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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner
Autoren: Jack Higgins
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die Sichtweite auf dreißig bis
fünfunddreißig Meter reduziert. Brady schritt entschlossen
den Bürgersteig entlang; doch alle seine Sinne waren angespannt
und auf der Hut.
    Eine halbe Stunde später wagte er in
einer kleinen Nebenstraße in der Nähe der Albert Hall den
ersten Coup, der ihm seine weiteren Unternehmungen erleichtern sollte.
In einer Straßeneinbuchtung war ein kleiner, zerbeulter Wagen
geparkt. Das Türschloß funktionierte nicht mehr richtig,
doch der Eigentümer hatte die Wagenschlüssel mitgenommen.
Trotzdem stieg Brady ein und suchte mit den Händen hinter dem
Armaturenbrett nach den Drähten der Zündung. Es gelang ihm,
einen Kurzschluß herbeizuführen, und wenige Minuten
später fuhr er vorsichtig davon.
      In einer ruhigeren, verkehrsarmen Straße stoppte
er nach einer gewissen Zeit abermals und besah auf der Karte seine
Route. Zum Glück kannte er Essex ziemlich gut. Vor drei Jahren
hatte er als Bauingenieur an einem Brückenprojekt in der Nähe
von Chelmsford gearbeitet.
      Das Fischerdörfchen Harth lag an der Spitze einer
Landzunge, die gerade dort in die See hinausragte, wo der Blackwater
River mündete. Die ganze Gegend dort schien nur spärlich
besiedelt zu sein, und die Karte verzeichnete wenig Straßen.
Shayling Island lag, wie ihm das Serviermädchen richtig gesagt
hatte, etwa zwei Meilen vor der Küste.
      Nachdem er sich so informiert hatte, stopfte Brady die
Karte wieder in die Tasche und fuhr weiter. Die Benzinuhr zeigte
mehrere Liter Treibstoff an, die sich im Tank befanden; doch im
Augenblick konzentrierte er sich ganz auf das Fahren. Alle
zweitrangigen Probleme konnten bis später warten.
      Merkwürdigerweise war der Verkehr auf den
Straßen noch immer sehr stark. Brady wunderte sich darüber,
dachte aber, daß dies wohl Leute seien, die durch den Nebel
aufgehalten wurden. Nachdem er erst einmal die Innenstadt von London
hinter sich gelassen hatte, hielt er sich mehr an die
Nebenstraßen, hielt aber trotzdem die allgemeine Richtung nach
Romford ein. Endlich stieß er auf die Landstraße nach
Chelmsford und bog auf diese ein.
    Nachdem er durch Romford hindurchgefahren
war, glaubte er, die größte Gefahr zunächst hinter sich
gebracht zu haben, und entspannte sich etwas. Er steckte sich eine
Zigarette an und schaute weiter auf die Fahrbahn. Der Nebel war hier
nicht so dicht wie in London, erwies sich aber immer noch als sehr
störend, und Brady brauchte eine volle Stunde, ehe er die
Überlandstraße verließ und in ein Gewirr von kleineren
Landstraßen einbog.
      Er mußte häufig anhalten, um die Karte zu
studieren, und er passierte mehrere Dörfer, bis er plötzlich
feststellen mußte, daß er doch eine falsche Richtung
eingeschlagen und sich verfahren hatte.
      Als das erste graue Licht der Morgendämmerung
durch den Nebel sickerte, fuhr er gerade durch die Straßen von
Southminster.
      Er folgte dann über etwa eine halbe Meile der
Straße nach Tillingham, doch dann begann plötzlich der Motor
leiser zu werden, hustete noch einige Male asthmatisch und erstarb
endlich völlig.
      Die Benzinuhr zeigte noch immer etwa acht Liter
Tankinhalt an; Benzinmangel konnte also nicht die Ursache für das
Versagen des Motors sein. Trotzdem stieg Brady aus und versuchte, einen
Blick in den Tank zu werfen. Er überzeugte sich davon, daß
tatsächlich noch Benzin vorhanden war. Also klappte er die
Kühlerhaube hoch und untersuchte den Motor.
      Er war in seine Tätigkeit sehr vertieft, als
plötzlich ein Polizeiwachtmeister auf einem Fahrrad aus dem Nebel
heraus auftauchte und mit flatterndem Cape auf ihn zufuhr. Als der
Polizist den parkenden Wagen sah, hielt er an, lehnte sein Rad gegen
die Hecke und trat zu Brady.
    »Nun, haben Sie eine Panne?« fragte er leutselig.
    Brady beugte den Kopf tief über den ölverschmierten Motor.
    »Ja, aber es ist nichts Besonderes. Ich werde den Fehler schon finden, vielen Dank.«
      Wie hatte doch immer Evans gesagt? fragte sich Brady.
Ganovenpech… Das war das Unerwartete, das nicht
Vorausberechnete, das einem Flüchtling den Hals brechen konnte.
      »Sie sind nicht aus dieser Gegend hier, nicht wahr?« fragte der Polizist weiter.
      »Nein, ich bin nur auf der Durchfahrt«,
erklärte Brady. Ein langes, lastendes Schweigen trat ein, bis
schließlich der Polizist fragte: »Darf ich wohl einmal
einen Blick auf Ihren Führerschein werfen, Sir?«
      »Oh, es tut mir schrecklich leid, aber ich
muß gestehen, ich habe ihn gar
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