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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs
Autoren: Maya Trélov
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konnte, ohne sich die Zunge abzubeißen, und senkte den Blick. „Das war unangemessen.“
    Doch insgeheim Lächelte er beinahe. Es war ein seltsames Gefühl. Wie das Jucken einer alten Wunde.
    Einen Moment herrschte Stille, dann wandte die Prinzessin sich ab und ging einige Schritte an der Brüstung entlang. Ihre Finger glitten wie eine Liebkosung über die Verzierungen im Stein. „Ja“, klang ihre Stimme zu ihm herüber, „das war es.“ Sie seufzte. „Ich denke nicht, dass ich in der Stimmung für Abenteuergeschichten bin.“
    Joesin deutete eine Verbeugung an. „Wie Ihr wünscht, Prinzessin Moa.“ Er machte einen Schritt auf sie zu und senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. Plötzlich wusste er, was er ihr sagen wollte. „Wie wäre es, wenn ich Euch stattdessen eine wahre Geschichte erzähle?“
    Ein Funken glomm in ihren Augen auf, doch sie blieb vorsichtig. „Weshalb sollte ich diese Geschichte hören wollen?“
    „Diese Geschichte ist von Bedeutung“, beharrte er, „wie alle wahren Geschichten.“
    Einen Moment zögerte sie noch, doch dann gewann die Neugierde. „Nun gut.“ Sie schlang die Arme um ihren Brustkorb und lehnte sich an die Brüstung. „Erzähl sie.“
    Joesin lächelte und machte eine leichte Verbeugung. „Diese Geschichte handelt nicht von freien Menschen. Sie erzählt von Unterdrückung und Ausbeutung durch einen grausamen König.“ Er legte eine Hand auf die Brüstung und machte einen weiteren Schritt auf die Prinzessin zu. „Ein Krieger reiste durchs Land, ruhelos und getrieben, denn obwohl er sich unsäglich nach seiner Heimat sehnte, war er seit vielen Jahren nicht mehr dort gewesen.“
    Die Prinzessin runzelte die Stirn. „Weshalb?“
    Joesins Miene verfinsterte sich. „Er wurde verbannt.“
    „Was hat er getan?“
    Joesin lachte humorlos auf. „Was er getan hat? Das Schwert gegen einen Tyrannen erhoben, um sein Leben und das seiner Familie zu verteidigen.“
    Die Prinzessin sah ihn mit großen Augen an, blieb jedoch still.
    Joesin fuhr fort, sicher in dem Wissen, dass er sie am Haken hatte. „Eines Abends kam der Krieger in ein Gasthaus. Dort begegnete er einem alten Bauern, der ihm von einem uneinnehmbaren Schloss erzählte, in das niemals ein Feind des Königs einen Fuß gesetzt hatte. Der Krieger wurde aufmerksam und bat den alten Mann, ihm mehr von diesem Schloss zu berichten. Es liegt auf einem hohen Fels und ragt über ein Tal, das von einem gewaltigen Gebirge umgeben ist und durch das tausend Flüsse fließen. In diesem Schloss lebt eine Prinzessin, die an ihrem sechzehnten Geburtstag ihre Verlobung feiert. Ihr Onkel, der König, prahlt weithin mit ihrer Schönheit. Er hütet sie wie seinen kostbarsten Besitzt und das ist sie auch, wenn man bedenkt, dass ihre Hochzeit mit dem Prinzen von Cinann ein Bündnis besiegeln wird, welches den König zu einem der einflussreichsten Herrscher der drei Reiche macht. Ganz zu schweigen von den Vorteilen, die der König von Cinann sich von dieser Hochzeit verspricht.“
    Der Atem der Prinzessin hatte sich beschleunigt. Sie hielt mit einer Hand die Brüstung fest umklammert, die andere fuhr zu ihrem Mund, um ihn zu bedecken.
    „Zu dem Verlobungsfest sind ausschließlich ausgewählte Gäste geladen und die Soldaten patrouillieren in dieser Nacht in zehnfacher Zahl auf den Zinnen und in den Gängen.“ Joesin hielt einen Moment inne, um seine Worte wirken zu lassen. „Ahnt Ihr, was der Krieger dachte, Prinzessin Moa? Könnt Ihr euch ausmalen, was ihm durch den Kopf ging, als er die Worte des alten Mannes vernahm?“ Er machte einen letzten Schritt auf sie zu und beugte sich zu ihr hinunter. Er war ihr so nahe, dass er das Sternenlicht in ihren Augen sehen konnte. „Sagt es mir“, forderte er.
    Die Prinzessin musste den Kopf in den Nacken legen, um ihn anzuschauen. „Er ... er ...“, setzte sie an, brach ab. Ihre Stimme bebte. Sie schüttelte den Kopf, presste die Lippen aufeinander und weigerte sich weiterzusprechen.
    Joesin unterdrückte ein zufriedenes Lächeln. „Ratet.“
    Ihre Augenbrauen zogen sich finster zusammen. „Will er den König ermorden?“ In ihrer Stimme schwang eine Herausforderung mit.
    Widerwillig musste Joesin sich eingestehen, dass sie Mut besaß. „Nein. Nein, Moa“, sagte er und schüttelte den Kopf. „Er ist kein Mörder.“
    Die Haltung der Prinzessin entspannte sich unmerklich, doch ihr Blick huschte zu den Flügeltüren in seinem Rücken.
    Joesin hob eine Hand und strich
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