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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)
Autoren: Colin Cotterill
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Tage quälen könnte. Siri und seine beiden Assistenten waren in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Um einem anderen Menschen buchstäblich das Leben aus dem Leib zu quetschen, musste der Täter ein besonders abscheuliches Monstrum sein. Doch noch ahnte Siri nicht, wie böse der Mörder des Mädchens wirklich war.
    Da sie einen sexuellen Übergriff zwar vermutet, im Schambereich aber keinerlei Blut gefunden hatten, waren sie diesem Verdacht zunächst nicht weiter nachgegangen. Leider verfügten sie nicht über die nötigen Gerätschaften, um die Leiche auf Samenspuren zu untersuchen, trotzdem musste Siri selbstverständlich Proben nehmen. Schon beim ersten Blick auf die Vagina bemerkte er, dass Vorhof und Öffnung sorgfältig gereinigt worden waren. Er hob den Kopf und schaute Dtui an, die unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Im Scheidenkanal entdeckte er Spuren eines schweren Traumas, Anzeichen dafür, dass das Hymen vor Kurzem gewaltsam zerrissen worden war, und dann …
    Siri hörte sich nach Luft schnappen. Als er aufblickte, sah er, wie Dtui sich die Hand vor den Mund schlug und panisch die Flucht ergriff. Herr Geung war standhaft geblieben, doch er hatte Tränen in den Augen. Ungläubig starrten Siri und er auf das tote Mädchen. Tief in ihrer Vagina steckte ein Stößel aus schwarzem Stein. Als der Täter ihn eingeführt hatte, war das Mädchen vermutlich noch am Leben gewesen. Geung brach das Schweigen in der Pathologie und fing hemmungslos an zu schluchzen. »Das ist g… g… gar nicht gut.«
    »Ja, Geung. Das ist in der Tat nicht gut.«
    Weder seine Stimme noch seine hellgrünen Augen verrieten, was in Siri vorging, doch in seinen Eingeweiden rumorte ohnmächtige Wut. Er gelobte feierlich, diese Erde nicht eher zu verlassen, als bis das Scheusal, das dieses schreckliche Verbrechen begangen hatte, gefasst und seiner gerechten Strafe zugeführt war. Dieser Tod war nicht die unvermeidliche Folge einer kriegerischen Handlung, die der Auslöschung des Feindes diente. Nein, hier handelte es sich um die grausame, sadistische Schändung einer schönen jungen Frau, aus Gründen, die ein ehemaliger Soldat, eine Krankenschwester oder ein Pathologe wider Willen nicht einmal ansatzweise nachvollziehen konnten.
    Als Dtui zurückkam, waren ihre zornigen Augen blutunterlaufen und ihre Wangen feucht. Es hatte ihr die Sprache verschlagen. Sie setzte eine frische OP-Maske auf und trat an den Sektionstisch. Siri hatte den Stößel entfernt und legte ihn auf ein Tablett aus rostfreiem Stahl.
    »Wir müssen uns den Mageninhalt ansehen«, sagte er. »Der Täter muss das Mädchen irgendwie betäubt haben. Da sich weder an den Schenkeln noch an den Schamlippen Blutergüsse oder Abschürfungen befinden, hat sie vermutlich keinen Widerstand geleistet. Das heißt, sie war entweder bewusstlos oder gelähmt und somit außerstande, sich zur Wehr zu setzen. In Anbetracht der Umstände des Verbrechens würde ich …«
    Dtui schleuderte das Skalpell zu Boden.
    »Wie können Sie nur so ruhig bleiben?«, brüllte sie.
    Geung schrak zusammen. Dtui ging auf den Doktor los und versetzte ihm einen Stoß gegen die Brust. »Kennen Sie eigentlich überhaupt keine Gefühle? Hören Sie gefälligst auf, sie zu behandeln wie …« Ein Schluchzen blieb ihr im Halse stecken. »Wie ein Stück Fleisch.«
    Die Tränen überwältigten sie. Siri wollte sie trösten, doch Geung trat dazwischen und streckte die Hand nach seiner Freundin aus. Sie schlug auf ihn ein, und obwohl sie sich mit Händen und Füßen dagegen sträubte, gelang es ihm, seine starken Arme um sie zu schlingen und sie an sich zu drücken, bis ihr Kampfeswille erloschen war und ihr Schluchzen schließlich verebbte.

2

    BO BEN NYANG
    Trotz der Hitze nahmen sie ihr samstägliches Mittagessen unter freiem Himmel ein, am Ufer des träge dahinfließenden Mekong. Genosse Civilai hatte selbstgebackene Baguettes mitgebracht. Seit seiner Pensionierung verbrachte Civilai einen Großteil seiner Freizeit in der Küche. Als ehemaliges Politbüromitglied hatte er sein Haus in dem alten amerikanischen Militärkomplex bei Kilometer 6 behalten dürfen, samt dem darin befindlichen Gasofen. Civilai buk mit derselben Begeisterung, mit der ein Schwein sich im Schlamm suhlt. Sein wachsender Bauchumfang legte anschaulich Zeugnis ab von seinen kulinarischen Experimenten. Während das gemeine Volk morgens nicht selten einen leeren Markt vorfand, mangelte es hochrangigen Parteigenossen mitnichten an den
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