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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs
Autoren: Maya Trélov
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ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. Die Prinzessin versteifte sich und starrte ihn ungläubig an. Er machte sich bereit zuzupacken. „Ratet erneut.“
    Sie atmete zitternd ein. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als sie antwortete. „Er wird die Prinzessin in der Nacht ihrer Verlobung aus dem Schloss entführen, in das noch niemals ein Feind des Königs einen Fuß gesetzt hat.“
    Diesmal verkniff Joesin sich das Lächeln nicht. „Sehr gut, Prinzessin. Ihr habt es erraten.“
     
    Moa wich zurück, doch zu spät. Die Hand des jungen Mannes im Narrenkostüm schoss vor und schloss sich um ihren Oberarm. Sein Gesicht wurde hart wie Stein.
    „Ihr werdet mit mir kommen, Prinzessin.“
    Sie stemmte sich gegen seinen Griff. „Ich werde schreien.“
    „Bitte.“ Er zuckte mit den Schultern. „Schreit so laut Ihr könnt.“
    Er bewegte sich schneller, als sie blinzeln konnte. Der Schrei, der sich in ihrer Kehle sammelte, wurde von seiner Hand erstickt, die plötzlich auf ihrem Mund lag. Seine andere Hand schloss sich fest um ihren Hinterkopf.
    „Es wird Euch nichts nutzen, Prinzessin.“ Die Augen des Fremden waren sehr nahe. Moa konnte ihre Farbe im schwachen Mondlicht nicht erkennen, doch die Kälte, die darin lag, jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
    Ihr Blick schnellte zu der Flügeltür hinter ihm, die auf die Terrasse führte. Bestimmt würden jeden Moment ihre Wachen hindurch stürmen, um sie zu retten. Es war ihr ohnehin ein Rätsel, wie der Fremde sie aus dem Schloss bringen wollte, denn der einzige Weg auf dem man hinein und hinaus gelangen konnte, war ein gewundenen Pfad, der rund um den steilen Felsen, über dem das Schloss aufragte, in den Stein gehauen war.
    Der Fremde schüttelte unmerklich den Kopf. „Ich werde Euch kein Leid zufügen, wenn Ihr tut, was ich sage.“
    Moa hörte ihn kaum, ihre Gedanken rasten. Sich von ihm loszureißen und zu der Flügeltür zu rennen würde ihr nicht gelingen. Feuchtigkeit sammelte sich in ihren Augen. Sie blinzelte und eine Träne kullerte ihre Wange hinunter.
    Der Griff des Fremden im Narrenkostüm wurde etwas lockerer. „Ich will Euch nicht unnötig wehtun, Prinzessin Moa“, sagte er, doch es klang nicht im Geringsten, als täte es ihm Leid. Einen Moment musterte er sie abschätzend. „Wenn ich meine Hand von Eurem Mund nehme, versprecht Ihr, Euch zu beherrschen? Ihr könnt mir ohnehin nicht entkommen.“
    Moa beeilte sich zu nicken, soweit sie es in seiner immer noch festen Umklammerung zustande brachte. Ihre Tränen waren über ihre Wangen gerollt und hatten seine Hand benetzt. Vorsichtig nahm der Fremde sie von ihrem Mund. Für einen Moment starrte er wie gebannt auf die feuchten Stellen auf seiner Haut, dann schüttelte er sich plötzlich, als seien ihre Tränen etwas Gefährliches, wovon er sich befreien müsste, und streifte die Hand an seinem Gewand ab.
    Der Fremde wandte den Kopf zur Seite und hob zwei Finger an die Lippen. Ein heller Pfiff schnitt durch das Tal.
    Moas Blick flog zu den Türen der Terrasse, doch nichts regte sich dahinter. Wo blieben nur die Wachen? Ahnten sie nicht, dass etwas nicht stimmte?
    Sie schaute zu dem Fremden hin. Im Mondlicht standen seine Wangenknochen scharf hervor. Darunter sammelten sich Schatten, die ihm ein raues, beinahe ausgezehrtes Aussehen gaben. Sein Blick war konzentriert auf den Nachthimmel gerichtet, doch obwohl er ihren Oberarm noch immer in festem im Griff hielt, witterte sie ihre Chance.
    Unmerklich holte sie Luft. Als ihre Lungen bis zum Bersten gefüllt waren, warf sie sich mit aller Kraft gegen seine Umklammerung und stieß einen schrillen Hilferuf aus. Doch ihr Schrei wurde von einem viel lauteren Kreischen übertönt, das aus den Wolken zu ihnen herunterschallte. Es klang wie der Ruf eines Raubvogels, nur viel mächtiger. Er fuhr ihr durch alle Glieder und schmerzte in ihren Ohren.
    Der Fremde reagierte sofort. Mit einer geschmeidigen Bewegung trat er hinter sie, schlang seine Arme um ihren Leib und hob sie hoch. Moa erstarrte. Seine Stimme war direkt an ihrem Ohr, sie klang gepresst von unterdrückter Wut. „Das hättet Ihr nicht tun sollen, Prinzessin.“
    Moa war jenseits jeglicher Vernunft. Mit aller Kraft lehnte sie sich gegen seine Umklammerung auf und trat um sich. Doch die Arme des Fremden waren wie aus Stein gemeißelt und er zuckte nicht einmal, als sie sein Schienbein mit ihrem Schuh traf.
    Die Flügeltüren wurden mit einem Krachen nach außen aufgestoßen. Zwischen ihnen
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