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Der fremde Zwang

Der fremde Zwang

Titel: Der fremde Zwang
Autoren: Clark Darlton
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Aber niemals durfte er Professor Henderson verraten.
    Er dachte blitzschnell an Ann Holder, seine Braut. Wenn sie gleich kam und den Inspektor vorfand? Vielleicht machte sie infolge der Überraschung einen Fehler. Das mußte vermieden werden. Ann durfte nicht kommen.
    „Was soll ich wissen?“ fragte er automatisch und ohne zu denken.
    „Sie arbeiten als Assistent bei Professor Henderson auf der Raumschiffwerft?“
    „Ja.“
    „Wir wissen“, fuhr Gordon ungerührt fort, „daß Henderson ein merkwürdiges Interesse an der Entwicklung der neuen Antriebe zeigt, obwohl sein Fachgebiet eigentlich mehr die Strahlungstheorie ist. Hat seine Forschungsarbeit in Hinsicht auf Strahlung etwas mit Raumschiffantrieben zu tun?“
    Mit ruhigem Gewissen konnte Glenn die Wahrheit sagen:
    „Nein, absolut nicht. Warum?“
    Er spürte die Hartnäckigkeit des Inspektors. Die kalten, scharfen Augen hatten nicht getäuscht. Auch nicht der schmale, entschlossene Mund.
    „Der Professor weiht mich niemals in seine Geheimnisse ein – falls er je welche hat. Wir beschäftigen uns mit der Natur der kosmischen Strahlung und den damit zusammenhängenden Problemen – das ist alles.“
    „Und was haben die Raumschiffe damit zu tun?“
    „Sie befinden sich oft jahrelang im Raum und sind dieser Strahlung ausgesetzt. Professor Henderson untersucht die molekularen Veränderungen an diesen Raumschiffhüllen und zieht daraus seine Schlüsse. Ist das vielleicht ein Verbrechen?“
    Gordon schüttelte den Kopf.
    „Absolut nicht, Mr. Martin. Er wurde vom Weltstaat sogar dazu beauftragt.
    Unser Gewährsmann aber berichtet, daß Henderson sich für den Antrieb zu interessieren beginnt. Und dafür wünschen wir eine Erklärung. Sie wissen genauso gut wie ich, daß die Antriebe plombiert und alleiniges Monopol der Regierung sind. Niemand kennt ihr Geheimnis. Es ist bei Todesstrafe verboten, es lüften zu wollen.“
    Eine alte und traurige Tatsache, dachte Glenn bitter. Die Raumfahrt ist das Monopol der Weltregierung. Kein Mensch kann die Erde ohne Erlaubnis dieser Regierung verlassen. Die Erde ist nichts als ein großes Gefängnis. Unerlaubtes Verlassen der Erde war ein todeswürdiges Verbrechen.
    „Wer sagt Ihnen, daß wir Interesse daran hätten? So viel weiß ja wohl jedes Kind, daß die Reaktoren Lichtpartikelchen ausstoßen, mit deren Hilfe unsere Schiffe die Planeten erreichen. Die ganze Anlage wird in den Werkstätten der Regierung hergestellt und verplombt. So fertig wird sie geliefert. Wir wissen auch, daß jeder Versuch, diese Plombe zu lösen, unweigerlich zu einer Explosion führen würde. Wir sind keine Selbstmörder.“
    Gordon gab keine Antwort. Er erhob sich und strich den Anzug glatt.
    „Sie wollen schon gehen?“ erkundigte sich Glenn und blieb ostentativ sitzen. „Ich brauche Ihnen ja beim Verlassen der Wohnung wohl kaum behilflich sein?“
    Inspektor Gordon überhörte die Ironie.
    „Ich fürchte, Sie verkennen den Ernst der Situation“, erklärte er mit einem klingenden Unterton in seiner Stimme. „Im übrigen mache ich Sie pflichtgemäß darauf aufmerksam, daß ich während Ihrer Abwesenheit die Wohnung durchsucht habe. Grüßen Sie Professor Henderson von mir. Und eine Empfehlung an Ihr Fräulein Braut. Mein Kompliment übrigens. Wann heiraten Sie?“
    Glenn verlor mit einemmal seine bisherige Ruhe. Er sprang aus dem Sessel und verkrampfte seine Hände zu Fäusten. Seine-Stimme zitterte unmerklich, als er sagte:
    „Ich werde mich über Sie beschweren, Inspektor. Sie haben nicht das Recht, die Wohnung unbescholtener Bürger zu durchsuchen.“
    Gordon lächelte und öffnete die Tür. Im Rahmen wandte er sich noch einmal um und winkte Glenn grüßend zu.
    „Sie sind nicht unbescholten, Mr. Martin. Immerhin möchte ich Sie beruhigen: Ich habe nichts Verdächtiges gefunden. Auf Wiedersehen.“



Als die Tür ins Schloß gefallen war, wankte Glenn zum Sessel und ließ sich schwer in die Polster fallen, die dem Druck seiner Körperkonturen weich nachgaben. Dann aber sprang er erneut auf und eilte zu dem Schreibtisch, der wuchtig vor dem Fenster stand. In fieberhafter Eile glitten seine Finger über die Kanten, fanden einen unsichtbaren Widerstand – und ein geheimes Fach sprang auf.
    Als Glenn in diesem Fach wohlgeordnet das Bündel Papiere liegen sah, atmete er auf und schloß das Fach wieder.
    Gordon hatte die Wahrheit gesprochen. Er hatte nichts gefunden.
    Glenn stellte als nächstes eine Verbindung mit Professor Henderson
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