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Der Fluch des Blutes

Der Fluch des Blutes

Titel: Der Fluch des Blutes
Autoren: Vampira VA
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Lungen. Ihr Kopf lag kaum eine Fußbreite von der Feuerstelle im Lehmboden entfernt.
    Lilith kam über sie. Krallte ihre Hände in Atitlas lange Mähne. Und zerrte ihren Schädel - - über die niedrig brennenden Flammen!
    Der Gestank verbrannten Haares stieg ihr ätzend in die Nase.
    Atitla schrie auf, geiferte, doch Lilith hielt eisern fest.
    Das Haar der Vampirin schmorte, kräuselte sich zu pechartigen Locken, die Haut darunter rötete sich, warf Blasen.
    Atitlas Wimmern klang kläglicher als das des Neugeborenen.
    »Aufhören«, stieß sie dann hervor, »bitte, laß mich ...«
    Lilith ließ nicht locker. Noch nicht.
    »Wirst du verschwinden und das Kind unberührt lassen?« fragte sie leidenschaftslos.
    »Ja«, preßte die Vampirin hervor, »ich schwör's bei meinem schwarzen Blut.«
    »Ich bin nicht sicher, ob mir das genügen soll.«
    »Ich flehe dich an - Mutter!«
    Vielleicht gab das letzte Wort, fast schon ein Hilferuf, den Ausschlag. Lilith versuchte das kurze, aber schmerzhafte Stechen in ih-rer Brust zu ignorieren .
    Sie erhob sich und riß Atitla in der Bewegung mit hoch. Dann stieß sie die Vampirin in Richtung der Tür.
    »Geh«, zischte sie, »leck deine Wunden.«
    Atitla schleppte sich der Tür zu.
    Liliths eisige Stimme holte sie noch einmal ein und schien sie gefrieren zu lassen.
    »Und erzähle deinen Geschwistern, was dir widerfahren ist.« Sie lächelte unergründlich. »Ihr mögt berechtigte Angst vor eurem Vater haben - aber eure Mutter erwartet nicht weniger Respekt!«
    Die Tür schwang hinter der Vampirin zu.
    Selva lag erschöpft auf ihrem Lager, starrte Lilith aber mit der gleichen Fassungslosigkeit an, wie Bonampak es tat, als er aus der Ecke hervorkam und zu Lilith trat.
    »Warum -?« begann er. »Ich verstehe nicht -« Er brachte keinen Satz zu Ende.
    Lilith lächelte ihm zu. Er schluckte.
    »Ich -«, er sah auf sein Kind hinab, dann hin zu seiner Frau, »- wir danken Euch.« Wieder zögerte er kurz, ehe er weitersprach: »Niemals hätte ich geglaubt, daß ich je einem -« Er brach ab, weil der Begriff, der ihm auf der Zunge lag, plötzlich unpassend schien, in diesem Fall zumindest.
    Lilith erriet ihn trotzdem. »- daß du je einem Tyrannen danken würdest?«
    Bonampak nickte.
    »Die Dinge ändern sich in Mayab«, meinte Lilith.
    »Ja, das tun sie. Zweifelsohne.« Er trat zu Selva hin und legte ihr das Kind auf die Brust. »Wie ist Euer Name?« fragte er dann über die Schulter.
    »Lilith.«
    »Lilith«, echote Bonampak, und sein Blick liebkoste das neugeborene Mädchen im Arm der Mutter.
    »Lilith ...«
    *
    Als Lilith später die Hütte der jungen Familie verließ, fühlte sie sich von Bonampaks Blick noch lange verfolgt. Aber auch aus anderen Hütten heraus beobachtete man sie. Und es lag etwas in diesen Blicken aus dem Verborgenen, das einer ganz leisen Ahnung von Wärme entsprach, wie es sie zuvor vielleicht nie gegeben hatte in Ma-yab.
    Lilith ging zurück zum Palast.
    Die Ereignisse eben hatten ihr eine innere Stärke verliehen, die sie sich selbst nicht recht erklären konnte. Aber irgendwie fiel es ihr plötzlich leichter, sich mit den Gegebenheiten abzufinden; vielleicht, weil sie erstmals unmittelbaren Einfluß darauf genommen hatte.
    Keines ihrer Kinder begegnete ihr auf dem Weg in den Palast; die Korridore und Treppen waren leer. Stille herrschte.
    Lilith wollte Landru aufsuchen. Hatte sie früher am Tage noch gezögert, ihm gegenüberzutreten, drängte es sie nun geradezu danach.
    Es gab vieles zu besprechen, Dinge zu richten - und endlich würde sie Antwort von ihm verlangen auf jede Frage, die sich ihr stellte.
    Es würde ein langes, ein sehr langes Gespräch werden.
    Doch Landru befand sich nicht in seinen Gemächern.
    Trotzdem waren sie nicht verlassen.
    »Wo ist Landru?« fragte Lilith.
    Die junge Frau mit dem kurzen, kastanienfarbenen Haar hatte bei Liliths Eintreten mit dem Rücken zu ihr gestanden, jetzt wandte sie sich um. Sie war hübsch - und fremd. Zu den Vampiren zählte sie nicht, das wußte Lilith mit Sicherheit; und ihre Physiognomie machte deutlich, daß sie nicht dem mayabschen Volk angehörte.
    »Wer bist du?« wollte Lilith wissen, noch ehe die Fremde Gelegenheit hatte, auf die erste Frage zu antworten.
    »Landru hat Mayab verlassen«, erklärte sie ungerührt. »Und mein Name ist Nona.« Sie hielt inne, als warte sie auf eine Reaktion Li-liths.
    »Müßte ich dich kennen?« fragte sie.
    Nonas Lächeln wirkte hintergründig, vieldeutig, rätselhaft -
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