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Der Fluch des Blutes

Der Fluch des Blutes

Titel: Der Fluch des Blutes
Autoren: Vampira VA
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»Ich dachte nur, ich könnte vielleicht helfen.«
    Bonampak lachte freudlos auf.
    »Helfen«, stieß er dann voller Verachtung hervor, und sein Ton erinnerte Lilith an den Copans. »Auf Hilfe von eurer Art können wir gut verzichten.«
    »Aber -«, setzte Lilith an, doch der andere unterbrach sie; zusehends gewann sein Mut an Macht.
    »Willst du mir weismachen, du wärest nicht wie sie?« Mit einer flüchtigen Bewegung deutete er zur Tür hin, meinte aber wohl den Palast in einiger Entfernung. »Du kannst nicht anders sein als die Tyrannen, wenn sie dich als ihren Gast beherbergen.«
    »Ich bin mehr als nur ihr Gast«, erwiderte Lilith, aber es klang nicht im mindestens stolz oder gar überheblich, eher schon bedauernd.
    »Ein Grund mehr, dir zu mißtrauen.«
    Bonampak wollte noch mehr sagen, aber ein lauter Aufschrei Sel-vas unterbrach ihn. »Hilf - mir!«
    Hastig wandte er sich um, unschlüssig, ob er sich weiter Lilith entgegenstellen oder zu Selva eilen sollte.
    Lilith nahm ihm die Entscheidung ab. Noch ehe er auch nur den Versuch machen konnte, sie aufzuhalten, war sie an Bonampak vorbei und kniete neben Selvas Lager. Sie faßte nach den Händen der jungen Frau, versuchte an ihrem Schmerz teilzuhaben, in der Hoffnung, daß diese Erfahrung die verschüttete Erinnerung an ihre eigenen acht Geburten wecken würde.
    Aber nichts dergleichen geschah.
    Liliths Blick fraß sich förmlich an Selvas von Leiden und Anstrengung verzerrtem Gesicht fest, von dem der Schweiß längst alle Farbe gewaschen hatte. Und sie fragte sich, wie es nur angehen konnte, daß sie selbst solchen Schmerz einfach hatte vergessen können.
    Mußte er sich nicht jeder Frau - gleich ob Mensch oder Vampir -solcherart einprägen, daß sie ihn im Leben nie vergaß?
    Eine grobe Berührung an der Schulter störte Lilith in ihren Gedanken. Bonampak hatte sie gepackt und wollte sie von der werdenden Mutter fortzerren, aber sie wandte ihm nur den Blick zu und starrte ihn eindringlich an.
    »Was vergeudest du Zeit?« fuhr sie ihn an. »Siehst du nicht, daß ich euch nichts Böses will?«
    Er sah sie verdattert an, ein eigenartiges Irrlichtern im Blick.
    »Los, schaff heißes Wasser heran«, trug sie ihm auf und wies zu der Feuerstelle hinüber, die im Boden eingelassen war und über der Dampf aus einem Kessel stieg. »Und hol saubere Tücher.«
    Einen winzigen Moment lang wunderte sich Lilith, woher sie über die Vorbereitungen einer Geburt Bescheid wußte, doch sie vergaß, weiter darüber nachzudenken, weil sich in diesem Augenblick Sel-vas Finger förmlich in die ihren krampften.
    Hechelnd ging ihr Atem. Und dann -
    »Es kommt!« rief Lilith aufgeregt. »Ich kann das Köpfchen sehen.«
    Rasch rückte sie zum Fußende des Lagers hin. Ihre Hände schlos-sen sich vorsichtig um den glitschigen Kopf des Kindes. Der Geruch von Blut gewann an Macht - Lilith verschloß ihre Sinne dafür, ließ sich nicht davon überwältigen.
    Behutsam zog und drehte sie das Neugeborene im Schoß seiner Mutter, half ihm, hinauszuschlüpfen in diese Welt.
    Und endlich lag es vor ihr, noch mit seiner Mutter verbunden. Mit einer gesäuberten Klinge kappte Lilith die Nabelschnur, und dann wiegte sie das winzige Menschlein in ihren Armen, barg das nasse Bündel an ihrer Brust. Bis es den ersten Schrei tat, so kraftvoll, daß es die Hütte schier erfüllte. Der Gruß neuen Lebens an eine Welt, die der Tod regierte.
    Bonampak, der der Geburt stumm und fast tatenlos beigewohnt hatte, wollte sein Töchterlein aus Liliths Armen nehmen. Doch eine Stimme von der Tür her ließ ihn in der Bewegung erstarren.
    »Nun? Soll ich es tun, oder möchtest du, daß ich die Ehre dir überlasse - Mutter?«
    Synchron wandten Bonampak und Lilith den Blick zur Tür.
    Das aufmunternde Lächeln der Frau dort galt Lilith.
    Aber es entsetzte sie im gleichen Maße wie Bonampak.
    Denn seine Bedeutung war unmißverständlich.
    *
    Wie im Reflex oder einem Instinkt folgend drückte Lilith das Kind fester an ihre Brust.
    »Was tun?« fragte sie die Vampirin, obgleich sie ahnte, was die andere gemeint hatte.
    Mit der Geschmeidigkeit einer Katze kam Atitla näher. Lilith wich unwillkürlich zurück und drehte das Menschlein aus dem Blickfeld der anderen.
    »Na, was wohl?« erwiderte Atitla. »Das Balg muß initiiert werden - von mir oder dir? Ich bin gerne bereit, dir den Vortritt zu lassen -Mutter.« Ihr Lächeln war von ganz eigener, geheimnisvoller Art.
    »Du willst -?« begann Lilith, brach jedoch ab. Selbst
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