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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs
Autoren: Maya Trélov
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erschienen zwei Wachmänner mit grimmigen Mienen und gezogenen Schwertern. Entsetzen machte sich auf ihren Gesichtern breit, als sie ihre Prinzessin in den Fängen des fremden Mannes sahen.
    Ein Windstoß wirbelte Moa die Haare ins Gesicht. Sie konnte das Schlagen von Flügeln hören, doch es klang viel zu laut für einen Vogel, mehr wie das Geräusch, das die großen Laken ihres Bettes erzeugten, wenn die Kammerzofen sie aufschlugen.
    Ein Schatten senkte sich auf sie herab und verdeckte das Licht der Sterne. Für einen Moment herrschte finstere Nacht. Dann landete ein Ungeheuer auf der Terrasse.
    Sein Aufprall ließ den Boden der Terrasse erzittern. Der Luftzug, den seine gewaltigen Schwingen erzeugten, warf die Türen der Terrasse zu und schlug sie den Wachmännern ins Gesicht.
    Ein gigantischer Schnabel, größer als Moas Kopf, schwebte plötzlich direkt vor ihrem Gesicht, und dahinter leuchteten zwei ockerfarbene Augen; wild und von einer Intelligenz, die Tiere sonst nicht besaßen. Pranken eines Berglöwen schabten über den Steinboden der Terrasse, darüber erhob sich ein mächtiger von Federn bedeckter Körper aus dessen Mitte zwei Schwingen sprossen. Ihre Spannweite raubte Moa den Atem. Ein schlanker Schwanz peitschte durch die Luft und schlug Steine aus den Mauern des Schlosses. Greif, schoss es ihr durch den Kopf.
    Sie erinnerte sich, als Kind die Zeichnung eines solchen Geschöpfes gesehen zu haben. Sie hatte es für eine Märchenfigur gehalten.
    Der Mann im Narrenkostüm bewegte sich, bevor sie auch nur nach Luft schnappen konnte. Zu ihrem Entsetzen schleifte er sie auf den riesigen Vogel zu. Moa wollte um Hilfe rufen, doch sein fester Griff schnürte ihr die Luft ab. Auf sein Zeichen neigte der Greif das Haupt und ließ sich auf den Steinboden nieder. Der Fremde schwang sich hinauf, zog Moa mühelos mit sich und setzte sie vor sich auf den Rücken des Untiers. Sein Arm lag fest um ihre ihre Taille, den andere vergrub er in den weichen Federn im Nacken des Greifen. Er beugte sich weit nach vorne und drückte sie mit sich, bis ihr Kinn den Hals des Vogels berührte.
    „Festhalten“, sagte der Fremde. Es blieb seine einzige Warnung.
    Der Greif kauerte sich zusammen. Dann stieß er sich mit einem grellen Schrei von der Terrasse ab.
    Die Welt wurde zu einem Wirbel aus Luftströmen, Panik und dem Verstand raubendem Gefühl zu fallen. Moas Dasein schrumpfte zu einem festen Knoten in ihrer Magengegend zusammen. Sie klammerte sich mit aller Kraft an den federbesetzten Körper, der sie mit sich in die Tiefe riss. Ihr schwanden die Sinne und die Welt wurde schwarz.
     
    Ein Ruck ging durch ihren Körper und riss sie zurück ins Bewusstsein. Moa fühlte, wie sie auf und ab geworfen wurde und klammerte sich mit verzweifelter Kraft fest. Ihr Körper lag auf etwas Großem, Weichem, das sie im Gesicht und an den Armen kitzelte. Ein eiskalter Wind heulte in ihren Ohren und zerrte an ihren Kleidern und Haaren. Es war, als sei sie in einen Wirbelsturm geraten.
    Nach einer Zeitspanne, die sich anfühlte wie eine halbe Ewigkeit, ließ das Schaukeln endlich nach und sie glitten sanft dahin.
    Vorsichtig öffnet Moa ihre Augen. Sie sah Federn, durch die der Wind pfiff, und dahinter dunkle Wolken und glitzernde Sterne: der Nachthimmel.
    Sie hob den Kopf und versuchte sich aufzurichten. Eine eisige Böe erwischte ihre Wange und trieb ihr die Tränen in die Augen. Erschrocken keuchte sie auf und barg den Kopf zurück in den Federn.
    Erst in diesem Moment wurde sie des warmen Körpers gewahr, der sich von hinten über sie beugte. Moa schrie auf. Sie stemmte sich hoch, doch der Fremde drückte sie mit seinem Körper herunter.
    „Wir fliegen sehr schnell, Prinzessin“, rief er über den Wind. „Wenn ihr euch aufrichtet, werden wir von Rachs Rücken gerissen und stürzen in den Tod.“
    Moa hörte augenblicklich auf, sich zu wehren. Sie sank auf dem Nacken des Greifen zusammen und verbarg ihr Gesicht in seinen Federn. Ihre Brust krampfte sich in stillen Schluchzern zusammen.
    Mit einem Mal glitt eine Hand von hinten über ihren Arm und legte sich um ihre Finger, die sie im Gefieder des Greifen festgekrallt hatte.
    „Lass los, Prinzessin“, sagte der Fremden eindringlich.
    Instinktiv klammerte Moa sich fester. Der Wind heulte in ihren Ohren wie ein wütendes Tier. Sie könnte niemals loslassen, die Angst zu fallen war viel zu groß.
    Die Hand des Fremden breitete sich über ihre und rieb ein wenig Wärme zurück in ihre
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