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Der geheimnisvolle Gentleman

Der geheimnisvolle Gentleman

Titel: Der geheimnisvolle Gentleman
Autoren: Celeste Bradley
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riss die verrotteten Planken auseinander.
    »Wir müssen hier raus«, schrie sie den kaltblütigen kleinen Mann an. »Wir werden noch alle umkommen.«
    »Nein«, sagte er geduldig, doch laut genug, dass er über dem Kreischen zerberstenden Holzes zu hören war. »Nur Ihr werdet sterben. Ich werde gewinnen.«
    »Was gewinnen?«, schrie sie verzweifelt. »Warum tut Ihr all das?«
    »Weil ich es wissen muss«, antwortete er ruhig. »Ich habe eine Theorie, und ich will sie beweisen.« Er bohrte den Lauf der Pistole in Walters Schläfe. Was Olivia jedoch noch mehr einschüchterte, war die Tatsache, dass Walter überhaupt nicht reagierte. Die Schimäre fuhr fort: »Ich will wissen, ob Euer Mann Mitglied eines Geheimbundes ist.«
    »Ich weiß es nicht!« Olivia hielt es nicht länger aus. Walter starb, niemand kam, und sie hatte große Angst, dass sie dem elenden kleinen Bastard alles sagen würde, was sie wusste, und dass er sie und Walter dennoch umbringen würde.
    Um sie herum begann die Mühle wegen des entstehenden Drucks des nicht richtig funktionierenden Wasserrades
in sich zusammenzubrechen. Als würden ihre Gebete erhört, stürzte ein großer Balken auf den kleinen Mann und ließ ihn vor Walter zu Boden stürzen.
    Seine fein gekleideten Beine ragten unter einem alten, von Hand behauenen Dachsparren hervor. Sie waren das Einzige, das von ihm noch zu sehen war.
    Olivia warf sich auf die Knie und schlang ihre Arme um ihren Bruder. »Walter?«, schrie sie und versuchte, den Wahnsinn um sie herum zu übertönen. »Walter, wir müssen hier raus! Du musst mir helfen!«
    Walter bewegte sich leicht und blinzelte sie an. Er lächelte. »Du hast ihn erwischt, Livvie.«
    Dann krachte das Dach über ihnen zusammen.
     
    Von Galahads Rücken aus beobachtete Dane voller Entsetzen, wie die klapprige Mühle in sich zusammenfiel. Er wusste, dass Olivia dort drinnen war, denn er hatte gehört, wie sie den Namen ihres toten Bruders gerufen hatte.
    Dane sprang vom Pferd und stürmte in das Gebäude, wich herabfallenden Balken und Steinen aus und brüllte unablässig ihren Namen. Er sah Wallingfords Leiche, der Schädel von einem herabstürzenden Stein zertrümmert.
    Er vernahm einen wortlosen gedämpften Schrei aus einem Geröllhaufen. Es schien, als hätte die Hälfte des Daches sie unter sich begraben. Er hatte keine Zeit, Hilfe zu holen. Der Rest der Mühle konnte augenblicklich auf sie niederstürzen.
    Er war der Einzige, der sie retten konnte. Er drückte seine Schulter gegen den größten Brocken. Er bewegte sich kaum. Guter Gott, nicht einmal seine extreme Muskelkraft würde ausreichen. Zum ersten Mal in seinem Leben wünschte sich Dane noch größer zu sein, als er ohnehin schon war. Er würde freiwillig zu einem Riesen werden und in einer Höhle leben, wenn er nur stark genug wäre, um sie aus diesem Schutt herauszuholen.
    Er strengte sich mächtig an und stieß ein wortloses Gebrüll
aus, während er mit aller Kraft schob. Sie würde nicht hier sterben!
    Das Dachstück rutschte zur Seite. Er spürte, wie der Boden unter seinen Füßen schwankte. Es blieb ihm nicht viel Zeit.
    Die restlichen Teile waren groß, aber nicht so sperrig. Endlich hob er den letzten Balken von ihr. Sie hatte die Arme um einen dünnen Mann mit hellbraunen Haaren geschlungen. Offenbar war Walter doch nicht tot, noch nicht. Dane kniete sich neben Olivia und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. »Liebes, wach auf!«
    Endlich atmete sie tief ein, dann hustete sie. »Es tut so weh …«
    Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und brachte sie dazu, ihn anzusehen. »Du hast wahrscheinlich ein paar gebrochene Rippen, Liebste.« Bitte, bitte, lass das alles sein! »Kannst du aufstehen?«
    Sie schaffte es mit seiner Hilfe, taumelte, als die Mühle wild unter ihnen schwankte. »Die Mühle! Dane, du musst Walter helfen …«
    Dane hatte ihn bereits auf die Schulter genommen. Er streckte ihr seine Hand hin und führte sie zu der eingefallenen Außenwand hinüber. »Ich glaube nicht, dass wir unten rauskommen!«, rief er, als das Knarren und Ächzen der einstürzenden Mühle immer lauter wurde. »Wir müssen in den Fluss springen.«
    »Hier nicht!« Sie deutete auf das Mühlrad. »Wir sind zu nah …«
    Irgendetwas traf Dane von hinten und stieß ihn mitsamt seiner ohnmächtigen Last in den Fluss.
    »Dane!«

35. Kapitel
    V oller Entsetzen beobachtete Olivia, wie die beiden Männer, die sie über alles auf dieser Welt liebte, in den Strudel des Mühlrades stürzten.
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