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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner
Autoren: Jack Higgins
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Minuten
Vorsprung, das mußte genügen. Er stürzte sich in das
Gehölz hinein und brach durch eine Schonung junger Tannen, deren
Zweige sein Gesicht peitschten.
      Er ließ sich jedoch nicht aufhalten, sondern
stürzte mit vorgehaltenem Arm immer weiter, bis er plötzlich
stolperte und zu Boden fiel. Er überschlug sich, rollte durch
verdörrtes Farnkraut eine kleine Böschung hinunter und
landete in einem kleinen Bach.
      Das Wasser war kaum einen halben Meter tief. Er folgte
seinem Lauf zehn oder zwanzig Meter weit; das braune Wasser spritzte um
ihn herum hoch auf, während er vorwärts stürmte.
Plötzlich weitete sich jedoch der Bachlauf zu einem kleinen runden
Teich, in dem das Wasser tiefer wurde.
      Trotzdem watete er weiter bis zur anderen Seite und
zog sich dort an der steilen, überhängenden und mit
Felsbrocken übersäten Uferböschung hoch.
    Irgendwo in der Nähe heulte der
Dobermann auf, und Brady konnte hören, wie das Tier in
mächtigen Sätzen durch das trockene Unterholz brach. Kurz
entschlossen streifte er sein durchnäßtes Jackett vom Leibe.
Kaum hatte er es ausgezogen, da stürzte der Hund am anderen Ufer
des Teiches aus dem Gehölz und sprang ins Wasser. Mit schnellen
Zügen paddelte er auf Brady zu.
      Als er nur noch einen Meter entfernt war, warf ihm
Brady seine Jacke über den Kopf. Der Dobermann versuchte sich
aufzurichten, knurrte heiser und kämpfte verzweifelt, um sich zu
befreien. Brady hatte unterdessen jedoch schon einen Felsbrocken von
der Größe eines Männerkopfes aufgegriffen. Er watete
damit ins Wasser und schleuderte den Stein mit aller Kraft auf den
Hund.
      Der Dobermann heulte einmal klagend auf; dann erstarb jede Bewegung.
      Brady wandte sich schwerfällig ab. Nach Atem
ringend kletterte er über die schlüpfrigen Steine zurück
ans Ufer. Alles, was er jetzt noch zu tun hatte, war, Davos
zuvorzukommen und als erster in dessen Haus zu gelangen. Todsicher
mußte es dort noch andere Schußwaffen geben…
      Wahrend er durch die Tannen kroch, schmeckte er Blut
in seinem Mund. Wahrscheinlich hatte er sich in der Aufregung des
Kampfes auf die Zunge gebissen. Endlich gelangte er an einen freien
Platz. Der Wald trat hier in einem Bogen zurück, wuchs aber auf
beiden Seiten bis dicht an den Zaun heran. Brady rannte auf die
Einzäunung zu, aber plötzlich hörte er einen Wutschrei,
und etwa fünfzehn Meter weiter links tauchte Davos aus dem
Gehölz auf. Der Ungar bewegte sich mit erstaunlicher Schnelligkeit
und feuerte im Rennen den ersten Lauf ab. Brady, der den Zaun schon
fast erreicht hatte, duckte sich, als die Schrotkugeln über ihn
hinwegpfiffen; dann kletterte er über den Zaun und rannte weiter.
Er war jetzt jedoch schon so erschöpft, daß er von einer
Seite zur anderen taumelte.
    Er war kaum weiter als zehn Meter
gekommen, da hatte auch der Ungar den Zaun erreicht und feuerte den
zweiten Lauf seiner Doppelflinte ab. Brady stieß einen
Schmerzensschrei aus, stolperte und überschlug sich. Kurz vor dem
Abhang der Klippe blieb er liegen, mit dem Gesicht nach oben. Ein Stein
drückte sich schmerzhaft in seinen Rücken.
      Die Hauptladung der Schrotpatrone war vorbeigegangen,
aber verschiedene Kugeln hatten ihn an der linken Schulter und am Arm
erwischt. Mühsam richtete er sich auf. Sein Gesicht war grau vor
Schmerz; Blut sickerte durch den Stoff des Ärmels.
      Davos kam den Abhang herunter auf ihn zu und blieb in
etwa zwei Meter Entfernung vor ihm stehen. Er war weiß vor Wut;
seine Backenmuskeln traten hervor.
      »Ich könnte Ihnen vieles verzeihen,
Brady«, stieß er hervor, »aber nicht Nero. Nicht
meinen Hund!«
      Von der See her kam in etwa einer viertel Meile
Entfernung ein Hubschrauber auf die Insel zugeflogen. Seine wirbelnden
Flügel bildeten einen gelblichen Fleck am grauen Himmel. Davos
jedoch achtete nicht auf das ferne Dröhnen der Motoren. Er lud
seine Flinte neu, ohne Brady dabei eine einzige Sekunde aus den Augen
zu lassen.
      Der Stein, auf dem Brady lag und der sich ihm in den
Rücken drückte, hatte etwa die Größe eines
Tennisballs. Mit der rechten Hand tastete Brady vorsichtig danach und
schleuderte ihn in einer überraschenden Bewegung mit aller Kraft
in das Gesicht des Ungarn.
      Der Stein traf Davos über dem rechten Auge. Er
schrie auf und ließ das Gewehr fallen. Brady rappelte sich hoch
und stürzte auf seinen Gegner zu. Halb verrückt vor Schmerzen
und Wut schlug Davos wild um sich und traf Brady ins
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