Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs
Autoren: Maya Trélov
Vom Netzwerk:
des Königs, der seine boshaften Diener zum Angriff befahl, schmetterte durch den Raum.
    Moa fand sich schwer atmend in Joesins Armen wieder, überwältigt von der Schnelligkeit, mit der er und der Greif gehandelt hatten. Es fiel ihr schwer sich zu orientieren, da es beinahe stockdunkel im Thronsaal war. Joesin glitt mit ihr von Rachs Rücken und stellte sie auf die Füße. Der Greif stieß einen hellen Warnschrei aus.
    „Halt!“
    Die Stimme gehörte niemandem, den Moa kannte. Sie blickte wild umher - und erstarrte.
    Sie waren von Aschewesen umzingelt. Die Schattengestalten starrten sie an als lechzten sie nach ihrem Blut, gierig nach Tod und Zerstörung. Doch sie bewegten sich nicht. Auch Joesin rührte sich nicht. Ebenso wenig, wie irgendjemand anderes im Saal.
    „Zurück!“, befahl die Stimme.
    Die Aschewesen zeterten und kreischten. Ihre Arme schossen vor, als wollten sie zupacken, doch die unsichtbare Macht des Befehls hielt sie zurück. Nur äußerst widerwillig glitten sie zur Seite.
    Der Thronsaal war verwüstet. Er glich mehr einem Schlachtfeld als einem königlichen Festsaal. Einem unterirdischen Schlachtfeld jedoch, denn bis auf ein paar umgefallene Kerzen die am Boden weitergebrannt waren, gab es keine Quelle der Helligkeit und die Luft war abgestanden und kalt. Einzig das schwache Licht der Dämmerung, das durch das zerstörte Fenster in den Saal drang, beleuchtete den Boden vor dem Thron.
    Die Aschewesen, die den Thron umzingelt hatten, waren vor dem plötzlichen Lichtstrahl zurückgewichen. Die schattenhaften Körper derer, die den Strahlen des Morgens nicht ausweichen konnten, wurden durchscheinend und zerflossen in der Luft.
    Auf der höchsten Stufe der Thronplattform stand Caruss in eine rote Robe gehüllt. Die Krone saß schief auf seinem wirren, weißen Haar und er war barfuß, doch aus seinen Augen sprühte ein unbändiger Hass, den Moa bis in die Knochen spüren konnte.
    Doch die Aufmerksamkeit des Königs war nicht auf die Eindringlinge gerichtet, sondern auf die zwei Gestalten am Fuße der Thronplattform. Moa war sich kaum bewusst, dass sie ihre Hand in Joesins Unterarm krallten, doch sie konnte nichts anders. Die Person, die Caruss die Stirn bot war niemand anderer als Prinz Alawas selbst. Und neben ihm: Aeshin! Ihr Arm lag um Alawas Schultern, so als hielte sie den Prinzen aufrecht, teile eine Bürde mit ihm, die ihn sonst schon längst in die Knie gezwungen hätte.
    Eine Hand hielt der Prinz in Richtung der Aschewesen gestreckt, die Joesin und Moa halb umkreisten, so als hielte er ihre Fäden in seiner Faust. Seine Augen jedoch waren starr auf den König gerichtet. Moa wollte vorstürmen.
    „Nicht.“ Unerwartet hielt Joesin sie zurück.
    „Aber - “ Sie sah ihn verwirrt an.
    Joesin sah aus, als müsse er selbst alle Selbstbeherrschung aufbringen, um sich nicht auf den König zu stürzen. Seine nächsten Worte bestätigten ihre Gedanken. „Ich würde Caruss nur zu gerne die Kehle rausreißen!“ Die Brutalität mit der er sprach erschreckte Moa, doch sie verstand nur zu gut, wo seine Wut ihren Ursprung hatte. „Doch das hier ist nicht unser Kampf.“
    Einen Moment noch zögerte Moa, doch dann nickte sie.
    „Du wagst es“, zischte der König und zog so ihre Aufmerksamkeit auf sich, „dich gegen mich zu stellen.“ Seine Augen sprühten Feuer. „Ich hätte dich schon lange töten sollen. Dargaros hat es immer gewollt. Sabbernder Dummkopf. Ich sollte dich verfluchen!“
    Prinz Alawas blickte dem König ruhig entgegen. „Du wirst keinen Menschen mehr verfluchen, Vater.“
    Moa traute ihren Ohren nicht. Obwohl sie es mit eigenen Augen sah, viel es ihr schwer zu glauben, dass die zwar erschöpfte, doch unvermindert vor Entschlossenheit und Kampfgeist strotzende Gestalt Prinz Alawas von Cinann war.
    Das Licht, das durch das zerbrochene Fenster fiel, schimmerte golden auf seinem kurz geschnittenen, hellbraunen Haar. Seine Gesichtszüge, die sonst schlaff und geistlos herunterhingen, waren von höchster Konzentration zerfurcht. Ein feiner Schweißfilm bedeckte seine Stirn und sein Körper war vor Anstrengung derart gespannt, dass Moa den Eindruck hatte, es müsste den Prinzen jederzeit zerreißen. Sich gegen die Aschewesen und die Befehle seines Vaters zu widersetzen, musste ihn unglaubliche Kraft kosten.
    Schatten bewegten sich am Rande von Moas Blickfeld und sie entdeckte in der hinteren Ecke des Saals eine Gruppe Menschen, die von Aschewesen umringt waren. Ihre Gesichter konnte sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher