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Der fremde Zwang

Der fremde Zwang

Titel: Der fremde Zwang
Autoren: Clark Darlton
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wieder erfolgte keine Antwort.
    Er nickte grimmig und packte seine notwendigen Sachen in einen Plastikkoffer. Sorgfältig verstaute er darin ebenfalls die Akten aus dem Geheimfach und einen handlichen, silberglänzenden Metallstab, den er zuvor wie prüfend in der Hand gewogen hatte. Dann schob er eine schimmernde Automatik in die Tasche und verließ seine Wohnung.
    Ein Helitaxi brachte ihn zum anderen Stadtteil.
    Als er aus dem Lift trat und vor der Tür zu Anns Wohnung stehenblieb, überkam ihn auf einmal ein merkwürdiges Gefühl der Unsicherheit. Was sollte er tun, wenn Ann nicht daheim war? Wo sollte er sie noch suchen?
    Er betätigte den Anmelder und wartete.
    Es dauerte fast eine ganze Minute, ehe Anns Stimme aus den Lautsprecherrillen ertönte.
    „Ja, ich bin zu Hause. Komme herein, Glenn.“
    Sie mußte ihn bereits auf dem Bildschirm erkannt haben.
    Die Tür öffnete sich, und er betrat den Korridor. Ann stand ihm gegenüber, etwas hilflos und – wie es schien – überrascht.
    „Was ist mit dir?“ fragte Glenn und sah sich suchend um. Da erst entdeckte er Inspektor Gordon, der lässig gegen den Türrahmen gelehnt dastand, als sei er ein Möbelstück. Zwischen seinen Lippen hing eine Zigarette, und die rechte Hand war in die Tasche geschoben.
    Glenn nickte ironisch.
    „Das habe ich mir gedacht, Inspektor. Nun ziehen Sie sogar meine Braut noch in die Sache hinein. Ich habe immer geglaubt, es gäbe so etwas wie ein Privatleben – auch in einer Welt der Diktatur!“
    „Falls Sie etwas gegen die Diktatur haben sollten, wenden Sie sich besser an die Regierung. Ich hoffe aber, Sie haben gleichzeitig einen Vorschlag für ein besseres Regierungssystem, wobei es sich wohlgemerkt um das System einer Weltregierung handeln muß, die alle irdischen Nationen und Völker gerecht vertritt.“
    Glenn verspürte keine Lust, sich in eine politische Diskussion einzulassen. Er klemmte seinen kleinen Koffer fest gegen den Körper und schritt auf Gordon zu.
    „Sie gestatten, daß ich ins Wohnzimmer gehe?“
    Gordon trat bereitwillig zur Seite.
    „Hinein können Sie schon, aber ich werde Sie und Miß Holder nicht eher wieder herauslassen, bis ich alles über Sie und Hendersons Pläne weiß. Darauf können Sie sich verlassen.“
    Glenn gab keine Antwort, sondern ging an dem Inspektor vorbei, stellte den Koffer neben den Sessel und ließ sich darin nieder.
    „Wie wäre es mit dem Abendessen, Liebling“, rief er dann laut, damit Ann es auf dem Korridor hören konnte. „Den Appetit lassen wir uns auf keinen Fall verderben.“
    Gordon zuckte die Schultern.
    „Von mir aus können Sie essen, soviel Sie wollen. Es wird Sie ja nicht stören, wenn ich mich dann mit Ihnen unterhalte. Inzwischen konnte ich ja einiges erfahren.“ Anscheinend hatte Gordon die Absicht, Ann gegen Glenn auszuspielen, solange beide keine Gelegenheit haben konnten, ihre Ansichten auszutauschen. „Wollen Sie starten, sobald Sie den Antrieb fertiggestellt haben? Miß Holder verriet mir, daß Sie möglicherweise Lichtgeschwindigkeit erreichen werden.“
    Ann erschien im Türrahmen:
    „Ich habe ihm nichts gesagt, Glenn. Glaube ihm nicht …“
    Gordon lächelte kalt.
    „Hier geht es nur darum, was ich glaube, daran sollten Sie sich gewöhnen. Und ich will Ihnen gern sagen, was ich glaube: daß sich bei Ihnen auf der Werft etwas tut. Möglicherweise noch schneller, als ich jemals ahnte. Ihrer Nervosität nach zu urteilen, noch in dieser Nacht. – Was haben Sie übrigens in Ihrem Koffer, Mr. Martin?“
    „Was geht Sie das an?“
    „Ziemlich viel, wenn ich herausfinden möchte, ob Sie verreisen wollen. Kluge Antwort, was?“
    „Sie sind überhaupt ein kluges Kind“, erkannte Glenn an. „Wenn Sie es unbedingt wissen wollen, ich habe tatsächlich die Absicht, zu verreisen. Aber fragen Sie mich jetzt nur nicht wohin. Ich weiß es nämlich selbst nicht. Gewissermaßen eine Fahrt ins Blaue.“
    „So?“ machte Gordon mißtrauisch. „Und das soll ich Ihnen glauben?“
    „Machen Sie es ganz so, wie Sie wünschen. Jedenfalls belügen wir Sie viel weniger, als Sie vermuten – Wann wollten Sie übrigens gehen?“
    Aber Gordon hatte ein dickes Fell.
    „Auf keinen Fall vor dem Essen“, erwiderte er, und man hörte den Ernst aus seiner Stimme. „Ich bin hungrig.“
    Nun verstand Glenn überhaupt nichts mehr. Gab der Inspektor tatsächlich auf, oder stellte er ihnen eine Falle. Mit einem vorsichtigen Lächeln wandte er sich daher an Gordon und
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