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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay
Autoren: Kaye Dobbie
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ist.«
    »Vielleicht ist Cosmo ihm begegnet, als er das Haus verließ, nachdem er Ambrosine umgebracht hatte. Oder er hat ihn zuerst getroffen und Ambrosine danach getötet. Ich dachte immer, der Mord an Ambrosine wäre im Affekt geschehen, aber unter diesen Umständen war er eventuell geplant. Erst Jonah und dann Ambrosine.«
    »Du kannst nicht beweisen, dass es Jonah ist.«
    »Das stimmt, Gary, aber ich weiß es einfach. Ich frage mich, wo der Leichnam hingekommen ist. Das muss ich unbedingt noch herausfinden. Er sollte bei Meggy in Tinyutin begraben werden.«
    »Warum kann er nicht bei Ambrosine und Cosmo liegen?«
    Rosamund schlug nach ihm; er protestierte. Dann kniete er sich vor ihren Sessel und schlang seine Arme um sie. Sie balgten sich im Spaß. Nach einer Weile ließ Rosamund ihren Kopf gegen seinen sinken und fuhr mit ihren Fingern durch sein zerwühltes Haar.
    »Gary, Ada muss gewusst haben, wo Jonah lag. Nicht 1920, als Meggy ihr schrieb, aber spätestens, als der Sumpf trockengelegt wurde. Kerry erzählte, Ada hätte ständig mit der Bezirksverwaltung telefoniert und gesagt, dass es sich bei dem Leichnam um Harry Simmons handeln würde. Das stimmte aber nicht. Sie versuchte nur, die Spur zu verwischen. Und warum hatte sie diese einzelne Rechnung aufgehoben? Sie wusste, was geschehen war, und behielt dieses Geheimnis für sich, so wie sie alles für sich behalten hat.«
    »Bis auf eines, oder?«
    Rosamund seufzte. »Arme Ada. Sie musste für ihre Sünden büßen. Erst hat Kirkwood sie betrogen, dann starb ihr Ehemann, und sie musste allein in Colonsay leben. Vielleicht geistert sie deswegen auch nicht hier herum – sie hat ihre Schuld zu Lebzeiten beglichen.«
    Gary küsste sie zart auf die Lippen. »Kannst du trotz dieser Erinnerungen hier wohnen, Rosamund? Könntest du in diesem Haus glücklich werden?«
    Sie lächelte. »Ja, ich glaube schon. Ich bin glücklich. Jedenfalls, wenn du bei mir bleibst. Willst du?«
    »Ich dachte schon, du würdest nie fragen.«

Epilog
    Die Dämmerung brach herein. Das Kind rannte über den engen, gewundenen Pfad zwischen den hohen Stockrosen und den wuchernden Maßliebchen. Nachtfalter flatterten im schwindenden Licht.
    Das lange blonde Haar schwebte wie eine helle Aura um sein blasses Gesicht. Durch die geöffnete Küchentür hörte das Mädchen die Stimme seiner Mutter im Gespräch mit Kerry und das Klappern des Geschirrs.
    Heute Abend kamen Gäste nach Colonsay, da war sie sowieso nur im Weg.
    Der Pfad verbreiterte sich und mündete in eine Laube mit einem Bänkchen vor einem großen Pfeifenstrauch. Im Frühling war er über und über mit Blüten bedeckt, aber jetzt färbten sich seine Blätter und fielen ab. Das Mädchen ging um den Strauch herum und suchte in den Schatten dahinter nach der streunenden Katze, die sich manchmal dort versteckte. Es hatte sie schon manchmal erschreckt, sodass sie schnell über den Zaun verschwunden war.
    Vorsichtig kletterte es über einen alten Ast, aus Rücksicht auf die neue Latzhose. Ein Vorhang aus Ästen und Blättern verbarg das Geheimversteck. Es schob ihn beiseite. Und hielt inne.
    Dort standen ein Mann und eine Dame. Sie mussten es gehört haben und waren ebenso überrascht wie das Mädchen. Aber sie waren nicht böse. Sie lächelten. Vielleicht handelte es sich um Hausgäste, obwohl sie so merkwürdig gekleidet waren.
    Die Dame trug einen langen Rock wie die Damen auf den alten Fotos ihrer Mutter. Sie war sehr hübsch, das sah das Kind sogar trotz der Dunkelheit. Der Mann trug einen Schal um den Hals geschlungen, einen Mantel und karierte Hosen. Sie sahen merkwürdig aus, aber ziemlich glücklich.
    »Ada!«
    Ihr Vater rief nach ihr, seine Stimme hallte durch die Stille. Sie wandte sich um, und als sie sich wieder umdrehte, waren der Mann und die Frau verschwunden.
    Für einen kurzen Augenblick wunderte sie sich. Einmal hatte sie auch einen Knopf gefunden und ihn beim Einschlafen in der Hand gehalten. Doch am Morgen war er weg gewesen. Und eines Nachts war eine alte Dame mit einem Gehstock an ihr Bett gekommen und hatte sie neugierig betrachtet. Sie hatte zuerst auf sich und dann auf Ada gedeutet, als ob sie etwas sagen wollte. Ada verstand sie aber nicht. So etwas geschah häufiger in Colonsay. Sie hatte inzwischen gelernt, dass sie sich nicht fürchten musste. Ihr Vater versicherte ihr stets, dass die Vergangenheit ihr nichts anhaben konnte.
    »Ada!«
    »Ich bin hier, Papa.«
    Ada drehte sich um und rannte schnell den Weg
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