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Der freundliche Mr Crippen | Roman

Der freundliche Mr Crippen | Roman

Titel: Der freundliche Mr Crippen | Roman
Autoren: John Boyne
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später.«
    »Auf Wiedersehen, Mr Robinson«, sagte Martha, sah wieder in Richtung Land und wartete darauf, dass der Hafen in Sicht kam.
    »Wenn Sie mich fragen«, sagte Matthieu leise, als die beiden weggingen, »haben sie ihn endlich erwischt.«
    »Erwischt?«, fragte sie. »Wobei erwischt?«
    »Nun«, sagte er, »wo wir fast in Quebec sind, dürfte es keinen Schaden anrichten, wenn ich es Ihnen verrate.« Sie beugte sich vor, als er ihr eröffnete, was er wusste.
     
    »Gehen wir nicht auf die Brücke?«, fragte Mr Robinson überrascht, als Billy Carter ihn nicht zum gewohnten Aufenthaltsort des Kapitäns führte.
    »Heute nicht, Sir, nein«, sagte der Erste Offizier. »Der Kapitän ist in seiner Kabine.«
    »Er will mich in seiner Kabine sprechen? Kommen Sie, Mr Carter, können Sie mir nicht sagen, was das alles zu bedeuten hat?«
    »Das kann ich wirklich nicht, Sir. Aber wir sind fast da. Wir müssen nur noch diesen Niedergang hinunter.«
    Sie gingen hinunter zu den Mannschaftsquartieren, aber vorher sah Mr Robinson noch Tom DuMarqué, der sich in einer Ecke herumdrückte und zu ihm herüberblickte wie ein Geier, der wartet, dass ein Tier endgültig zu Boden geht, um sich daraufzustürzen und sich an dem noch warmen Fleisch gütlich zu tun. Seine dunklen Augen trafen sich mit denen von Mr Robinson, und der Mund des Jungen verzog sich zu einem Knurren, das erkennen ließ, wie sehr er ihn verabscheute. Aber das war nichts im Vergleich zu der Wut, die Mr Robinson verspürt hatte, als er Tom Edmund hatte angreifen sehen. Er wandte den Blick ab und ging weiter.
    Mr Robinson war überrascht, zwei kräftige Besatzungsmitglieder vor der Kabine des Kapitäns stehen zu sehen, sagte aber nichts dazu. Sie traten zur Seite, als Billy Carter an die Tür klopfte. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis von drinnen die Aufforderung kam, einzutreten. Carter öffnete die Tür und ging hinein, gefolgt von Mr Robinson, der freundlich an ihm vorbeisah.
    »Kapitän«, sagte er, »Sie wollten mich sprechen.«
    Kapitän Kendall nickte, und die Tür schloss sich hinter Mr Robinson. Kendall nickte erneut, diesmal zu einer Gestalt hinüber, die sich hinter seinem Besucher befand. Mr Robinson drehte sich um, um zu sehen, wer dort stand, und einen Moment lang erkannte er das Gesicht nicht. Natürlich erinnerte er sich, aber es kam so unerwartet und ohne jeden Zusammenhang, dass er ein paar Sekunden brauchte, um zu begreifen, wen er da vor sich hatte. Als er es tat, verspürte er eine Mischung aus Schrecken und Ruhe, so als wäre das Schlimmste eingetreten, und er fände endlich seinen Frieden.
    »Dr. Hawley Crippen«, sagte Inspector Dew, trat vor und streckte die Hand höflich aus, als wären sie alte Bekannte. Auf seinem Gesicht war eine große Erleichterung zu erkennen, dass er den Mann endlich gefunden hatte. »Ich hoffe, Sie erinnern sich an mich. Ich bin Inspector Walter Dew von Scotland Yard.«
    »Ich erinnere mich an Sie«, antwortete Hawley ruhig, »und in gewisser Weise bin ich froh, dass es vorbei ist.«

[zurück]
    Epilog
    London: 16 . August bis 23 . November 1910
    Auf dem Schiff zurück nach England wurden sie in getrennten Kabinen festgehalten. Unter den Passagieren befand sich auch Billy Carter, der von seinen Pflichten an Bord der
Montrose
entbunden worden war und zur Geburt seines Sohnes nach Hause zurückkehrte. Es war höchste Zeit, denn das Kind sollte das Licht der Welt verfrüht erblicken, nur sechs Tage nach Carters Heimkehr. (Die Ärzte und Schwestern hielten den jungen Mann für gestört, aber er bestand darauf, bei der Geburt seines Sohnes anwesend zu sein.) Inspector Dew sorgte dafür, dass sein Gefangener nur spätabends hinaus an Deck durfte, um sich die Beine zu vertreten, wenn die anderen Passagiere längst schliefen. Einige von ihnen hatten sich besorgt gezeigt, dass er überhaupt mit an Bord war, und wiesen darauf hin, dass sie nicht von Londons schändlichstem Kannibalen gefressen werden wollten, aber da er nun mal zurückmusste, damit ihm der Prozess gemacht werden konnte, und es keine andere Möglichkeit als den Seeweg gab, blieb ihnen wenig anderes, als es zu akzeptieren.
    Am Tag, bevor sie in Liverpool ankamen, ging Inspector Dew in Dr. Crippens Kabine und befreite ihn von seinen Handschellen. Er brachte dem Beschuldigten sein Mittagessen und beschloss, ihm dabei Gesellschaft zu leisten, denn es gab einige Dinge, die er ihm über die vor ihm liegende Tortur erklären musste.
    »Ah,
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