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Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff
Autoren: James Gunn
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Hand.
    Während seine Gedanken sich ruhelos mit Besitztümern, Methoden, sie zu behalten und zu vermehren, befaßten, regenerierte sich sein Körper wie von selbst. Der erste Zahn kam durch – ein Eckzahn. Danach erschienen sie rasch hintereinander. Sein Haar wurde immer dunkler; eine Woche später war es so schwarz, wie er es beschrieben hatte. Sein Gesicht wurde voller, die Falten glätteten sich wie die Oberfläche eines Sees, sobald der Wind erstirbt. Sein Körper wurde muskulös und kräftig; die Venen zogen sich unter die Haut zurück, zeichneten kaum noch Schatten. Die Augen dunkelten zu einem grimmigen Blau.
    Die Laboruntersuchungen bewiesen, was Dr. Pearce bereits vermutet hatte. Keine Spur von Arteriosklerose an den Blutgefäßen – oder die Schäden an den Geweben waren auf irgendeine Weise beseitigt worden. Die Nieren funktionierten vollkommen. Das Herz war eine so kräftige, leistungsstarke Pumpe wie nur je zuvor. Von Spuren einer Gehirnblutung war nichts zu bemerken.
    Am Ende dieser Woche sah Weaver aus wie ein Mann um die Dreißig. Von der Geburt an war sein Körper nicht mehr gealtert als um dreißig Jahre.
    »Carl«, sagte Weaver gerade, als Dr. Pearce das Zimmer betrat, »ich brauche eine Frau.«
    »Nichts leichter als das«, meinte Jansen achselzuckend. »Irgend etwas Bestimmtes?«
    »Sie verstehen mich nicht«, sagte Weaver beißend. »Ich will eine Frau zum Heiraten. Ich habe schon einmal einen Fehler gemacht, ich werde ihn nicht wiederholen. Ein Mann in meiner Position braucht einen Erben. Ja, Carl – und Sie dürfen diesen ungläubigen Blick ruhig ein bißchen besser verbergen. In meinem Alter!« Er wandte sich abrupt Dr. Pearce zu. »Ich hab’ doch recht, nicht wahr, Doktor?«
    Dr. Pearce hob die Schultern. »Es gibt keinen Grund, warum Sie nicht ein Kind in die Welt setzen könnten.«
    »Kapiert, Carl? Ich bin so stark und schlau wie je zuvor. Vielleicht noch stärker und schlauer. Manche Leute werden das bald erfahren. Ich habe eine zweite Chance bekommen, nicht wahr, Doktor?«
    »So kann man es nennen. Was werden Sie damit anfangen?«
    »Ich werde es besser machen. Besser als vorher. Diesmal passieren mir keine Fehler. Und Sie, Doktor? Wissen Sie, was Sie tun werden?«
    »Nein. Sagen Sie mir, was ich tun werde.«
    Weaver schaute zu Dr. Pearce hinüber. »Sie glauben, daß ich nur so dahinrede. Täuschen Sie sich nicht. Sie werden noch herausbekommen, warum.«
    »Warum?«
    »Warum ich mich so erholt habe. Mich können Sie nicht hinters Licht führen. Sie haben in Ihrem ganzen Leben so etwas noch nicht gesehen. Ich bin keine siebzig Jahre mehr alt. Mein Körper nicht, mein Gehirn nicht. Warum?«
    »Was meinen Sie?«
    »Ich meine nicht, ich weiß. Ich hole mir die Tatsachen bei denen, die sie haben, und dann treffe ich meine Entscheidungen. Und die will ich von Ihnen – Tatsachen. Ich bin verjüngt worden.«
    »Sie haben mit Easter gesprochen.«
    »Selbstverständlich.«
    »Aber diese Ausdrücke haben Sie nicht von ihm. Darauf würde er sich nie festlegen.«
    Weaver starrte Dr. Pearce unter dunklen Brauen an. »Was ist mit mir gemacht worden?«
    »Was spielt das für eine Rolle? Wenn Sie wirklich verjüngt worden sind, müßten Sie doch eigentlich zufrieden sein.«
    »Wenn Mr. Weaver eine Frage stellt«, warf Jansen eisig ein, »erwartet Mr. Weaver eine Antwort.«
    Weaver winkte ab.
    »Dr. Pearce läßt sich nicht ins Bockshorn jagen. Aber Dr. Pearce ist ein vernünftiger Mann. Er glaubt an Tatsachen. Er hält sich an die Logik. Verstehen Sie mich, Doktor! Jetzt mag ich dreißig sein, aber ich werde wieder siebzig werden. Vor diesem Zeitpunkt will ich wissen, wie man wieder dreißig wird.«
    »Ah«, seufzte Dr. Pearce. »Jetzt reden Sie nicht von der Verjüngung, sondern von der Unsterblichkeit.«
    »Warum nicht?«
    »Sie ist nicht für die Sterblichen. Der menschliche Körper verbraucht sich. Siebzig Jahre, manchmal mehr, manchmal weniger, soviel steht uns zu. Danach fallen wir auseinander.«
    »Ich habe meine siebzig hinter mir, jetzt fange ich von neuem bei dreißig an. Ich habe vierzig vor mir. Und dann? Noch mal vierzig?«
    »Wir sterben alle«, sagte Dr. Pearce. »Dagegen gibt es kein Mittel. Es gibt nicht einen, der nicht am Ende auch ins Grab gelangt wäre. Bei der Geburt schon ziehen wir uns eine Krankheit zu, von der sich niemand erholt: den Tod.«
    »Und wenn nun jemand eine Resistenz dagegen entwickelt?«
    »Oh, ich habe nicht gemeint, daß der Tod eine spezifische Krankheit
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