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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao
Autoren: Pauline Gedge
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Verbeugungen schritt er vor ihnen her zu der Stelle, wo der Gott im kühlen Dämmer des Allerheiligsten thronte, goldene Hände auf den goldenen Knien, die Füße von Blumen und Nahrung umgeben, die seine Diener ihm an diesem Morgen gebracht hatten. Ahmose schenkte ihm ein Amulett und Aahmes-nofretari eine Kette aus Elektrum, dazu noch Gaben an Wein, Essen und Öl, wie es die Sitte vorschrieb. Weiß Gott armselige Schmuckstücke, dachte Kamose, während er zusah, wie sein Bruder und seine Schwester ihre Geschenke Amunmose überreichten, niederknieten und ihren Fußfall machten. Doch Amun weiß, dass wir nur noch wenig zu verschenken haben, bis ich dieses Heiligtum vielleicht eines Tages erneut mit Reichtümern aus ganz Ägypten füllen kann. Aufmerksam lauschte er den Gebeten und dem Dank, der Bitte um Glück und weiteren Kindersegen, und unter dem steten goldenen Blick des Gottes wurde er ruhig.
    Als die anberaumte Andacht beendet war, kehrten sie nach Haus zurück, wo man im Garten für sie aufgedeckt hatte. Allen war nach dem sachlichen Ernst, mit dem sie den Ehevertrag unterzeichnet hatten, Erleichterung anzumerken, und man trank auf Ahmose und seine neue Gemahlin und riss eine Menge netter Witze. Die beiden saßen unter dem Sonnensegel dicht nebeneinander, hielten Händchen und blickten sich über dem Rand ihrer Becher lächelnd in die Augen, während Ahmose-onch, den seine Kinderfrau freigegeben hatte, auf ihnen herumkrabbelte und fröhlich in seiner eigenen, unverständlichen Sprache plapperte. Ihr Glück beruhigte Kamose. Ich habe das Richtige getan, sagte er sich, ob die Zukunft sie nun zu Göttern macht oder nicht. Sie sind füreinander bestimmt.
    Als der Nachmittag zu Ende ging, suchten Tetischeri und Aahotep ihr Lager auf, und Ahmose-onch wurde unter lautem Protestgeheul abgeschleppt und ins Haus getragen. Kamose stand auch auf. »Falls ich heute Abend überhaupt etwas esse, dann im Arbeitszimmer«, sagte er mit einem Blick auf ihre erhitzten Gesichter. »Mach dir wegen morgen keine Sorgen, Ahmose. Ich kümmere mich um die letzten Einzelheiten, ehe wir uns im Morgengrauen auf der Bootstreppe treffen.« Er zögerte, wollte noch mehr sagen, wollte ihnen zureden, die ihnen verbleibende, kurze Zeit zu nutzen, wollte seiner Schwester versichern, dass er alles in seiner Macht Stehende tun würde, damit ihr Gemahl wohlbehalten zu ihr zurückkehrte, denn er spürte, dass der Schatten von Si-Amuns Schicksal über ihnen lag, aber er schaffte es nicht. Seine Worte wären doch nur ein leeres Versprechen gewesen. Er lächelte flüchtig und entfernte sich.
    In seinen eigenen Gemächern ließ er Achtoi holen. »Ich möchte den Rekrutenschreiber, den Armeeschreiber und General Hor-Aha so schnell wie möglich im Arbeitszimmer sehen«, befahl er seinem Haushofmeister. »Und mein Leibdiener soll mir heißes Wasser und frische Kleidung bringen. Ich möchte mich waschen und umziehen.« Als er gewaschen war und durchs Haus ging, warteten die herbeigerufenen Männer bereits. Alle drei waren erschöpft. Kamose sah ihre staubigen Schurze und angespannten Mienen und bat sie, Platz zu nehmen. »Es dauert auch nicht lange«, sagte er. »General, die Medjai müssen beim Morgengrauen eingebootet und an ihrem Platz sein, ist das zu schaffen?« Hor-Aha nickte.
    »Sie stehen bereit«, antwortete er. »Ich muss nur noch jeweils fünfhundert mit den dazugehörigen Hauptleuten ein Boot zuweisen.«
    »Sind dir der Bürgermeister von Necheb und seine Einwohner von irgendwelchem Nutzen gewesen?«
    »O ja.« Hor-Aha beugte sich vor. »Paheri und Baba Abana haben die Männer als Ruderer eingeteilt, sie arbeiten in Schichten, und die jüngeren Hauptleute sind zu Schlagmännern ernannt worden. Das war etwas, was ich nicht ganz durchdacht hatte. Die Wüstensöhne sind nicht gerade erfreut, dass sie zu Wasser reisen müssen. Die beiden Männer aus Necheb haben sich da als unendlich nützlich erwiesen, haben sie mit den Booten vertraut gemacht und ihnen erläutert, wie sie am besten mit diesem Erlebnis fertig werden.«
    »Gut.« Kamose wandte sich an die anderen.
    »Rekrutenschreiber, sind meine Rekruten bereit?« Der Mann nickte.
    »Ja, Fürst. Unter den Jüngeren ist es gelegentlich zu Aufsässigkeit gekommen, und viele Eingezogene murren, weil sie marschieren müssen, während die Medjai im Boot fahren, aber der General hat sich alle Mühe gegeben, ihnen klar zu machen, warum das notwendig ist.« Wirklich eine schwierige Aufgabe, überlegte
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