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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler
Autoren: Jack Higgins
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Flasche.« Während Simeon gehorsam an
die Bar ging, sagte Zec: »1944 habe ich Tarquin das letzte Mal
gesehen. Auf dem Weg ins besetzte Frankreich. Und dann taucht er nach
all den Jahren in einem Antiquitätenladen in Brighton auf!«
    Er öffnete sein Etui, nahm eine Zigarette heraus.

      »Darf ich mir bei Ihnen eine
schnorren?« sagte meine Frau. Er gab ihr eine, und sie lehnte
sich zurück. »Dann ist Tarquin also ein alter Freund?«
    »Das kann man wohl sagen. Ich habe ihn früher schon einmal
    aus dem Ärmelkanal gefischt. 1943. War in
einer Hurricane abgestürzt. Großartige Maschinen waren das.
Haben mehr von der deutschen Luftwaffe vom Himmel geholt als die
Spitfires.« Er schien plötzlich angestrengt nachzudenken,
und als Simeon mit der neuen Flasche zurückkehrte, sagte der alte
Mann: »Das war damals Harry gewesen, oder war es doch Max? Sicher
waren wir uns da nie.«
      Simeon stellte das Tablett ab. »Stimmt mit dir was nicht, Vater?« Er klang besorgt.
      »Mit mir?« Zec Acland
lächelte. »Gibt es da nicht ein Buch über irgendeinen
Franzosen, der irgend etwas gerochen oder plötzlich einen
bestimmten Geschmack im Mund hatte, und dann brach seine ganze
Vergangenheit über ihn herein?«

    »Marcel Proust«, sagte Denise.
      »Tja, also genauso geht es mir
jetzt mit diesem verdammten Bären. Jetzt ist alles wieder
da.« Seine Augen standen voller Tränen.
      Simeon schenkte Wein nach. »Komm schon, Vater, trink aus. Das Ganze nimmt dich zu sehr mit.«
      »Geh in mein Schlafzimmer. Die rote Schachtel in der dritten Schublade. Hol sie mir doch mal, Junge.«
    Simeon machte sich auf den Weg.
      Zec legte noch ein Holzscheit nach,
und nachdem Simeon mit der Schachtel zurückgekehrt war, stellte
der Alte sie auf den Tisch und öffnete sie. Unterlagen und
Fotografien kamen zum Vorschein.
      »Ein paar davon kennst du bereits, Junge«, sagte er zu Simeon. »Aber noch nicht alles.«

    Er reichte Denise eines der Bilder. Der Kai von
Cold Harbour mit einem angedockten Rettungsboot, ein viel älteres
Modell als die Lady Carter; Simeon an Deck, mit zurückgeschobener Schiffsmütze. Es war Simeon, und dann wieder war er es doch nicht.
    »Da sah ich noch gut aus«, sagte Zec.
      Denise beugte sich vor und gab ihm einen Kuß auf die Wange. »Das tun Sie immer noch.«
      »Fangen Sie nicht an, was sie
nicht zu Ende bringen können, Mädel.« Er brach in ein
Lachen aus und reichte dann die Fotografien herum, eine nach der
anderen, alle in Schwarzweiß.
      Das Gasthaus sah aus wie heute. Dann
war da eine Aufnahme eines Armeeoffiziers, auf eine anziehende Art und
Weise häßlich, seinem Aussehen nach zu urteilen
ungefähr fünfundsechzig Jahre alt, mit Nickelbrille und
schlohweißem Haar.
      »Brigadegeneral Munro«,
sagte Zec. »Dougal Munro. Vor dem Krieg Professor in Oxford, dann
trat er in den Geheimdienst ein. Special Operation Executive. SOE.
Churchill hatte sich das einfallen lassen. Legt Europa in Flammen, hat
er gesagt, und das haben sie dann auch getan. Geheimagenten in
Frankreich eingeschmuggelt und so was. Man hatte die Einheimischen
vorübergehend aus Cold Harbour ausgesiedelt und eine geheime
Operationsbasis draus gemacht.«

    Er schenkte noch etwas Wein nach.
    »Davon hast du mir nie erzählt, Vater«, sagte Simeon.
    »Weil wir und alle anderen den Official
Secrets Act unterschreiben mußten und dadurch zur Geheimhaltung
verpflichtet waren.« Er schüttelte noch ein paar Fotos aus
der Schachtel. Eine Frau an der Seite von Brigadegeneral Munro.
»Das war Julie Legrande. Wie gesagt, Haushälterin im
Gutshaus, und das Pub hat sie auch geführt.« Dann ein
weiteres Bild von Munro mit einem Offizier, einem Captain mit einem
Band für das Militärverdienstkreuz, in der einen Hand einen
Stock. »Das war Jack Carter, Munros Adjutant. Hat sein Bein in
Dünkirchen gelassen.«
      Es gab noch weitere Fotos, und dann
stieß er auf einen großen braunen Umschlag. Er
zögerte, öffnete ihn aber schließlich. »Official
Secrets Act. Zum Teufel damit. Ich bin achtundachtzig Jahre alt.«
      Wenn die vorangegangenen Fotos
interessant waren, so waren diese geradezu erstaunlich. Eines davon
zeigte eine Rollbahn mit einem Nachtjäger, einer Junkers 88S. Am
Rumpf prangte das Kreuz der Reichskriegsflagge und auf dem Heck das
Hakenkreuz. Der Mechaniker war im schwarzen Dreß der Luftwaffe
gekleidet. Auf einer Seite war ein Fieseler Storch zu sehen. Im
Hintergrund zwei Hangars.
    »Was in aller Welt ist
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