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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao
Autoren: Pauline Gedge
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davon abgeben können. Es soll hinter uns herfahren. Wir werden es zum Waschen brauchen.« Sein Blick traf sich mit dem des anderen, und er wusste, dass der Schreiber dachte, was auch er dachte: Und auch für Begräbnisse. »Das ist alles«, sagte er abschließend. »Du kannst mit dem Beladen der Boote beginnen. Dafür hast du noch einen Tag. Sei bedankt.« Sofort stand der Mann auf, verbeugte sich und verließ das Arbeitszimmer, und Kamose stand seinerseits auf und streckte sich, bis sein Rückgrat knackte.
    Das Licht im Zimmer hatte einen rötlichen Ton angenommen. Re fiel langsam in Nuts wartenden Mund, es wurde Zeit, zu den Frauen zu gehen und die Fürsten vom anderen Ufer abholen zu lassen. Kamose hätte gern gebadet und die Kleidung gewechselt, aber solche Annehmlichkeiten mussten warten. Er trank die Neige aus dem Becher des Schreibers, ehe er die Tür hinter sich zumachte.
    Drei Köpfe wandten sich ihm erwartungsvoll zu, als er in die Gemächer seiner Großmutter eingelassen wurde. Sie saß steif auf dem Stuhl neben ihrem Lager, die Knie zusammengepresst, die beringten Hände gefaltet, Aahotep auf dem Schemel vor Tetischeris Schminktisch. Sie war in ein loses Leinengewand gekleidet. Neben ihr stand Isis mit dem Mund voller Nadeln und drehte das volle Haar ihrer Herrin zu einer Rolle. Aahmes-nofretari hatte sich Kissen auf den Fußboden geholt und ruhte auf ihnen, und als ihr Bruder näher trat, stand sie auf, tat einen Schritt auf ihn zu, und ihre klaren Augen blickten sorgenvoll. Kamose musterte sie alle ernst. »Ich liebe euch sehr«, sagte er. »Und ich weiß, dass auch ihr mich liebt. Nein, Isis.« Damit wandte er sich an die Dienerin, die sich unter Verbeugungen rückwärts entfernen wollte. »Du darfst bleiben.« Seine Aufmerksamkeit kehrte zu den Frauen zurück. »Ihr wisst, was ich plane«, fuhr er fort. »Übermorgen verlasse ich Waset mit meinem Heer. Wir dürfen nicht zurückblicken, keiner von uns. Es ist Apophis’ Geburtsmonat und außerdem der Jahrestag seines Kommens. Überall in Ägypten wird gefeiert, vor allem im Delta. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt für den Beginn eines Rückeroberungsfeldzugs. Ich weiß nicht, wie lange ich fort sein werde.« Er hob die Hände. »Das alles liegt bei Amun, wir müssen auf ihn vertrauen. Waset und seine Nomarchen werden jetzt von euch regiert. Ich bitte euch, eine erdrückende Pflicht auf euch zu nehmen. Zunächst müsst ihr die Bauersfrauen anweisen, wie sie die Felder und Weingärten abernten sollen. Zweitens müsst ihr ständig den Verkehr von und nach dem Süden überwachen. Jedes Boot muss angehalten, ausnahmslos jede Rolle geöffnet und gelesen werden. Denkt daran, dass Pi-Hathor die Setius unterstützt, und trotz unserer Abmachung versucht der Bürgermeister vielleicht, Botschaften nach Auaris durchzuschmuggeln. Vielleicht versucht er sogar, euch hier zu überrennen. Ich habe hundert Soldaten abgestellt, die bei euch bleiben. Es tut mir Leid, dass es nicht mehr sind, aber wenn sie vernünftig verteilt werden, sollten sie es schaffen, einen Haufen Schiffsbauer und Steinhauer in die Flucht zu schlagen.« Er sah Panik in den Augen seiner Schwester aufblitzen, doch seine Mutter kräuselte nachdenklich die Stirn, und Tetischeri blickte ihn noch immer kühl und regungslos an.
    »Auch der Hohe Priester und seine Untergebenen werden im Notfall mitkämpfen«, sagte sie, »und die Gärtner haben kräftige Muskeln. Hacke oder Schwert, wo ist da der Unterschied? Mach dir unseretwegen keine Sorgen, Kamose. Wir sind vollkommen in der Lage, die Nomarche während deiner Abwesenheit zu regieren und, falls erforderlich, ein paar Missvergnügte abzuwehren.«
    »Ihr müsst mir regelmäßig Berichte schicken«, sagte Kamose. »Über alles, über den Fortgang der Ernte bis zum Geruch des Windes. Opfert Amun jeden Tag in meinem Namen.« Aahmes-nofretari bewegte sich.
    »Und was wird aus Tani?«, flüsterte sie. »Kamose, hast du sie so schnell vergessen?« Er ging zur ihr und packte sie bei den Schultern.
    »Nein!«, sagte er rau. »Aber Tani hat gewusst, was ich tun würde, und sich mit allen Folgen meines Handelns abgefunden, die sie möglicherweise hinnehmen muss. Sie ist eine Tao genau wie du, Aahmes-nofretari.« Er ließ sie los und fuhr ihr zärtlich über das schimmernde Haar. »Falls dir das ein Trost ist, ich glaube nicht, dass sich Apophis an ihr rächt. Das könnte viele Ägypter gegen ihn einnehmen, die sonst vielleicht auf seiner Seite kämpfen würden.
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