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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs
Autoren: Maya Trélov
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fliegen ließ. Moa wartete, bis seine Schau ihren Höhepunkt erreicht hatte und die Fackeln in verschiedenen Farben zu brennen begannen. Dann schlüpfte sie von ihrem Stuhl.
    Ohne zurückzublicken verschwand sie so schnell sie konnte aus dem Festsaal, stürmte an verwunderten Dienern und irritierten Wachen vorbei und rannte die Flure entlang, bis sie in ihre Gemächer gelangte.
    Mit zitternden Fingern schob sie den Riegel vor, durchquerte den Raum und trat durch die Flügeltüren auf die weitläufige Terrasse.
    Warme Nachtluft wehte ihr ins Gesicht und strich durch ihr Haar. Moa schlug ihre Hände vors Gesicht und weinte.
     
    Joesin verriegelte die Flügeltüren zu den königlichen Gemächern und trat lautlos auf die Terrasse. Die Prinzessin stand mit dem Rücken zu ihm und hatte ihr Gesicht in beide Hände vergraben. Ihre Schultern bebten unter stummen Schluchzern.
    Er schlich lautlos an ihr vorbei und lehnte sich an die steinerne Brüstung der Terrasse. Das Tal tief unter ihm lag schwarz in der Nacht und die verschlungenen Muster der Flüsse und Reisfelder glitzerten im Licht der Mondsichel wie silberne Bänder.
    Joesin kreuzte die Arme vor der Brust und musterte die Prinzessin. Ihr hüftlanges Haar war ihr über die Stirn gefallen und hüllte sie ein wie ein goldener Umhang. Unter den Frauen ihres Königreiches galt sie als Schönheit, doch auf ihn wirkte sie mehr wie eine zierliche Porzellanpuppe, nicht dafür geschaffen, in der Welt außerhalb ihres Schlosses zu bestehen. Sie gehörte in einen Glaskasten, wie aller nutzloser Schmuck und Tand.
    „Weshalb weint Ihr, Hoheit?“
    Die Prinzessin fuhr zusammen wie ein aufgescheuchtes Reh. Erschrocken starrte sie ihn aus weiten Augen an. „Was macht Ihr hier?“, rief sie. „Wie seid Ihr - ?“
    „Verzeiht mir, Hoheit.“ Er hob beschwichtigend die Hände. „Euer Onkel macht sich Sorgen, er sandte mich, um nach Euch zu sehen.“
    Die Prinzessin wischte sich hastig die Tränen von den Wangen und glättete ihr Gewand. „Ich möchte allein sein ... Gaukler.“
    Joesin zuckte lediglich mit den Schultern. Ihm war die abschätzige Art wie sie das letzte Wort aussprach nicht entgangen, auch nicht der Blick, mit dem sie ihn herabgewürdigt hatte. Dennoch sagte er nichts. Er wollte sie nur noch einen Moment betrachten, ehe er nach Rach rief.
    Eine Brise kam auf, verfing sich in im Haar der Prinzessin und ließ es um ihr Gesicht tanzen. Sie straffte sich, als sammelte sie ihre Kräfte. Dann seufzte sie und strebte auf die Flügeltüren zu. Ihre seidenen Gewänder raschelten bei jeder Bewegung und die weit geschnittenen Ärmel, deren Spitze den Boden berührten, bauschten sich auf.
    Joesin stieß sich von der Brüstung ab. „Wartet.“
    Die Prinzessin erstarrte.
    „Lasst mich Euch aufmuntern“, bat er mit einem Lächeln.
    Die Prinzessin runzelte die Stirn.
    Sie sah nicht minder irritiert aus, als er sich fühlte. Woher diese Worte gekommen waren, wusste er nicht. Doch sie waren ausgesprochen und mit einem Mal war Joesin neugierig, wo sie ihn hinführen würden.
    Die Prinzessin maß ihn von oben bis unten. Ihr Blick erinnerte ihn an die eidbedeckten Berggipfel der Berge und die Erinnerung brachte eine Gänsehaut über ihn.
    Schließlich drehte sie Kopf zur Seite. „Ich wünsche keine Unterhaltung“, sagte sie kühl. Doch ihm entging nicht die verstohlene Geste, mit der sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte. Er wartete.
    Die Prinzessin verharrte ebenfalls in ihrer Stellung. Langsam sanken ihr Kopf und die Schultern herab. „Bei den Flüssen“, murmelte sie ungehalten und seufzte. Dann drehte sie sich ihm zu und warf die Arme in die Luft. „Was macht es schon? Ich habe es nicht eilig in den Festsaal zurückzukommen.“ Sie strich sich eine Strähne aus den Augen und sah ihn skeptisch an. „Was wirst du denn vortragen? Bitte keine Lieder, ich kann heute Nacht keine Musik mehr ertragen. Scherze nicht und halte dich mit der Akrobatik zurück.“
    Joesin legte den Kopf schräg und zwang ein Lächeln auf seine Lippen. „Lasst mich Euch eine Geschichte erzählen.“
    Die Prinzessin atmete tief ein und ihre Augen glitten zweifelnd über sein bunt gemustertes Gewand. Er befürchtete schon, dass sie ihre Meinung ändern würde, doch er ermahnte sich geduldig zu bleiben.
    Schließlich nickte sie.
    Er senkte den Blick, damit sie den zufriedenen Glanz in seinen Augen nicht sehen konnte, und überlegte, welche Worte er als nächstes wählen sollte. Wäre er
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