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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs
Autoren: Maya Trélov
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gewandert, als Moa gedacht hatte. Ihnen blieb kaum mehr als die halbe Nacht, um Burg Cinann zu erreichen.
    „Kann Rach so schnell fliegen?“, fragte sie ängstlich. Sie würde es sich niemals verzeihen können, wenn Aeshin wegen ihr leiden musste.
    Der Greif gab ein leises Krächzen von sich und breitete seine Schwingen aus. Joesin schaute zu Rach und lächelte verschlagen. Dann beugte er sich zu Moa hinab und küsste sie auf die rußgeschwärzten Lippen. Seine Augen glitzern vor jungenhafter Begeisterung.
    „Du wirst dich sehr gut festhalten müssen.“

Kapitel 31
    Der Flug nach Burg Cinann kam nichts gleich, das Moa jemals erlebt hatte oder sich hatte vorstellen können. Sie kauerte flach auf dem Rücken des Greifen, Joesins Körper lag schützend über ihrem, und alles, was sie denken konnte, war, dass sich so ein Pfeil fühlen musste, der schnellste Pfeil, der jemals von einem Bogenschützen in den Himmel geschossen worden war.
    Sie versuchte nicht einmal einen Blick auf die Landschaft unter sich zu erhaschen, um ihre Geschwindigkeit zu schätzen; all ihre Konzentration und verbleibende Kraft war darauf ausgerichtet, möglichst reglos und eng an Rachs Körper zu liegen, damit der Greif die größtmögliche Geschwindigkeit erreichen konnte.
    Joesin schien weder Angst noch Kälte zu kennen. Er war mit nichts als dem zerrissenen, blutbefleckten Hemd bekleidet, doch trotz des eisigen Windes war sein Körper warm. Moa genoss das Gefühl, ihm so nahe zu sein. Sie blendete die Geräusche von Rachs Schwingen, durch die der Wind pfiff, aus und schloss vertrauensvoll die Augen.
    Als der Mond im Licht der Dämmerung verblasste, erreichten sie ihr Ziel. Rachs Flügelschlag verlangsamte sich, als der Greif über die Dächer der Stadt, die Burg Cinann umgaben, hinwegsegelte. Hoch genug, um nicht entdeckt zu werden und doch nahe genug, um erkennen zu können, was unter ihnen lag, schraubte Rach sich über der Burg in die Tiefe. Joesin lehnte sich über Moa und spähte angestrengt auf die trutzigen Anlagen der unteren Burg hinab, über denen die weißen Hälse der goldbedeckten Türme der oberen Burg in den Himmel ragten.
    „Dort unten stimmt etwas nicht“, sagte er nach einer Weile.
    Beunruhigt durch seinen Tonfall kniff Moa die Augen zusammen und versuchte im schwachen Licht zu erkennen, was Joesin meinte. „Ich sehe nichts.“
    „Die Türme“, rief Joesin über den Wind hinweg. „Sie sind unbemannt. Nirgendwo sind Wachen zu sehen.“ Er ließ Rach tiefer gleiten und eine leichte Kurve über die Höfe der oberen und unteren Burg fliegen, in denen winzige Lichtpunkte über die Plätze und Straßen eilten.
    Nach einigen schwindelerregenden Momenten des Sinkfluges konnte auch Moa es erkennen. Menschen hasteten mit Fackeln in den Händen hin und her, überall in der Burg brannten Lichter. „Wie kann das sein?“, fragte sie erstaunt. „Die gesamte Burg ist auf den Beinen und doch sind die Wachposten nicht besetzt.“
    Joesin zeigte auf das Dach eines freistehenden Gebäudes der oberen Burg, dessen weiße Wände mit großen Fenstern versehen waren, aus denen jedoch kein Licht drang. Moa hatte vorher gar nicht wahrgenommen, wie enorm die Fenster des Thronsaals wirklich waren, da die schweren Stoffe sie von innen vollkommen verdeckt hatten. Joesin lenkte den Greif geradewegs darauf zu. „Wir müssen so schnell wie möglich dort hineingelangen. Die verbleibenden Aschewesen sind zahlreich und stark und sie befinden sich alle im Thronsaal.“
    „Woher weißt du das?“, fragte Moa verblüfft.
    Joesin legte einen Arm um ihre Taille und lehnte sich vor. „Ich kann sie spüren.“ Er fasste Moa fester. „Leg dich ganz flach hin“, mahnte er direkt an ihrem Ohr. „Schließ die Augen und rühr dich nicht, bis ich es dir sage.“
    Unvermittelt setzte der Greif zu einem steilen Sturzflug an. Moa unterdrückte einen Schrei und krallte ihre Hände in Rachs Federn. Sie spürte nur noch, wie sie auf die Erde zurasten und Joesin sich schützend über sie beugte.
    Dann prallten sie auf einen Widerstand und brachen hindurch. Klirren, Splittern und das Bersten von Holz waren überall um sie herum. Etwas Großes, Schweres hüllte sie ein, es roch verbrannt und abgestanden, und war im nächsten Moment wieder verschwunden. Gerade noch flogen sie durch die Luft, dann spürte sie, wie der Greif mit wild flatternden Schwingen auf dem Boden aufkam.
    Sofort umhüllte sie der Geruch von Asche, Fäulnis und verbranntem Fleisch. Der heisere Ruf
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