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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs
Autoren: Maya Trélov
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Sie raffte ihre Gewänder um sich und rutschte noch weiter von ihm weg.
    „Joesin“, half er ihr aus.
    „Was?!“
    Seine grünen Augen funkelten. „Joesin. Das ist mein Name.“ Er wandte sich von ihr ab und wühlte in seinem Bündel.
    Moa biss sich vor Wut in die Unterlippe und musterte ihren Entführer genauer. Sein Haar war dunkel und von einem aschfarbenen Glanz überzogen, wie die Farbe von nassem Felsgestein, und seine Haut war so bleich, dass sie beinahe grau wirkte. „Du bist von den Klippen“, stellte sie fest. Sein Aussehen verriet ihn, doch selbst sein Name klang nach seiner Heimat. Moa kniff die Augen zusammen. „Was hast du mit mir vor?“
    Joesin ignorierte ihre Frage. Er zog ein braunes Hemd und eine wollene Hose aus dem Bündel und hielt es ihr vor die Nase.
    „Das wirst du anziehen“, sagte er. „Mach schnell.“
    Moa starrte von ihm auf die Kleidung und wieder zurück zu ihm.
    Die Ungeduld auf dem Gesicht ihres Entführers drohte in Zorn umzuschlagen. „Na los“, befahl er grob und warf ihr die Kleidungsstücke vor die Füße. „Oder willst du in deinen Festtagsgewändern durchs Schilf spazieren?“
    Moa suchte in seinem Gesicht vergeblich nach einem Anzeichen dafür, dass er nur Scherze machte, fand jedoch nichts als steinerne Härte. Joesin stand auf und drehte ihr den Rücken zu. „Beeil dich Prinzessin“, sagte er über die Schulter. „Wir wollen in Bewegung sein, bevor die Sonne gänzlich am Himmel steht.“
    Mühsam kam Moa auf die Beine und blickte auf den braunen Haufen Stoff zu ihren Füßen. Selbst die ärmsten Bauern mussten bessere Kleidung besitzen.
    Sie machte einen Schritt von dem Haufen weg und spähte ins Schilf. Es war so dicht, dass sie keine Armlänge weit sehen konnte. Wenn sie einfach loslief und es weit genug schaffen, hätte der Fremde keine Chance sie wiederzufinden. Moa raffte ihre Gewänder und schob sich Stück für Stück rückwärts durch die Stängel.
    Sie konnte sehen, wie sein Körper sich anspannte. „Denk nicht einmal dran“, grollte er mit tiefer Stimme.
    Moa erstarrte in ihrer Bewegung. Auf einmal wirkte der Fremde bedrohlich, sprungbereit wie ein Raubtier auf der Jagd. Obwohl er ihr noch immer den Rücken zugewandt hatte, fühlte es sich an, als würde er sie genau beobachten.
    Ihre Finger krampften sich in die Seide ihres Gewandes. „Mein Onkel wird dich töten.“
    Joesin atmete angestrengt ein und aus. Dann drehte er sich langsam zu ihr herum. Moa wünschte augenblicklich, sie hätte nichts gesagt. Da war eine Härte in seinen Augen, die jegliches Mitgefühl ausschloss.
    „Zieh die Kleider an“, sagte er betont ruhig, „oder ich werde sie dir anziehen.“
    Moa wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. Stattdessen tastete sie nach dem Verschluss ihres Kleides und begann, es sich mechanisch vom Körper zu schälen. Ohne ein weiteres Wort, drehte der Mann von den Klippen sich von ihr weg.
    Widerwillig streifte Moa das Hemd und die Hose, die er ihr hingelegt hatte, über. Der Stoff war rau, grob gewebt und rieb unangenehm auf ihrer Haut. Zu allem Überfluss waren Hemd und Hose auch noch viel zu groß.
    Kurzerhand riss Moa einen langen Streifen aus ihrem Seidengewand und befestigte so die Hose. Ein weiteres Seidenband schlang sie um ihre Hüften, um der Kleidung wenigstens ein bisschen Form zu geben. Hemdsärmel und Hosenbeine musste sie aufrollen. Nach kurzem Überlegen flocht sie ihre hüftlangen Haare zu einem dicken Zopf zusammen und befestigte sie ebenfalls mit einem Stück abgerissener Seide.
    Ohne auf ein Zeichen von ihr zu warten, hob Joesin das Bündel auf und betrachtete sie von oben bis unten. „Deine Schuhe sind brauchbar“, sagte er.
    Dann zog er einen Wasserschlauch aus dem Bündel und nahm einen tiefen Schluck. Er hielt ihr den Schlauch hin. „Trink.“
    Langsam kam Moa näher und griff danach. Sie führte die Öffnung vorsichtig an ihre Lippen und kostete. Im nächsten Moment trank sie gierig Schluck für Schluck von dem kühlen Quellwasser.
    Als sie den Schlauch absetzte, bemerkte sie, dass Joesin sie konzentriert musterte. Augenblicklich galoppierte ihr Herz. Mit zitternden Fingern reichte sie ihm den Schlauch zurück.
    Er verstaute ihn in seinem Bündel und warf es sich über die Schulter. Sein Blick blieb an den seidenen Stofflagen hängen, die ausgebreitet hinter Moa auf dem feuchten Boden lagen. Kurzerhand griff er nach einem grünen Stoffteil und stopfte es ebenfalls in sein Bündel.
    „Wir müssen erst einige
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