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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge
Autoren: Prisca Burrows
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hören?«
    »Interessiert mich brennend.«
    Fionn zögerte. »Du siehst nicht aus wie einer, der gern Geschichten lauscht.«
    »Ich habe dir versprochen, sie nicht zu zerhacken.« Tuagh klopfte erneut gegen den Axtstiel an seiner rechten Seite. »Die bleibt schön da, wo sie hingehört. Glaub mir, unter dieser rauen Schale«, er wies auf sich, »steckt kein so übler Kerl, wie man meinem Aussehen nach annehmen möchte. Ich kann durchaus romantisch sein.«
    »Um Romantik geht es hier gar nicht, sondern um Mord, Blut, Gewalt und Ungerechtigkeit.«
    »Sag ich doch! Meine Rede. Ich bin ganz Ohr!«

KAPITEL 2
    UND WIE ES DAZU KAM
    Wollt ihr wissen, wer ich bin?
Macht euch keine Gedanken.
Es genügt, dass ich weiß, wer ihr seid.
*
    Die Katastrophe begann in genau jenem Moment, da Fionn die Leiche von Magister Brychan fand und alles darauf hinwies, dass es die Tat eines Bogins gewesen war, was sich deswegen als umso schlimmer erwies, dass ausgerechnet er – ein Bogin , da gab es nun einmal nichts dran zu rütteln – nur wenige Augenblicke später neben genau dieser Leiche und auch noch blutbesudelt aufgefunden wurde.
    Und das geschah am Tag nach der Feier, genauer gesagt am frühen, ja am allerfrühesten Morgen, und Fionn war trotz seines mächtigen Katzenjammers ein zweites Mal entgegen seiner Gewohnheit derart zeitig aus dem Bett gestiegen. Gestern, weil es sein Geburtstag gewesen war, und heute, weil er ein Geräusch gehört hatte.
    Ein Geräusch, das ungewöhnlich war und nicht in dieses Haus gehörte, und das selbst durch wein- und bier- und schnapsselige Träume, die um ein zauberhaftes Wesen namens Cady kreisten, hindurchschallte und ihn weckte. Und er wusste, es war etwas geschehen, und nichts Gutes.
    Die Vernunft warnte seinen trunkenen Verstand liegenzubleiben und abzuwarten, doch seine furchtsame Neugier zwang ihn auf die Beine und dorthin, von woher das Geräusch gekommen war.
    Noch war er der Erste, noch schien alles im tiefen Schlummer zu liegen, noch war Fionn mit dem Entsetzen seiner Entdeckung ganz allein.
    Und so nahm das Verhängnis seinen Lauf …
    »So ist es recht!«, bemerkte Tuagh lobend und bestellte die nächste Runde Schwarzbier. Er schien sich bestens zu amüsieren. »Das habe ich erwartet. Trotzdem geht es mir etwas zu schnell. Wie kam es dazu?«
    »Ich komme ja schon darauf zu sprechen«, seufzte Fionn. »Aber dazu muss ich ein bisschen ausholen.«
    »Ich kann es kaum erwarten. Erzähl mir von euch Bogins! Ich weiß so wenig über euch.«
    »Niemand weiß das, denn wir fallen ja nicht weiter auf und zeigen uns auch so gut wie nie in der Öffentlichkeit. Und schließlich sind wir nicht sehr groß. Halblinge nennt ihr Menschen uns auch gern. Das ist mir aber immer noch lieber als Bucca .«
    »Oh, missverstehe das Wort Halbling nicht, das hat nichts mit eurer Größe zu tun! Und wenn ich mich recht erinnere, bezeichnet ihr selbst euch ebenfalls als Halblinge, oder nicht?«
    »Nun ja, schon, aber aus eurem Munde klingt es trotzdem nicht freundlich.«
    »Ach was, ich meine es in eurem Sinne und viele andere bestimmt auch. Bucca, nun ja, das ist wenig schmeichelhaft, zugegeben. Doch wir wollen uns nicht mit langatmigen Ausführungen über Beleidigungen aufhalten. Also fahre fort!«
    Genau einen Tag zuvor war alles in bester Ordnung gewesen, um nicht zu sagen, es sollte der beste aller Tage werden, zählte man eine vielleicht mögliche Hochzeit nicht mit dazu. Zumindest war es der wichtigste Tag im Leben eines Bogins, ja, noch wichtiger als der Bund einer Vermählung.
    Der Tag der Doppel-Zwei, des Volljahrs, war gekommen. Fionn Hellhaar war so aufgeregt, dass er ganz gegen seine sonstige Gewohnheit schon vor Sonnenaufgang erwacht war, Ridirean hatte noch nicht einmal den ersten Schlag getan. Noch schneller als üblich war er gewaschen und angekleidet und untersuchte sich im Spiegel daraufhin, ob es vielleicht eine erkennbare Veränderung zu gestern gab.
    Denn gestern war er noch ein Kind gewesen, und ab heute galt er als Mann.
    Doch alles was er sah, war der Bogin, den er jeden Tag sah. Eher schmal von Gestalt, fast ein wenig zu groß, von mäßiger Behaarung und mit seidig-lockigen blonden Haaren. Und dazu auch noch Augen von dem dunklen Blau eines kalten, klaren Winterhimmels. Seine Haut war hell, und seine schmalen Wangen wiesen nur einen leicht rosigen Schimmer auf.
    Er sah so gar nicht nach einem typischen, gestandenen Bogin aus, egal wie sehr er sich jeden Abend aufs Neue wünschte, am
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