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Der freundliche Mr Crippen | Roman

Der freundliche Mr Crippen | Roman

Titel: Der freundliche Mr Crippen | Roman
Autoren: John Boyne
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sehen.«
    »Mrs Drake«, sagte er mit einem kurzen Nicken und hoffte, schnell an ihr vorbeizukommen.
    »Wir müssen Kanada mittlerweile ziemlich nahe sein.«
    »Ein paar Stunden noch, und wir sind da. Das Beste ist, Sie packen Ihre Sachen schon einmal zusammen, würde ich sagen.«
    »Aber wir haben angehalten«, knurrte Victoria.
    »Wie bitte?«, fragte Mr Robinson.
    »Wir haben angehalten«, wiederholte sie. »Das Schiff fährt nicht weiter.«
    »Sie hat recht«, sagte Mrs Drake, die allein zu Billy Carter sprach. Sie hatte Mr Robinson sein Verhalten ihr gegenüber vor ein paar Tagen immer noch nicht vergeben, und es ärgerte sie, dass er ihr seitdem aus dem Weg gegangen war und sich noch nicht einmal entschuldigt hatte.
    »Wir sind nur langsamer geworden«, sagte Carter schnell. »Das ist normal, wenn man sich einem Hafen nähert.«
    »Wir sind nicht nur langsamer geworden«, sagte Victoria. »Wir fahren nicht weiter. Wozu das denn wohl?«
    Sie standen einen Moment lang da und sahen sich an, während Carter versuchte, sich einen plausiblen Grund einfallen zu lassen. Zum Glück sprangen genau in diesem Moment die Maschinen wieder an, und das Schiff setzte sich mit einem Zittern in Bewegung, was es problemlos konnte, da Inspector Dew sicher an Bord war. »Sehen Sie?«, lächelte er. »Es war nur ein kurzer Stopp, nichts sonst. Schon geht es weiter.«
    Er wollte ebenfalls weitergehen, aber Mrs Drake hielt ihn am Arm fest. »Und wohin bringen Sie Mr Robinson?«, wollte sie wissen, weil sie fürchtete, von etwas ausgeschlossen zu werden.
    »Zum Kapitän.«
    »Warum?«
    »Ich fürchte, es handelt sich um eine Privatangelegenheit, Mrs Drake«, sagte er. »Nichts, weswegen Sie sich Sorgen machen müssten.«
    Mr Robinson runzelte die Stirn. Er war vorhin noch ganz bei seinem Gespräch mit Edmund gewesen und fragte sich jetzt selbst, warum Kapitän Kendall ihn sehen wollte. Wahrscheinlich wollte er ihn nur bei sich haben, während sie sich Quebec näherten. Kendall hatte sich während der Reise bemüht, Zeit mit Hawley zu verbringen, was dem mehr und mehr auf die Nerven gegangen war. Er hielt den Kapitän für einen öden Langweiler, den nur zwei Dinge zu interessieren schienen: das Meer und der Gesundheitszustand eines ehemaligen Offiziers der Besatzung, über den er ständig reden musste.
    »Nun, ich würde annehmen, dass wir Sie später noch an Deck sehen, Mr Carter«, sagte Mrs Drake zweifelnd und fragte sich, wovon sie da wohl ausgeschlossen wurde.
    Sie gingen weiter, und Mr Robinson war sich bewusst, dass ihm sowohl Mrs Drake als auch Victoria argwöhnisch hinterherblickten. Als sie die Stufen zum Deck hinaufkamen, sah er Martha Hayes bei Matthieu Zéla sitzen und wandte schnell den Blick ab, da er mit den beiden jetzt nicht reden wollte. Doch so viel Glück war ihm nicht vergönnt. Sie kamen so nahe an ihnen vorbei, dass Martha sich umdrehte und sie ansprach.
    »Ist es nicht aufregend?«, sagte sie. »Wir sind nur noch ein paar Stunden von unserem neuen Leben entfernt. Ich kann es kaum abwarten, kanadischen Boden zu betreten.«
    »Ja«, sagte Mr Robinson. »Wir alle warten darauf, denke ich.«
    »Gibt es ein Problem, Mr Carter?«, fragte Matthieu und sah den Ersten Offizier an, der unbedingt weiterzuwollen schien und von einem Fuß auf den anderen trat, als wäre seine Blase übervoll.
    »Nein, es ist alles in Ordnung«, sagte Carter genervt. »Wir müssen nur zum Kapitän, das ist alles.«
    »Mr Robinson, was ganz wundervoll ist«, sagte Martha und nahm seine Hand. »Monsieur Zéla und ich, Matthieu, meine ich, nun, er hat mich eingeladen, ein paar Wochen bei ihm und Tom in Quebec zu bleiben. Er braucht eine Assistentin bei einer Unternehmung und hat mir die Stelle angeboten. Bis ich auf eigenen Füßen stehen kann, verstehen Sie.«
    »Meinen Glückwunsch«, sagte Mr Robinson. »Dann scheint es ja tatsächlich so zu sein, dass Sie auf dieser Reise Ihr Glück gefunden haben.«
    »Wie auch ich«, sagte Matthieu. »Ich bin froh, einen erwachsenen Menschen an meiner Seite zu haben, da ich annehme, dass mir Tom mehr und mehr Schwierigkeiten bereiten wird. Mir graut bei dem Gedanken, was die nächsten ein, zwei Jahre seines Lebens mit sich bringen werden.«
    »Damit habe ich nichts zu tun.« Martha lachte. »Ich habe nicht vor, den Mutterersatz für jemanden zu spielen.«
    »Mr Robinson, wir sollten wirklich sehen, dass wir zum Kapitän kommen«, sagte Billy Carter.
    »Natürlich. Ich sehe Sie beide
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