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Der geheimnisvolle Gentleman

Der geheimnisvolle Gentleman

Titel: Der geheimnisvolle Gentleman
Autoren: Celeste Bradley
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mehr nur ihr selbst. Sie hatte ihm genau das Gleiche angetan, was sie ihm zum Vorwurf gemacht hatte.
    Sie hatte zu schnell die Flinte ins Korn geworfen und nicht an ihn geglaubt, dass er mit ihr zusammen etwas Wunderbares aus dem Feuer, das zwischen ihnen brannte, erschaffen könnte. Er hatte sie einmal enttäuscht, also hatte sie sich von ihm abgewendet.
    Und jetzt war er fort, davongeritten, und der Himmel wusste, wann sie ihn wiedersehen würde.
    Walter bewegte sich neben ihr.
    »Walt?« Sie kniete sich hin und legte ihre Hände auf seine Schultern. »Walt? Bitte, wach auf!«
    »Livvie?« Seine Stimme klang krächzend. »Das ertrag ich nicht! Ich bin verrückt geworden!«
    Olivia lachte. Tränen der Freude und Erleichterung füllten ihre Augen. Sie schlang ihre Arme um ihren Bruder. »Walt, du bist nicht tot!«
    Er hustete. »Nein, aber ganz offensichtlich verrückt«, krächzte er. »Verdammte Scheiße! Ich hab mir solche Mühe gegeben, dass es nicht passiert.«
    Olivia lachte und lachte und hielt sich an dem einzigen Menschen auf dieser Welt fest, von dem sie wusste, dass er sie liebte.
    »Livvie, dafür dass du nur ein Geist bist, kannst du einem Kerl ganz schön die Luft abschnüren.«
    »Oh!« Sie ließ ihn los, kichernd und weinend zugleich. »Es tut mir leid, ich bin nur so …«
    »Himmel«, ächzte Walter. »Du bist echt!«

    »Ja.« Sie versuchte, sich zusammenzureißen. »Ich bin so froh, dass du lebst und dass es dir gut geht …«
    Walt hustete wieder. »Das Letzte musst du leider streichen. Ich bin krank, schon seit … ich weiß nicht genau, wie lange schon, ich bin verdammt schwach.«
    »Du bist vor über einem Monat ertrunken«, erzählte ihm Olivia.
    Walter schnaubte. »Bin ich nicht! Kannst du dir vorstellen …« Sein verletzter Stolz wurde durch erneutes Husten unterbrochen. Olivia klopfte ihm helfend den Rücken.
    »Es war der verdammte Kammerdiener.«
    »Ja«, stimmte Olivia zu. »Verdammter Sumner.«
    »Genau. Verdammter … warte: Woher kennst du Sumner?«
    Olivia seufzte. »Um es kurz zu machen …« Sie zählte an ihren Fingern ab: »Ich habe ihn eingestellt. Er sorgte dafür, dass die Herzogin von Halswick sich übergab. Er machte mich auf meinem eigenen Jagdball zum Narren. Er hat versucht, George umzubringen. Er hat meinen Mann dazu gebracht, mich zu verlassen. Er hat auf mich geschossen. Er hat mich entführt …« Sie dachte einen Moment nach. »Ja, das ist so ungefähr alles.«
    Walt pfiff durch die Zähne. »Verdammtes Schwein.«
    Olivia nickte traurig. »Ja, verdammtes Schwein.«
    »Hm. Ein Mann?«
    »Lord Greenleigh. Sehr gut aussehend.«
    »Der ›Däne‹. Nicht schlecht. Dieser George?«
    Olivia seufzte. »Der Prinzregent. Sehr süß.«
    »Oh, du bist ja ganz schön rumgekommen! Die Herzogin von Halswick, hä? Muss der Räucherfisch gewesen sein.«
    Olivia nickte. »Unter ihrem Ei versteckt. Hat eine ganze Reihe schöner Teppiche ruiniert.«
    »Verdammter Sumner.«
    Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander. Dann rührte sich Walter. »Wie geht’s Mutter?«

    »Steht unter Arrest. Vater auch.«
    Walter seufzte. »Ich hab versucht, sie da rauszuholen, Livvie. Nur noch ein paar Wochen und ich hätte Miss Hackerman geheiratet.«
    »Ich weiß.« Olivia lehnte sich zurück und stützte sich dabei auf den Händen ab. »Aber wenn ich du wäre, wäre ich lieber in dieser Mühle gefangen.«
    Walt ließ sich glucksend zurückfallen.
    Sein Lachen wurde immer wieder von Hustenanfällen unterbrochen. Olivia beobachtete ihn mit einem Lächeln auf den Lippen.
    »Walter, wir kennen diese Mühle besser als irgendwer sonst. Warum bist du nicht schon längst geflohen?«
    Walter hielt die Luft an. »Ah, dann hast du die Hundeleine noch nicht entdeckt?« Er machte irgendeine Bewegung, und Olivia hörte eine Kette über den Boden rasseln. »Ist um meinen Knöchel gebunden. Angeleint bin ich, wie ein verdammter Hund.«
    »Ist sie sehr lang?« Wenn sie über den Mühlstein in die Kammer des Müllers darüber klettern könnten …
    »Ich kann hier im Raum herumlaufen«, sagte er, »aber nicht überall hin. Das verdammte Ding wickelt sich um den Mühlstein.«
    Der Mühlstein.
    »Walt, wenn ich die Hebel bewegen könnte, meinst du, der Mühlstein würde die Kette zerquetschen?«
    »Das ist mein Lieblingsplan«, nickte er zustimmend. »Dagegen gibt es allerdings zwei Einwände. Erstens: Ich konnte den Hebel nicht selbst betätigen.«
    »Das kann ich ja jetzt übernehmen«, sagte Olivia
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