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Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Titel: Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
Autoren: Libba Bray
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höre das wahnsinnige Klopfen ihres Herzens. Rieche den schwachen Duft von Ruß a us den Rauchfängen Londons , von Fliederpuder und noch etwas anderem. Unter ihrer Haut ist Angst. Schmerz. Reue. Sehnsucht. Ein unbändiges Verlangen nach magischer Kraft. Alles zusammen. Wir sind verbu n den. Es ist , als befänden wir uns im Mittelpunkt eines mächtigen Sturms. Um uns dreht sich die Welt des Magischen Reichs wie ein riesiges Kaleid o skop , eine endlose Brechung von Bildern. So viele Welten! So viel zu entd e cken.
    Ja , scheint Miss Moore in meinem Kopf zu sagen. So vi e les , w as Sie nicht kennen.
    Es zieht mich zu allem hin. Ich spüre , wie sich jede Zelle in mir ausdehnt , bis ich Teil von allem bin , was ich sehe. Ich bin das Blatt , das sich in einen Schmetterling verwandelt , und ich bin der Fluss , der die Steine am Ufer glättet. Ich bin der hun g rige Magen der Wäscherin , die bittere Enttäuschung des Ba n kiers über seine Kinder , der sehnsüchtige Wunsch des jungen Mädchens nach einem aufregenden Erlebnis. Ich möchte zugleich lachen und weinen. Es ist so viel , so viel.
    Ein frostiges , trostloses Ödland kommt in Sicht. Wir schweben über zerklüftete Berge unter einem gnadenl o sen Himmel. Ein Heer verirrter Seelen beklagt die Leere. Ich kann sie in meinem Innern fühlen. Die Angst. Die Wut. Ich bin das Feuer. Ich bin das zerstörende Monster. Ich habe nicht den Wunsch , den grausamen Kampf zu beenden. Der Kampf ist es , der mich am Leben hält.
    Ich spüre , wie sich Miss Moores Arm fester um meinen schlingt. Sie will nicht ein zweites Mal abgelehnt werden. Ich spüre nun nichts mehr außer unserem Ringen. Nur eine von u ns beiden kann aus dem Brunnen auftauchen. Als könnte sie meine Gedanken lesen , wirft sich Miss Moore gegen mich. Sie will gewinnen , will es mit jeder Faser ihres Herzens.
    Auch ich möchte gewinnen.
    Du musst dir darüber klar werden , w as du erreichen willst , i n welcher Form die Magie gebunden werden soll. Ich muss überlegen , wie ich die Magie bändigen kann , aber das ist schwierig , mitten in diesem verzweifelten Kampf. Ich sehe nur Miss Moore , meine Lehrerin , meine Freu n din , meine Feindin. Und plötzlich weiß ich , was ich tun muss.
    Mit einem kräftigen Tritt stoße ich Miss Moore von mir. I h re Augen weiten sich. Sie weiß , was ich vorhabe. Sie springt auf mich zu , aber diesmal bin ich schneller , beflügelt durch meine Entschlossenheit. Ich tauche glatt und glänzend wie ein neugeborenes Baby aus dem Bru n nen auf. Ich halte meine Hände über die Wasseroberfl ä che und spreche die Worte , die hoffentlich das Gleic h gewicht wiederherstellen werden.
    »Ich versiegele die Magie. Auf dass das Gleichgewicht des Magischen Reichs wiederhergestellt und seine Maje s tät durch niemanden mehr gestört werde. Ich binde die Magie im N a men aller , die sich eines Tages die magische Kraft teilen we r den. Denn ich bin der Tempel , die Magie lebt in mir.«
    Es gibt eine plötzliche Explosion blendend weißen Lichts. Mir ist , als würde ich durch ihre Gewalt ent z weigerissen. Das ist die Magie. Sie strömt wie Wasser durch mich hindurch. Und dann ist es getan. Die Magie ist g e bunden. Ich bin auf die Knie gesunken , ringe nach Atem.
    Aber die Höhle ist in Farbe getaucht. Die Wandgemä l de l euchten wieder. Die Rosen blühen und die riesigen Statuen scheinen lebendig zu sein.
    »Was ist mit Miss Moore geschehen?« , fragt Ann.
    »Ich habe getan , was sie verlangt hat –ich habe sie von i h rem elenden Dasein erlöst und an einen Ort g e bunden , wo sie keinen Schaden mehr anrichten kann.«
    »Es ist also vollbracht?« Es ist Pippas Stimme.
    Ann stößt einen kleinen Schrei aus , als Pippa hinter e i nem Felsen hervortritt. Nun , wo die Magie gezähmt ist , verblasst auch der Glanz der Schönheit. Der Blume n kranz auf Pippas Locken ist zwar in frischer Blüte , aber Pippa ist nicht mehr das Mädchen , das wir gekannt und geliebt haben. Das Wesen vor uns verwandelt sich. Die Zähne werden spitz , die Haut wird dünner und lässt die bläulichen Adern durchscheinen. Und ihre Augen …
    Sie haben ein gräuliches Weiß angenommen mit schwarzen Nadelstichen in der Mitte.
    »Warum starrt ihr mich so an?« , fragt Pippa angstvoll.
    Keine von uns ist fähig zu antworten.
    »Es ist vollbracht , aber ich bin immer noch hier« , sagt sie. Sie lächelt , doch ihr Lächeln lässt mich erschauern.
    »Es ist Zeit , Abschied zu nehmen , Pip« , sage ich sanft.
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