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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)
Autoren: Colin Cotterill
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ihnen offenbar einzig und allein darum, den Bergvölkern einen neuerlichen Tritt in die Testikel zu verpassen.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Sie halten mich auf dem Laufenden. Einmal die Woche schicken sie mir einen Boten mit den neuesten Nachrichten aus dem Politbüro, einem Exemplar der Lao Huksat und einer langen Liste von Besprechungen und Konferenzen, die ich regelmäßig mit meiner Abwesenheit beehre. Möchtest du die Höhepunkte dieser Woche hören?«
    »Nur zu, bring mich zum Lachen.«
    »Am besten gefällt mir der Beschluss, dass künftig alle Geisterhäuser registriert werden müssen.«
    »Von ihren Bewohnern?«
    Civilai lachte. »Ach, und Verhütungsmittel sind ab sofort verboten … nicht, dass sich jemand welche leisten könnte. Wie es scheint, wollen sie für Familien mit mehr als drei Kindern die Reissteuer senken. Damit das Proletariat nicht ausstirbt.«
    »Aber die Lebensmittelzuteilung wollen sie nicht zufällig erhöhen?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Dann ist da noch die übliche Liste von antiwestlichen Paranoiamaßnahmen: Zu dem Moratorium für lange Haare kommt jetzt auch noch eins für Bluejeans. Außerdem werden sämtliche Lokale fortan von Inspektoren kontrolliert, die für ausreichende Beleuchtung sorgen sollen.«
    »Damit man die Flecken auf den Tischtüchern besser sehen kann?«
    »Schummriges Licht führt allem Anschein nach zu Hurerei und Unzucht.«
    »Was wiederum zu Schwangerschaften und Bevölkerungszuwachs führt. Die Herrschaften können sich offenbar nicht recht entscheiden.«
    »Es wäre urkomisch, wenn es nicht die traurige Wahrheit wäre.«
    »Was macht eigentlich die gute alte Kollektivierung?«
    »Die befindet sich in fortgeschrittener Planung.«
    »Das kann unmöglich ihr Ernst sein! Die sind ja noch debiler, als ich dachte.«
    »Kollektivierung: die allwöchentliche Zusammenkunft von Bauern, die ihre nicht vorhandenen Erträge unters Volk bringen sollen.«
    »Du triffst den Nagel auf den Kopf. Die russischen Kommunisten haben die Landwirtschaft kollektiviert, um die Bauern im Kampf gegen die ausbeuterischen Großgrundbesitzer zu unterstützen. Bei uns gibt es keine ausbeuterischen Großgrundbesitzer.«
    »Dann werden sie vermutlich ein paar anheuern, bevor das Programm in Kraft tritt.«
    »Ich stehe wahrscheinlich ganz oben auf ihrer Liste.«
    »Warum?«
    »Weil ich aller Voraussicht nach wegen häuslicher Abwesenheit und Zuhälterei ins Gefängnis wandern werde. Heute Morgen hat mich ein Zwerg vom Wohnungsamt aus dem Bett geholt und mir eröffnet, dass ich mein Haus aufgeben muss.«
    »Mitsamt den schrägen Vögeln, die es bevölkern?«
    »Er wollte mir partout nicht glauben, dass ich dort wohne.«
    »Tust du ja auch nicht.«
    »Ich weiß.«
    Die beiden alten Männer teilten sich lächelnd eine Banane.
    »Heiß heute, was?«, sagte Civilai schließlich.
    »Verdammt heiß.«
    »Inzwischen scheint die kühle Jahreszeit nahtlos in die verdammt heiße Jahreszeit überzugehen, ohne eine milde oder lauwarme Periode dazwischen. An einem Tag wie heute müsste der Verrückte Rajid eigentlich splitternackt im Fluss sitzen.«
    »Hmm, da fällt mir ein, dass ich ihn schon seit geraumer Zeit nicht mehr ziellos durch die Stadt habe streifen sehen.«
    »Ich auch nicht.«
    »Hoffentlich ist ihm nichts passiert.« Siri legte die Stirn in Falten.
    »Es dürfte nicht ganz leicht sein, einen irren, obdachlosen Inder im Auge zu behalten. Womöglich liegt er längst tot irgendwo im Straßengraben, und niemand hat etwas davon bemerkt.«
    »Ich werde mich mal ein wenig umhören. Aber ein paar verirrte Gene hier und eine Überdosis Wodka da, und schon laufen auch du und ich in Unterhosen um den Nam-Phou-Brunnen.«
    »Du solltest nicht von dir auf andere schließen. Weißt du, was Nietzsche über den Wahnsinn gesagt hat?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.«
    Siri lachte. »Ach, Civilai, bei dir ist Hoffnung und Schmalz verloren.«
    Er nahm noch einen Schluck von dem infernalischen Gebräu. Er vermeinte eine leichte Rübennote herauszuschmecken und wollte lieber gar nicht wissen, was er da trank. Es brannte in seinen Eingeweiden, und genau das hatte er jetzt dringend nötig. Ebenso dringend musste er sich mit Civilai über den zurückliegenden Vormittag unterhalten.
    Am liebsten wäre Siri nach dem Essen auf dem schnellsten Weg nach Hause gefahren, um ein kleines Mittagsschläfchen zu halten, aber er war in der Pathologie mit Inspektor Phosy verabredet. Der Samstag war offiziell ein halber
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