war zu stark und trieb ihn immer näher an die Brandungszone
heran. Schließlich waren die Klippen kaum noch hundert Meter
entfernt.
      Eilig raffte Brady die Segel und griff nach den
Rudern, aber es war bereits zu spät. Eine Riesenfaust ergriff ihn
und die Nußschale von Boot und warf sie vorwärts auf die
Brandung zu. Eine unheimliche, wirbelnde Strömung erfaßte
das Boot und trieb es im Kreis umher; dann stürzte es
plötzlich in ein Wellental, so daß das Wasser laut gegen den
Bootskiel klatschte. Auf der einen Seite sackte das Wasser
plötzlich ab; weißer Schaum sprühte in die Luft, und
dann erschienen überall Felszacken um das Boot herum, als die
Welle zurückrollte.
      Das Boot trieb breitseits in der Brandung; dann wurde
es erneut hoch emporgehoben und auf einen mächtigen, grünen
Felsbrocken geschleudert. Brady stürzte über das Heck hinaus
und verschwand in einem Hexenkessel kochenden Wassers.
      Mühsam versuchte er sich aufzurichten. Rund um
ihn her tauchte Geröll auf und verschwand wieder, je nachdem, ob
die Wellen anbrandeten oder sich zurückzogen. Unter einem neuen
Ansturm wurde Brady mit unwiderstehlicher Gewalt emporgehoben und
über das Riff hinweg weiter landeinwärts geschleudert.
    Saugend und schmatzend zog sich das
Wasser wieder zurück. Er krallte die Finger in den Kies und
quälte sich auf die Knie hoch.
      Dann kroch er vorwärts und kletterte verbissen
über das Geröll. Einen Augenblick später war das Wasser
schon wieder heran, quirlte um seine Beine und stieg bis zu seinen
Hüften an. Es zerrte an seinen Gliedern und versuchte, ihn
hinauszureißen auf die See. Er
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