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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs
Autoren: Maya Trélov
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Meilen zwischen uns und die Berge bringen, bevor wir Rast machen können“, erklärte er und ging einen Schritt in das Schilf hinein, wobei er die Rohre mit den Händen zur Seite bog.
    Moa rührte sich nicht.
    Nach kurzem Zögern griff er nach ihrem Hemdsärmel und zog sie hinter sich her.
     
    In unerbittlichem Marschtempo zerrte Joesin sie durch das Schilf. Er sprach kein Wort und marschierte starrsinnig voran. Die Bergkette, das letzte Zeichen ihrer Heimat, hatte Moa schon lange aus den Augen verloren. Die Gipfel mit ihren weißen Spitzen waren von den hohen Halmen des Schilfmeers verschluckt worden.
    Vögel begannen zu singen und durch das Schilf zu flattern und Insekten schwirrten, von den warmen Strahlen der aufsteigenden Sonne geweckt, geschäftig hin und her. Die grünen und blass braunen Stängel rieben im leichten Wind aneinander und erzeugten ein Geräusch, als flüsterten sie sich uralte Geheimnisse zu. Es roch nach feuchter Erde und Gräsern.
    Ständig strichen unsichtbare Fäden über ihre Haut und es dauerte eine Weile bis Moa klar wurde, dass es sich um Spinnenweben handelte. Kaum, dass sie diesen Gedanken verarbeitet hatte, bemerkte sie plötzlich überall gelb schwarze Körper um sie herum. Sie sah, dass ihr Entführer ständig eine Hand vor seinem Gesicht hatte, um all die Netzte beiseite zu wischen. Hin und wieder krabbelte ein achtbeiniges Tier über seinen Arm, einmal sogar seinen Nacken entlang.
    Doch Moa starrte die Spinnen bloß dumpf an. Irgendetwas in ihr war taub geworden. Oder es lag daran, dass sie in der letzten Nacht auf einem Greifen geritten war. Wer konnte sich vor Spinnen fürchten, wenn er einem solchen Monster nahe gewesen war?
    Ihre Gedanken kreisten ausschließlich um die Ereignisse der letzten Nacht und um ihren Onkel. Mahn war bestimmt krank vor Sorge um sie und rasend vor Wut, weil die Hochzeit verhindert worden war. Häufig genug hatte er Moa eingebläut, wie wichtig es war, dass sie mit Prinz Alawas vermählt wurde. Mit Sicherheit hatte Mahn in der Nacht noch seine schnellsten Boote und Reiter hinter ihr her geschickt, um sie zu retten.
    Doch dann schaute Moa auf die Hand des Fremden, die ihren Hemdsärmel fest im Griff hatte und ihr wurde klar, dass ihr Onkel vermutlich gar nicht wusste, wohin sie entführt worden war. Vielleicht streiften die Soldaten in diesem Moment ziellos durch das Tal, auf der verzweifelten Suche nach ihrer Prinzessin, die sich schon längst weit außerhalb ihrer Reichweite befand.
    Moa verdrehte den Kopf und versuchte einen Blick auf die Berggipfel zu erhaschen. Vergeblich. Schilfrohren prallten gegen ihren Hinterkopf und ihre Schultern. Sie reckte den Hals, sah jedoch nichts als wogende, grüngelbe Gitterstäbe.
    Plötzlich verfing sich ihr Fuß in einer der Schlingpflanzen, die am Boden wucherten. Moa fiel mit einem Schrei nach vorne.
    Joesin riss ihre Hand hoch und bewahrte sie so vor dem Sturz. Er packte ihren Arm. „Pass auf wo du dein Füße hinsetzt“, grollte er.
    „Fass mich nicht an!“, schleuderte Moa zurück und riss sich von ihm los. „Ich bin durstig, ich will etwas zu essen. Ich will - “ Sie unterbrach sich, weil Tränen ihr die Kehle zuschnürten. Außerdem hatte der Blick des Fremden etwas von einer Mordwaffe an sich.
    Joesin hob unmerklich eine dunkle Braue. „Du bist nicht in der Position Forderungen zu stellen ... Prinzessin.“ Er sprach das Wort aus, wie eine Beleidigung.
    Moa presst die Kiefer aufeinander. Wie ein heißer Ball sammelte sich die Wut in ihrer Brust und schwoll an, bis sie es nicht mehr halten konnte. Mit einem Schrei machte sie all ihrer Angst, dem Schmerz und der Frustration Luft und schlug nach seinem Gesicht.
    Joesin riss überrascht den Kopf zurück und hielt sie auf Armeslänge von sich, doch zu spät. Ein roter Striemen zog sich unter seinem rechten Auge, wo sie ihn mit ihrem Fingernagel erwischt hatte, entlang.
    Moa bereute ihre Tat sofort.
    Joesin zog sie langsam, mit eisernem Griff um ihre Oberarme, bis kurz vor sein Gesicht. Seine Augen funkelten wie Speerspitzen. Aus dieser Nähe sah Moa, dass zwischen dem Grün feine silberne Splitter um die Iris schimmerten, wie Sterne durch das Blätterdach eines Waldes.
    „Das habe ich wohl verdient“, gestand Joesin ihr zu, doch seine Stimme klang wie fernes Donnergrollen. „Versuch das nie wieder.“
    Abrupt ließ er sie los und Moa taumelte einen Schritt zurück. „Ich ... es, es tut mir Leid“, stammelte sie.
    Er brachte sie mit einem einzigen
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