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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay
Autoren: Kaye Dobbie
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Anblick nicht vergessen, obwohl Alice’ Putzarbeit sehr erfolgreich ge-wesen war.
    An dem Morgen, an dem die Dienstboten weggingen und das Haus verschlossen wurde, kam Alice auf ihrem Heimweg am Friedhof und an Ambrosines Grab vorbei. Petersham legte gerade Rosen dort ab, sein Rücken war gekrümmt, und er trauerte sichtlich.
    Alice wandte den Blick ab.
    ***
    »Mir kam es so vor, als ob er mir die Schuld geben müsse, weil er sonst selbst schuld gewesen wäre. Und das gab es für Mark Markovic einfach nicht.« Rosamund zuckte mit den Schultern. »Du verstehst kein Wort, oder?«
    »Ich verstehe alles.« Gary saß ihr gegenüber am Küchentisch. Zwei dampfende Becher mit Tee standen zwischen ihnen.
    »Glaubst du, er kommt noch einmal zurück?«
    »Das bezweifle ich sehr.«
    »Ich kann seinen Anblick wahrscheinlich nicht mehr ertragen, Gary.« Sie biss sich auf die Unterlippe, um das Beben zu verbergen.
    »Du solltest eine einstweilige Verfügung erwirken, dass er sich dir vorläufig nicht mehr nähern darf. Nach allem, was geschehen ist, wirst du keine Probleme haben, sie zu bekommen.«
    Rosamund schloss ihre Hände um den heißen Becher, hieß den Schmerz willkommen. Um Schmerz zu fühlen, musste man leben – und sie wäre beinahe zu Tode gekommen. »Alice hat mich gerettet, weißt du.« Sie war noch immer erstaunt. »Sie hat es getan, und nun ist sie weg. Das stimmt doch, oder?«
    Kerry stand am Herd und nickte. Sie hob ihren Kopf wie ein witternder Hund. »Das Haus fühlt sich tatsächlich anders an. Was auch immer hier war, es ist verschwunden.«
    »Alice hat ihren Frieden gefunden«, sagte Gary ruhig. »Auch ich kann das spüren. Colonsay ist frei, Rose.«
    Rosamunds Augen trübten sich mit Tränen. »Es war so schrecklich, Gary. Ich kann nicht glauben, dass Mark das tun wollte. Egal, was wir durchgemacht hätten und wie schlimm es gekommen wäre, ich habe immer gedacht, ich würde ihn kennen.«
    »Einen Teil unseres Selbst verbergen wir stets vor dem anderen.«
    »Tun wir das wirklich, Gary?« Sie wischte sich die Augen. Schon seit Stunden kamen ihr die Tränen. »Hast du auch ein dunkles Geheimnis?«
    Er zog eine Grimasse. »Du hast meine schlimmsten Seiten schon kennengelernt und ich deine. Wir sind quitt.«
    Nun musste Rosamund doch lachen.
    »Rosamund.« Kerrys Stimme klang leise und vorsichtig. Sie stand in der Tür zum Garten. Ein blasser Sonnenstrahl fiel durch die Tür und ihm folgte, vorsichtig eine Pfote nach der anderen aufsetzend, ein kleiner zerzauster Hund mit einem schmutzigen blauen Band im Fell auf seinem Kopf.
    Rosamund hielt den Atem an.
    Der kleine Hund blieb stehen, sah sich mit großen braunen Augen um und wagte sich noch ein Stück weiter in die Küche. Der struppige Schwanz wedelte hoffnungsvoll. Die Ohren waren gespitzt.
    »Komm her, Hundchen«, flüsterte Rosamund und streckte ihm langsam ihre Hand entgegen.
    Der Hund wich zuerst zurück und tippelte dann wieder nach vorn. Unsicher verharrte er auf der Stelle. Einsamkeit und Verzweiflung kämpften mit seinem Misstrauen.
    »Komm schon her, mein Junge … oder Mädel? Komm schon, Kleines.«
    Kerry schloss langsam die Tür hinter ihm und blockierte damit den Fluchtweg.
    Die schwarze Knopfnase wurde nach vorn gereckt, langsam kam der Terrier näher. Rosamund ließ ihn ihre zitternden Finger beschnuppern. Dann begann er, sie mit seiner rauen rosa Zunge abzulecken. Rosamunds Gesichts leuchtete auf.
    »Du bist echt!«, juchzte sie. »Du wenigstens bist echt.«
    Am nächsten Tag war das Wetter kühl, aber sonnig. Gary fuhr mit Rosamund zu Enderby. Kerry blieb in Colonsay. Sie war damit beschäftigt, das Fell des frisch gewaschenen Hundes zu entwirren und zu bürsten. Einen Namen für ihn hatten sie noch nicht.
    Kerry hatte bei der Polizei angerufen, aber niemand hatte das Tier als vermisst gemeldet. Auch der örtliche Radiosender und das Tierheim konnten nicht weiterhelfen. So blieb der Hund vorläufig auf Colonsay. Noch so ein Streuner, der Unterschlupf sucht, dachte Rosamund.
    Gary und Rosamund waren in Ambrosines Empfangszimmer gegangen. Dort war Gary über die verschiedenen Kisten, Kästen und Möbelstücke gekrochen und hatte schließlich ein Loch im Fußboden entdeckt, durch das der Hund ins Haus gelangen konnte. Dort hatte er sich außerdem einen gemütlichen Schlafplatz aus alten Decken gemacht. Wie er bei geschlossener Tür ins Haus gelangen konnte, klärte Gary ebenfalls. Tagsüber waren die Außentüren lange genug offen gewesen,
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