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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay
Autoren: Kaye Dobbie
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besonders wenn Fred und sein Team arbeiteten. Und sobald er einmal drin war, konnte sich der kleine Kerl praktisch überall in dem großen Haus verstecken.
    »So viel zum Thema Geisterhunde«, spottete Kerry, ohne weiter darüber nachzudenken, was alles geschehen war.
    Enderby Munro saß an seinem üblichen Platz am Fenster. Dieses Mal schien die Sonne durch die Scheiben, zeichnete Muster auf den Fußboden und beleuchtete sein hageres Gesicht. Sobald er Rosamund und Gary kommen sah, fing er an zu strahlen.
    »Ihr seid wirklich gekommen!«
    »Natürlich sind wir gekommen.« Rosamund beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn. Erstaunt stellte sie fest, dass Enderby errötete. »Du hast gesagt, es sei wichtig. Was gibt es denn?«
    »Ich muss noch etwas mit dir besprechen, Rosie.« Er beäugte sie. »Du schaust ein bisschen ausgemergelt aus. Wie stehen die Dinge in Colonsay?«
    Gary mischte sich ein.
    »Dort ist alles in Ordnung.«
    »Dann bleibst du also?« Enderby würde nicht so einfach mit seinem Geheimnis herausrücken.
    »Ja, ich werde in Colonsay wohnen.«
    Enderbys Augen leuchteten. »Das wollte ich hören. Also, ich möchte dir meine Notizbücher geben. Schließlich geht es um deine Familie, und wenn ich nicht mehr bin, verbrennt sie Gary womöglich.«
    Rosamund warf Gary einen Blick zu. »Vielen Dank, Enderby. Ich werde sie hüten wie einen Schatz.«
    Enderby nickte, als ob er nichts anderes erwartet hatte. »Da ist noch etwas. Ein Dokument, das ich in die Hände bekommen habe, als ich für die Regierung arbeitete. Es könnte dich interessieren, Rose.«
    »Ein Dokument?«
    Enderby wühlte in der seitlichen Tasche an seinem Rollstuhl. »Wo ist es denn? Wenn sich die Schwester das unter den Nagel … Ah, da ist es ja.«
    Er zog einen braunen Umschlag hervor und wedelte damit vor ihren Gesichtern herum. »Das ist es. Nimm es mit und lies es, wenn dir danach ist, Rosie. Es eilt nicht.« Er fand das wohl lustig, denn er lachte laut heraus.
    »Es eilt nicht«, murrte Gary, als sie wieder abfuhren. »Warum hat er uns das nicht vorher gesagt?«
    »Dann hätte er sich den Spaß verdorben. Soll ich es aufmachen?«
    »Klar. Vielleicht ist es ja eine Schatzkarte.«
    »Das wäre wunderbar.« Rosamund schlitzte den Umschlag auf und zog ein einzelnes Blatt heraus. »Eine Liste der Dienstboten auf Colonsay«, sagte sie nach einer Weile. »Alice Parkin, die Köchin Gibbons, Meggy McLauchlan – aber kein Jonah. Sieht so aus, als ob sie alle Geld bekommen hätten. Unterschrieben hat ein A. Kirkwood.«
    »Schweigegeld«, sagte Gary. »Sie hielten den Mund, und Kirkwood zahlte.«
    »Es datiert aus dem August 1901.«
    »Ein weiteres Puzzleteil.«
    »Ich brauche keine Beweise mehr, Gary. Mir ist inzwischen klar, was damals geschehen ist.« Sie berührte sein Gesicht mit ihrer Hand. »Wenigstens ist bei dem ganzen Durcheinander etwas Gutes herausgekommen.«
    »Nur etwas Gutes?« Er lächelte sie an. »Sollen wir beide irgendwo halten und zu Mittag essen?«
    »Ich würde gern, aber ich muss zurück. Fred Swann will mit mir sprechen. Ich habe ihm versprochen, bald zurück zu sein.«
    Frederick Swann war früh am Morgen mit seinen Leuten auf Colonsay erschienen, und es wurde wieder mit voller Kraft restauriert.
    »Wie willst du ihn bezahlen?«, fragte Gary.
    Rosamund schloss die Augen und lehnte ihren Kopf gegen den Sitz. »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich gibt es bei der Scheidung von Mark eine Abfindung. Aber der Himmel allein weiß, wann und ob ich etwas davon bekomme – bei all den anderen Dingen, die da gerade vor sich gehen. Vielleicht kann ich eine Hypothek aufnehmen?«
    »Nutze den Namen Cunningham«, sagte Gary. »Er bedeutet immer noch etwas, in dieser Gegend sowieso.«
    Aber im Augenblick wollte sie nicht über Probleme nachdenken. Ihr tat alles weh von der Auseinandersetzung mit Mark – körperlich und auch geistig. Sie fragte sich, wofür er wohl Alice gehalten hatte und wo er sich nun versteckte. Noch stand nichts in der Zeitung, aber Gary zufolge war es nur eine Frage von ein paar Tagen. Ein Sturm braute sich über Mark zusammen, und es sah so aus, als könnte er ziemlichen Schaden anrichten.
    »Bereite dich darauf vor, Rose«, hatte Gary ihr am Morgen gesagt. »Du wirst auch nicht ungeschoren davonkommen.«
    Früher hätte diese Vorstellung Rosamund in Panik versetzt, aber heutzutage war ihr klar, dass sie das alles durchstehen würde. So wie sie die Dinge in Colonsay durchgestanden hatte.
    »Rose?«
    Sie öffnete
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