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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler
Autoren: Jack Higgins
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eine Sache, die ich nicht herausbekommen konnte. Was genau ist mit Harry Kelso geschehen, als alles vorbei war? Da hatte ich Schwierigkeiten und bin überall auf Widerstände gestoßen.«
      Sie lächelte. »Nun, Eisenhower mußte es gesagt werden. Es wurde beschlossen, die Sache streng geheimzuhalten. Also, es war einfach unvorstellbar, daß der Oberbefehlshaber kurz vor der Landung der alliierten Truppen in Lebensgefahr war. Sie machten weiter, als wäre nichts geschehen. Harry behielt Max' Kriegsverdienstkreuz und erledigte weiter Kurierdienstflüge und den einen oder anderen Auftrag für Munro. Er ließ sich nichts sagen, halste sich einen Einsatz nach dem anderen auf, selbst nachdem man ihn zum Oberst befördert hatte. Nach dem Absturz über dem Ärmelkanal und dem, was mit Max passiert war, war er nie mehr der alte. Er sagte, er sei ein Toter unter Lebenden. Ich glaube, daß er den Ehrge iz hatte, dies zu beweisen. Ich glaube, er wollte bei Max sein. Sie waren eins, verstehen Sie, austauschbar bis zu einem Grade, den man nicht für möglich halten würde. War Max Harry oder Harry Max?«
      Denise nahm Lady Mollys Hand und sagte mit sanfter Stimme: »Was ist passiert?«

    »Es war so unnötig, so dumm und unnötig. Der Krieg war praktisch zu Ende. Mein Onkel hatte da eine Sache mit einem deutschen General auf der anderen Seite des Rheins laufen. Harry hat sich freiwillig gemeldet, um von hier aus in Luftwaffenkluft und einer Arado rüberzufliegen. Er ist dort gelandet, hat den Mann an Bord genommen und ist via Frankreich zurückgeflogen. Sie wurden dann von einer Mosquito der RAF attackiert und schwer getroffen.«

    »Und sind in den Kanal gestürzt?« fragte ich.
      »O nein, das Wetter war mies, und er ist sehr tief geflogen, hat die Mosquito abgeschüttelt und ist in Cold Harbour gelandet. Ich war mit meinem Onkel hier, mit Jack und Julie. Es hat geregnet und war neblig. Die Arado ist zum Stehen gekommen, und der Motor wurde abgestellt. Als wir die Tür öffneten, saß da der deutsche General auf dem Rücksitz, wie im Wahn vor sich hin brabbelnd, und Harry hing tot über dem Steuerknüppel.«
      Ihr starrer Blick wies voller Schmerz in die Vergangenheit, und Denise drückte sie mit Tarquin in der Mitte fest an sich.

      Schließlich riß Lady Molly sich zusammen. »Es bedeutet mir so viel, Tarquin wiederzusehen.«

    »Er ist heimgekehrt«, sagte Denise. »Er gehört Ihnen allein.«
      »O nein, das ist wirklich nett von Ihnen.« Lady Molly zögerte. »Wenn ich ihn vielleicht borgen könnte? Wären Sie damit einverstanden? Eine Leihgabe auf Zeit?«
    »Natürlich«, sagte Denise.

      Lady Molly nickte. »Ich bin Ihnen so dankbar.« Sie stand auf. »Wenn Sie nun aber mit mir kommen wollen. Da ist etwas, das Sie sehen sollten.«

      Sie hängte sich einen Regenmantel über und hielt Tarquin sanft auf dem rechten Arm. Zec begleitete uns. Er nahm zwei Regenschirme aus einem Ständer im Vestibül, reichte uns einen davon und trat beiseite, um mit dem zweiten Lady Molly zu schützen, da der Regen wieder eingesetzt hatte. Denise hakte sich bei mir unter, und dann folgten wir den beiden.
    Wir kamen an eine Mauer aus Feuerstein an, mit einer alten Grausteinkirche, Zypressen und einer Gruppe Rotbuchen auf der anderen Seite. Zec öffnete ein Tor, und wir gingen hindurch und betraten einen typischen ländlichen Kirchenfriedhof. Es war ein stiller, friedlicher Ort, und dann stoben Saatkrähen aus den Buchen heraus und krähten wütend auf uns ein.

    »Diese krächzenden Viecher«, sagte Zec.
      Wir folgten einem Pfad zwischen den Grabsteinen, von denen viele ganz offensichtlich sehr alt waren, und kamen hier und da an merkwürdigen Todesengeln und schaurigen Statuen vorbei. Schließlich blieben wir unter einer Zypresse in einer Ecke am hinteren Ende stehen. Das Grab war sorgfältig gepflegt, mit frischen Blumen und akkurat geschnittenem Rasenbeet. Der Grabstein war eine konische Schieferplatte mit goldener Inschrift. Es sah aus, als wäre es erst kürzlich erneuert worden.
      »Da wären wir.« Sie lächelte und hielt Tarquin fest an sich gedrückt.
    Die Inschrift besagte:

    März 1945.
       In liebevoller Erinnerung an Colonel Harry Kelso und seinen Bruder, Oberstleutnant Baron Max von Halder.

    Endlich vereint.
    Waffenbrüder.

      Der Regen wurde stärker. Zec trat mit seinem Schirm einen Schritt näher und legte seinen Arm um Lady Molly, unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung. Denise und
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