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Der geheime Stern

Der geheime Stern

Titel: Der geheime Stern
Autoren: Nora Roberts
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so umsichtig aufgebaut hatte.
    Er sah, wie nur wenige Meter vor ihnen eine Wache ging. Als Jack ihm auf die Schulter tippte und ein Handzeichen machte, nickte er. Sekunden später sprang Jack den Mann von hinten an und rammte seinen Kopf gegen den dicken Stamm einer Eiche. Dann zog er den bewusstlosen Mann in die Dunkelheit.
    “Nummer eins”, keuchte er und steckte die neu gewonnene Waffe ein.
    “Sie stehen sicher regelmäßig in Kontakt”, murmelte Cade. “Wir wissen nicht, wie schnell sie ihn vermissen werden.”
    “Dann los.” Seth schickte Jack in nördliche Richtung, Cade in südliche. Er selbst rannte geduckt auf das schimmernde Licht zu.
    Der Wächter, der Grace zu ihrem Zimmer zurückbrachte, sagte nichts, aber sie sah, wie sein Blick auf die zerrissene Seide fiel und auf die nackte Haut darunter. Sie wusste, wie sie ihre Augen als Waffe gebrauchen konnte, also hob sie den Kopf und sah den Mann hilflos an. “Ich habe solche Angst. Und ich bin so allein.” Sie wagte es, eine Hand auf seinen Arm zu legen. “Sie werden mir doch nichts tun, oder? Bitte, tun Sie mir nicht weh. Ich mache alles, was Sie wollen.”
    Er schwieg weiter, doch er starrte sie an, als sie langsam mit der Zungenspitze über ihre Lippen fuhr. “Alles”, wiederholte sie heiser. “Sie sind so stark.” Sprach er überhaupt Englisch? Andererseits war das auch egal, ihre Signale waren unmissverständlich.
    An der Tür zu ihrem Gefängnis wandte sie sich noch einmal um, schenkte dem Mann einen schmachtenden Blick und seufzte. “Lassen Sie mich nicht allein”, flüsterte sie. “Ich habe solche Angst davor, allein zu sein. Ich brauche … jemanden.” Sie ließ es darauf ankommen und streifte kurz mit einem Finger über seine Lippen. “Er muss es nicht erfahren”, wisperte sie. “Niemand muss es erfahren. Es bleibt unser Geheimnis.”
    Ihr drehte sich zwar fast der Magen um, doch sie ergriff seine Hand und legte sie auf ihre Brust. Als er die Finger darum krümmte, wurde ihr eiskalt, sie zwang sich, einladend zu lächeln. Er senkte den Kopf und presste seine Lippen auf ihre. Nicht denken, nur nicht denken, beschwor sie sich, während seine Hände über ihren Körper fuhren. Das bist nicht du. Er berührt nicht dich.
    “Ins Zimmer.” Sie konnte nur hoffen, dass er ihr Zittern als Begehren interpretierte. “Komm mit mir ins Zimmer. Dort sind wir allein.”
    Er öffnete die Tür, den Blick noch immer hungrig auf sie gerichtet. Entweder würde sie gewinnen oder alles verlieren. Sie stieß ein lockendes kleines Lachen aus, als er sie packte, kaum dass die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel.
    “Oh, wir müssen uns nicht beeilen, Süßer.” Sie warf das Haar in den Nacken und rückte von ihm ab. “Es gibt keinen Grund, die Dinge zu überstürzen. Erst einmal will ich mich für dich hübsch machen.”
    Er sagte immer noch nichts, doch er kniff ungeduldig und misstrauisch die Augen zusammen. Lächelnd griff sie nach dem schweren Parfumzerstäuber aus Kristall, der auf der Kommode stand. Die Waffe einer Frau, dachte sie, sprühte den Duft auf ihren Hals und dann in die Luft. “Ich möchte all meine Sinne benutzen.” Ihre Finger verkrampften sich, als sie auf ihn zuschlenderte. Dann riss sie die Flasche in die Höhe und spritzte Parfum in seine Augen. Er keuchte vor Schreck. Mit aller Kraft schmetterte sie ihm die Flasche ins Gesicht und stieß zugleich das Knie in seinen Unterleib. Er taumelte, stürzte aber nicht zu Boden. Sie sah das Blut in seinem Gesicht. Blindlings tastete er nach seiner Waffe, während sie noch einmal in seinen Unterleib trat. Diesmal ging er in die Knie, doch seine Hände suchten weiter nach der Pistole.
    Schluchzend hob Grace einen Stuhl mit goldenen Quasten in die Höhe und zertrümmerte ihn auf seinem Kopf. Dann versuchte sie verzweifelt, mit ihren klammen Fingern die Waffe aus seinem Gürtel zu ziehen, bis sie feststellte, dass der Mann ohnmächtig war. Vor Erleichterung und gleichzeitiger Erschöpfung entfuhr ihr ein kehliges Lachen. “Ich schätze mal, ich bin doch kein Typ für ein Abenteuer.” Sie nahm die Waffe an sich, riss den Schlüsselbund von seinem Gürtel, steckte einen Schlüssel nach dem anderen ins Schloss, bis sie den richtigen gefunden hatte, und stürmte hinaus in den dunklen Korridor.
    Plötzlich sah sie einen Schatten am obersten Treppenabsatz, und mit einem leisen Stöhnen hob sie die Pistole.
    “Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass du mit einer Pistole auf mich
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