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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs
Autoren: Maya Trélov
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im Halbdunkeln nicht erkennen, doch sie erriet, um wen es sich handeln musste; Herzog Halhan und Balgar waren mit Sicherheit unter ihnen. Sie alle waren wehrlos gegenüber Caruss Aschewesen, einzig Alawas hielt die wirbelnden Schatten davon ab, sich auf die Aufständigen zu stürzen.
    Die Augen des Prinzen ruhten unverwandt auf Caruss. „Ich bitte dich, Vater“, sprach er mit mühsam beherrschter Stimme. „Leg deine Krone ab, gib es auf. Ich werde mich nicht zum Vatermörder machen.“
    Caruss Antwort war ein abfälliges Schnauben. „Du wirst dich zu gar nichts machen“, rief er hämisch. „Ich mache dich zu dem, was du bist. Und ich sage du bist ein sabbernder Schwachkopf!“
    Alawas zitterte vor Anstrengung. „Caruss“, setzte er an und brach ab. Hilflos schüttelte er den Kopf. „Die Zeit ist gegen dich. Gib auf!“
    „Nein!“ Caruss Hand schnitt mit der Endgültigkeit einer Henkersaxt durch die Luft. „Ich verbiete es.“ Speichel tropfte ihm vom Kinn. „Diese Aschewesen“, er schüttelte heftig den Kopf, „Aschewesen sind alle mein.“ Caruss drehte sich im Kreis und winkte seine Schatten mit wilden Gesten zu sich heran.
    Moa bemerkte, wie Joesin sich verkrampfte und schmiegte sich an ihn in der Hoffnung ihn mit ihrer Gegenwart trösten zu können. Sie mochte sich nicht ausmalen, was es für ihn bedeutete, seinen früheren Peiniger vor sich zu sehen. Doch der Ruf des Königs sollte ihn nie wieder erreichen. Joesin atmete mühsam ein, sein Körper blieb angespannt, dennoch schlang er einen Arm um sie und hielt sie fest an sich gedrückt, während er dem Kampf um die Krone mit silberbrennenden Augen verfolgte.
    Die Aschewesen sammelten sich hinter dem Thron und auf den unteren Stufen um Caruss, sie glitten zuckend näher, fauchend wie ausgehungerte Raubtiere. Obwohl ihre Körper im Licht der Morgendämmerung bereits zu verschwimmen begannen, strahlten sie eine solche Gewalt aus, dass Moa der Atem wegblieb.
    „Tötet die verdammten Verräter“, kreischte Caruss. „Tötet sie alle.“
    Die Aschewesen, wirbelten herum und stürmten auf Alawas zu. Der Prinz verlor den Halt, taumelte rückwärts und fiel auf die Knie. Einzig Aeshin bewahrte ihn vor einem Sturz. Moas Herz setzte einen Schlag aus.
    Plötzlich stieß Rach einen Schrei aus. Die Aschewesen stockten für einen fast unmerklichen Moment, doch es war genug Zeit für Alawas sich zu fangen. Grimmig richtete er sich auf und stemmte sich mit aller Kraft gegen den Befehl seines Vaters. „Zurück. Mit. Euch!“
    Die Aschewesen prallten zurück, als wären sie gegen eine unsichtbare Mauer gerannt. Widerwillig rückten sie von Alawas ab. Dort, wo das Morgenlicht ihre Körper berührte, begannen sie sich aufzulösen.
    „Nein!“ Caruss tobte und fluchte. Rasend vor Wut riss er sich das rote Gewand vom Leib, bis es zerfetzt zu seinen Füßen lag. Darunter war der König nackt. Seine Wut richtete sich gegen sich selbst und bevor Moa begriff, was er tat, hatte Caruss sich die Haut an Rücken und Oberkörper blutig gekratzt. Alle Aschewesen drehten sich wie ein Geschöpf zu ihm um.
    „Ich gebiete über euch“, kreischte Caruss von Sinnen. „Ich! Ihr seid meine Kreaturen. Greift an, sage ich. Zerreißt! Zerfleischt! Zerquetscht!“
    Der Wahnsinn gewann über Caruss und als der letzte Funke seines gesunden Geistes in seinem Körper erlosch, brach seine Macht über die Aschewesen auseinander. Wie ein Schwarm Rachegeister flogen sie auf den kreischenden König zu und stürzten sich auf ihn.
    Alawas verzweifelter Ruf vermischte sich mit dem heiseren Wüten der Aschewesen und dem Todesschrei des Königs. Es klang, als würde eine Horde Wölfe über Caruss herfallen und ihn mit ihren Klauen zerreißen.
    „Ihr gütigen Wasser.“ Moa war zu entsetzt, um wegzuschauen. Tränen rannen ungehindert über ihre Wangen. Joesin hielt sie fest, bis die letzten Laute von Caruss Sterben verklungen waren.
    „Moa“, flüsterte er. Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste ihre Schläfe. „Es ist vorbei.“
    Sie wischte sich Tränen aus dem Gesicht und schaute zum Thron. Der erste Sonnenstrahl badete ihn in goldenen Glanz und inmitten des Morgenlichts stand Prinz Alawas wie erstarrt, eingehüllt in winzige Staubpartikel, die um ihn herum durch die Luft tanzten. Alawas hob den Kopf. Durchscheinende Körper umschwebten ihn wie eine flirrende Wolke. Es waren die letzten fassbaren Züge der Aschewesen, die sich um ihren König versammelten, bevor das Licht sie in
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