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Der Fluch des Blutes

Der Fluch des Blutes

Titel: Der Fluch des Blutes
Autoren: Vampira VA
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Arbeit. An diesem Tag erwartete ich noch einen Stammkunden. Er kam grundsätzlich nachts, weil er tagsüber mit seiner Arbeit einfach nie fertig wurde. Aber für gute und nette Kunden machte man schon mal Überstunden, zumal wir ohnehin täglich bis 22 Uhr geöffnet hatten.
    Der Tag ging vorbei, und mein Stammkunde, Gerry, trudelte wie gewöhnlich kurz vor Schluß ein. In der für ihn typischen Hektik wirbelte er durch den Laden, bediente drei Maschinen gleichzeitig und beschäftigte mich noch nebenbei mit der Gestaltung seines neuen Katalogs für amerikanische DINER-Möbel. In etwa einer Stunde würde ich wohl Feierabend machen können.
    Noch zwei weitere Kunden betraten das Geschäft. Und noch ein dritter. Und mit seinem Erscheinen begann der Abend sehr, sehr ungewöhnlich zu werden. Ich scannte gerade die fünfte Katalogseite und ärgerte mich über die miserablen Fotos, als er hereinkam.
    Mit ihm betrat eine völlig fremde Welt den Raum. Das Licht schien dunkler zu werden, die Geräusche der Maschinen zu verstummen. Ich hatte ihn nicht eintreten sehen, weil ich mit dem Gesicht zur Maschine stand. Dennoch spürte ich seine Anwesenheit so deutlich wie ein Messer im Rücken.
    Langsam drehte ich mich herum. Keine Ahnung, was ich eigentlich erwartete. In der Tür stand ein noch recht jung erscheinender Mann. Er trug seinen weiten schwarzen Mantel offen. Darunter waren moderne schwarze Jeans zu erkennen, dunkel glänzende Schuhe und ein ebenfalls schwarzes Hemd. Seine Hand umschloß den Griff eines schwarzen Koffers.
    An seiner Erscheinung gab es nichts wirklich Ungewöhnliches, und die übrigen Kunden im Laden ignorierten ihn, wie sie es grundsätzlich mit jedem taten. Meine Ohren aber schmerzten von der nervenzerfetzenden Stille um mich herum.
    Dann hörte ich, was er sagte. Es war das einzige für mich wahrnehmbare Geräusch.
    »Guten Abend«, sagte er. Es klang freundlich, aber da war irgend etwas Erwartungsvolles im Tonfall. Dann, nach einer winzigen Pause, fuhr er fort: »Herr Bacugalupo, ob sie mir wohl gestatten würden, eines ihrer Vervielfältigungsgeräte in Anspruch zu nehmen?«
    Seine Stimme war so weich, fast zärtlich. Ich wußte nicht, was ich von diesem Kerl halten sollte. Er war mehr als unheimlich. Ich wollte, daß er ging und mich in Ruhe ließ, hörte mich aber im lässigen Tonfall sagen: »Klar. Die Nummer vier hinten links. Einfach durchgehen. Wenn es Probleme gibt, ich bin hier.«
    Ich erschrak vor meinen eigenen Worten. Der Fremde, der meinen Namen kannte, ging auch tatsächlich zu dem besagten Kopierer. Für alle anderen hatte die ganze Angelegenheit nichts Absonderliches gehabt, sah man einmal von der archaischen Wortwahl des Kunden ab.
    Dann brach die andere Welt mit verheerender Wucht über mich herein. Ich sah noch immer den Laden und die Leute um mich herum. Darüber jedoch legte sich eine andere Szenen!
    Ich befand mich an einem Hafen. Der Fremde stand ebenfalls dort, nicht weit entfernt. Um mich herum herrschte Dunkelheit. In meiner Nähe bemerkte ich ein altes, aber stabil gebautes Holzhaus, groß wie eine Lagerhalle. Über der Tür war ein vom Wetter recht mitgenom-menes Holzschild mit der Aufschrift »Bacugalupo« angebracht. An der Tür selbst hing eine kleine Tafel, auf der wohl das Gründungsdatum der Firma vermerkt war: 1864. Ich erinnerte mich daran, daß meine Familie schon seit langer Zeit selbständig war. Dies hier mußte der Laden meines Ur-Urgroßvaters sein.
    Ein Mann verließ das Gebäude. Ich hätte es selbst sein können. Er hatte mein Alter und mein Aussehen, von der Kleidung abgesehen natürlich. Mein Doppelgänger marschierte ohne Zögern auf diesen anderen Kerl zu, und sie gingen zusammen fort.
    Ich hätte mich gern so richtig herzhaft erschrocken und laut aufgeschrien oder etwas ähnliches. Aber es ging nicht. Ich stand ruhig an meinem Platz. Für die Leute im Laden mußte es aussehen, als würde ich angestrengt über etwas nachdenken. Gerry eilte vorbei und rief mir zwei oder drei Anweisungen zu und das Versprechen, er wäre gleich soweit - was bisher nie gestimmt hat. Ich sagte »Alles klar!« und wünschte mir, endlich wieder die Gewalt über meinen Körper zurückzugewinnen.
    Die Bilder vom Hafen verblaßten und wurden von anderen ersetzt. Eine wilde Hetzjagd entstand - nur für meine Augen bestimmt - mitten zwischen den Kopierern. Ein Speer flog durch meine Kaffeemaschine . und traf mich! Eigentlich mein Doubel. Es war derselbe Mann von vorhin, nur trug er
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