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Der geheime Stern

Der geheime Stern

Titel: Der geheime Stern
Autoren: Nora Roberts
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hierhergekommen, um allein zu sein. Bailey und M.J. hatten das verstanden. In ein paar Tagen, dachte sie, rufe ich sie an und frage sie, ob sie zu mir kommen wollen. Zusammen mit Jack und Cade. Sie musste sie bald sehen, aber im Moment konnte sie den Gedanken an Gesellschaft nicht ertragen. Noch nicht.
    Noch immer konnte sie die Schüsse hören, konnte den Ruck spüren, der durch ihren Körper ging. Sie hatte gewusst, dass DeVane und nicht Seth von der Kugel getroffen worden war. Sie hatte es einfach gewusst.
    Und sie hatte Seth seit dieser Nacht nicht wiedergesehen. Es war leicht gewesen, ihm aus dem Weg zu gehen. Sie hatte der Polizei alle Fragen beantwortet, hatte ihre Aussage gemacht. Danach hatte sie Cade und Jack gebeten, sie zu Salvini zu bringen, wo Bailey und M.J. auf sie warteten.
    Und die drei Sterne.
    Sie dachte daran, wie sie zu dritt in der Dunkelheit eines fast leeren Raumes gestanden hatten, jede von ihnen eine Spitze des Dreiecks in der Hand. Und als ein gleißendes Licht erstrahlte, wussten sie, dass es vorbei war.
    “Es kommt mir vor, als hätten wir das schon einmal getan”, hatte Bailey gemurmelt. “Aber damals hat es nicht gereicht. Das Dreieck war verloren, und wir waren es auch.”
    “Aber jetzt reicht es”, stellte M.J. fest. “Es ist wie ein Kreis, der sich schließt. Wie eine Kette, deren Glieder zusammenfinden. Es ist merkwürdig, aber es ist richtig.”
    “Diesmal wird es ein Museum anstelle eines Tempels sein”, sagte Grace mit einer Mischung aus Bedauern und Erleichterung in der Stimme. “Ich vermute, das Schicksal hat sich erfüllt.” Sie umarmte ihre beiden Freundinnen. “Ich habe euch beide immer geliebt und immer gebraucht. Können wir zusammen irgendwohin gehen? Wir drei?” Und dann waren die Tränen gekommen. “Ich muss mit euch reden.” Sie hatte ihnen alles erzählt, hatte ihr Herz und ihre Seele ausgeschüttet, das Entsetzen und die Schmerzen herausgelassen, bis sie ganz leer war.
    Und jetzt musste sie darauf warten, dass die Wunden verheilten. Das würde ihr hier am ehesten gelingen. Sie schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Und dann begann sie mit der tröstlichen Gartenarbeit.
    Sie hörte ein Auto, das Knirschen von Reifen auf dem Kiesweg. Ein wenig verärgert runzelte sie die Stirn. Sie hatte nur wenige und recht entfernte Nachbarn, die sie selten störten. Sie wollte keine Gesellschaft. Sie erhob sich, entschlossen, ihre Besucher höflich wieder fortzuschicken.
    Ihr Herz schlug auf einmal heftig, als sie sah, dass es sich um Seths Auto handelte. Schweigend beobachtete sie, wie er ausstieg und auf sie zukam.
    Sie sah aus, als wäre sie gerade einer geheimnisvollen Legende entstiegen. Ihr Haar und ihr langes, weites Kleid flatterten im leichten Wind, sie stand inmitten eines Blumenmeers. Seths Nerven begannen zu zucken. Und sein Magen zog sich zusammen, als er den blauen Fleck auf ihrer Wange entdeckte.
    “Du bist nicht leicht zu finden, Grace.”
    “Weil ich es nicht will. Ich möchte hier draußen keine Gesellschaft haben.”
    “Offensichtlich.” Um sich etwas zu beruhigen und aus Neugierde sah er sich um, studierte das Haus auf dem kleinen Hügel und den tiefen, geheimnisvollen Wald. “Das ist ein wunderschöner Platz.”
    “Ja.”
    “Ziemlich abgelegen.” Er sah sie so plötzlich wieder an, so direkt, dass sie beinahe zusammenzuckte. “Friedlich. Du hast dir etwas Frieden verdient.”
    “Deswegen bin ich hier.” Sie hob eine Augenbraue. “Und warum bist du hier?”
    “Ich muss mit dir sprechen, Grace.”
    “Ich hatte vor, dich zu besuchen, wenn ich zurück bin”, sagte sie schnell. “Wir haben in dieser Nacht nicht viel gesprochen. Ich schätze, ich war erschütterter, als ich zugeben wollte. Ich habe mich nicht einmal bei dir bedankt.”
    Diese Stimme, dachte er, diese kühle, höfliche Stimme ist schlimmer als ein gebrüllter Vorwurf. “Du musst mir für nichts danken.”
    “Du hast mein Leben gerettet und das Leben der Menschen, die ich liebe. Ich weiß, dass du sogar das Gesetz gebrochen hast, um mich zu finden. Dafür bin ich dir sehr dankbar.”
    Er schluckte. “Ich hätte alles getan, um dich aus seiner Gewalt zu befreien.”
    “Ja, ich denke, das weiß ich.” Sie musste wegsehen. Es schmerzte zu sehr, in seine Augen zu schauen. Sie hatte sich geschworen, sich nie mehr von ihm verletzen zu lassen. “Und ich frage mich, ob einer von uns überhaupt die Wahl hatte. Ich meine, wir hatten eine kurze, ziemlich intensive Zeit.
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