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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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sich die Werkstatt des CraftLords einst befunden hatte.
    So stand Stort allein in der Dunkelheit und wartete mit beklommenem Herzen. Denn der Regen war sehr stark gewesen, und der kleine River Rea, der auf dem Hang über ihm entsprang, war bereits zu einem reißenden Sturzbach angeschwollen, der über die Ufer zu treten drohte. Seine Fluten erweckten den Anschein, als wollten sie heraufsteigen und Stort hinabreißen. Doch er wich keinen Zentimeter zurück.
    Der Hydden, der den Monstern im See bei Devil’s Quoits getrotzt hatte, war sich ziemlich sicher, dass er bei der Durchführung einerwissenschaftlichen Untersuchung auf dem Waseley Hill auch ein bisschen Regen überstehen konnte. Womit er möglicherweise recht gehabt hätte, wäre in und um Brum nicht schon seit Wochen ein ungewöhnlicher Regen niedergegangen. Ein kräftiger Dauerregen, wie er in diesem Zeitraum sonst nirgendwo in Englalond fiel.
    Während Stort also neben den reißenden Fluten stand, die eigentlich nur ein harmloser Bach hätten sein sollen, staute sich der Fluss hinter ihm in nie gekannter Weise. In einer Weise, die von den Bilgenern längst nicht mehr zu beherrschen war. Denn in seiner Wut räumte er alle Hindernisse aus dem Weg, als er die Fließrichtung wechselte und dorthin zurückkehrte, wo er hergekommen war, da er nicht mehr bergab fließen konnte.
    Stort konnte die große Welle, die in der Dunkelheit den Hügel heraufraste, unmöglich sehen. Doch er vernahm ein dumpfes und bedrohliches Brausen. Es versetzte ihn in eine Angst, wie er noch nie eine verspürt hatte und die aus der Gewissheit seiner unmittelbar bevorstehenden Vernichtung erwuchs.
    »Trotzdem werde ich nicht weichen, und Master Brif würde mich ganz bestimmt schelten, wenn ich es täte. Mag dieses brausende Ding ruhig kommen, was immer es auch sein mag. Mag es mich packen und zwischen seinen Kiefern zermalmen, doch wenn ich das befriedigende Gefühl habe, die Wahrheit über den verlorenen Stein gefunden zu haben, wird mir das genügen, und ich werde zufrieden sterben – zumindest einigermaßen!«
    So blieb er stehen. Der Regen prasselte, der Fluss schoss wild an seinen Füßen vorbei, und das Brausen der wiederkehrenden Wassermassen wurde immer lauter. Bis ein Augenblick eintrat, der ebenso schrecklich wie beängstigend war.
    Urplötzlich hörte der Regen auf. Es war, als sei er von der Kraft des heranrauschenden Wassers vom Hügel vertrieben worden. Der Fluss hörte auf zu fließen, durch seine eigene Rückkehr zum Stillstand verdammt. Eine unheimliche Stille kehrte ein.
    »Jetzt ist die Stunde und der Augenblick!«, flüsterte Stort vor sich hin. »Jetzt ist die Schildmaid geboren. Jetzt werden wir sehen, was wir sehen sollen!«

87
ENTDECKUNG
    G enau in diesem Augenblick trat Imbolc aus der stillen Dunkelheit, die sich auf die letzten Augenblicke ihrer Reise durch die Jahre gelegt hatte. Sie nahm keine andere Gestalt an, denn dazu besaß sie nicht mehr die Kraft. Sie war so alt, dass sie ein Teil der Erde und auch des Universums zu sein schien.
    »Komm und stell dich neben mich«, sagte sie zu Stort, »dann kann dir nichts geschehen und du wirst sehen, was du sehen musst.«
    Stort gehorchte.
    »Nimm meine Hand«, sagte sie, und er tat es ängstlich, denn er fürchtete ihre Berührung. Er wäre beinahe gestorben, als sie ihn vor Jahren auf dem Waseley Hill berührt hatte.
    Sie lächelte und sagte: »Keine Angst, Bedwyn Stort, du hast es einmal überlebt und dich seitdem als überaus würdig erwiesen. Aus meiner Berührung soll dir kein Schaden erwachsen, nur Liebe.«
    So hielt er ihre Hand und fand darin sonderbaren Trost.
    »Jetzt hör mir gut zu«, fuhr Imbolc fort. »Meine Schwester ist heute Nacht geboren worden, und das bedeutet, dass meine Zeit abgelaufen ist. Ich habe nur noch die Kraft für eine letzte Sache, doch dazu brauche ich deine Hilfe!«
    Ihre Stimme ging in plötzlichem Getöse unter. Wasser brach über sie herein, die Erde unter ihren Füßen riss auf. Kurz darauf tobten die Fluten weiter den Hügel hinauf und fegten das Flussbett leer.
    Einen Augenblick lang war es wieder ganz still, bis auf das gedämpfte Tosen des Wassers, das nun oben angelangt war, an der Quelle brodelte. Im nächsten Moment machte es kehrt und begann, sich wieder herabzuwälzen.
    Doch Stort achtete nicht mehr darauf, denn im Schlamm des Flussbetts, das für wenige Augenblicke freilag, hatte er etwas entdeckt. Es schimmerte schwach, der matte Schein eines verdeckten Lichts.
    Er ging
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