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Der Fluch des Blutes

Der Fluch des Blutes

Titel: Der Fluch des Blutes
Autoren: Vampira VA
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noch ein wenig darüber sprechen, wovon eben noch die Rede war, bevor ich zurückkam.«
    Pomona senkte betroffen das Haupt. »Es war nur dummes Gerede.«
    »Das glaube ich nicht«, erklärte ihre Schwester, und etwas Verschlagenes trat in ihre ebenmäßigen Züge. »Viel mehr scheint es mir, als würde unserem Hohen Vater nicht länger der Respekt zuteil, den wir ihm schulden.«
    »Wir schulden ihm gar nichts!« fuhr Pomona auf. Es war, als hät-ten Atitlas Worte und Ton einen Damm in ihr brechen lassen. »Er hat uns einst ein Leben in Gefangenschaft geschenkt, und nun ist er zurückgekehrt, um uns überdies zu strafen -«, sie wies auf Chiquel hinab, »- und zu zwingen, nach seinem Willen zu lügen, ohne uns den Sinn dahinter zu erklären. Wir sind für ihn nicht mehr als Werkzeuge, Mittel zu welchem Zweck auch immer.« Zornschnaubend hielt sie inne, ehe sie ergänzte: »Letztlich gelten wir in seinen Augen offenbar weniger noch -«, ihr wütender Blick schweifte kurz zum Fenster hin, »- als das Menschengewürm da draußen.«
    »Wenn es denn so wäre«, wandte Atitla ein, »dann sollten wir mit dieser Lage nicht hadern, sondern alle Anstrengungen unternehmen, um sie zu ändern. Um unserem Hohen Vater zum Wohlgefallen zu sein und in seiner Achtung zu steigen.«
    Pomona winkte ab.
    »Wozu?« fragte sie bitter. »Siehst du denn nicht, wie seine Rückkehr und die Ankunft seiner Weiber unser Leben hier verändert hat? Chiquel wird wohl nie wieder zu alter Kraft finden, und Zapata -«, die Vampirin verstummte abrupt, weil die Erinnerung an den Bruder, dem sie mehr zugetan gewesen war als jedem anderen, ein Gefühl in ihr wachrief, das sie nie zuvor erfahren hatte und das ihr allein schon ob dieser Fremdartigkeit unangenehm war.
    »Meinst du, ein anderer könnte es dir nicht besorgen, wie Zapata es getan hat?« Atitla grinste gehässig. »Glaube mir - er war nicht besser als etwa Cuyo, dessen .«
    »Schweig!« brauste Pomona wutentbrannt auf, tief getroffen von den Andeutungen ihrer Schwester. Wie ein Jaguar duckte Pomona sich zum Angriff, bereit und willens, sich auf Atitla zu stürzen - - doch im letzten Moment hielt sie inne. Ihre Anspannung schwand auf einen Schlag, und in ihre Züge trat ein Ausdruck der Erschütterung.
    »Siehst du, was geschieht?« flüsterte sie. »Ich war drauf und dran, dich anzugreifen. Etwas, das mir vor Tagen niemals in den Sinn ge-kommen wäre.« Sie schwieg einen Moment lang, dann fuhr sie fort: »Die Dinge ändern sich in Mayab seit Vaters Rückkehr, und auch wir verändern uns - nicht zum Besseren hin.«
    Atitla antwortete nicht; nicht gleich jedenfalls. Es schien, als müßte sie die Worte ihrer Schwester erst überdenken. Und schließlich sagte sie: »Dann ist es an uns, den Veränderungen Einhalt zu gebieten. Vielleicht ist dies eine Aufgabe, die Vater uns gestellt hat - um uns auf die Probe zu stellen, ob wir seiner Gnade noch würdig sind.« Pomona zuckte vage die Schultern.
    »Wer weiß? Womöglich ist es so. Aber selbst wenn nicht - schon um unseretwillen sollten wir versuchen, Mayab so zu erhalten, wie es seit Anbeginn war. Denn so soll es bleiben -«
    Unvermittelt hob Atitla den Kopf, lauschte und witterte. Pomona brach ihre Rede ab, fragte aber: »Was ist? Was hast du?«
    Ihre Schwester antwortete lächelnd, wenn auch ohne jede Spur von Freude. »Manche Dinge haben sich noch nicht geändert. Und ich selbst werde dafür Sorge tragen, daß wenigstens sie weiterhin ihren gewohnten Lauf nehmen.«
    Die Frage nach Einzelheiten erstarb Pomona auf der Zunge. Denn nun vernahm auch sie - - das Wehschreien einer Frau. Und die Ahnung von neuem, in der Geburt befindlichen Leben. Sie nickte Atitla verstehend zu.
    »Säe den Keim«, sagte sie. »Je eher er ins Blut gepflanzt wird, desto früher trägt er uns Früchte.«
    »So ist es.« Atitla wandte sich ab und strebte dem Fenster zu. »Und so bleibt -«
    Ihr letztes Wort war schon nicht mehr zu vernehmen, weil es im schmalen Schlund der Fledermaus erstickte, in deren Gestalt Atitla sich aufmachte, um den jüngsten Bewohner Mayabs zu initiieren.
    *
    Zur gleichen Zeit
    Der Ort war finster, und doch nicht dunkel. Zeitlos, und doch im Takt von Zeit und Ewigkeit schwingend. Fremd wie vor Jahrhunderten, und noch ebenso vertraut .
    Ich wußte, daß du zurückkehren würdest - eines Tages!
    Unaufhörlich zirkulierte durch Landrus Gehirn, was unmittelbar nach Betreten des Weltenpfeilers auf ihn eingestürmt war - Wissen, das ihm einst verweigert
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