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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht mehr umdrehen.« Er reichte Dr. Mohr seine Zigaretten hinüber. »Wo ist Margarita jetzt?«
    »Sie kauft mit Nuria neue Kinderkleider.«
    »Allein?« rief Salto entsetzt.
    »Einer Ihrer Polizisten, der dienstfrei hat, begleitet sie.«
    »Ist es wahr, daß Zapiga einen Millionenfund gemacht hat?«
    »Ja.«
    »Einen reinen Smaragd von über 200 Karat?«
    »Ich habe ihn selbst in der Hand gehabt.«
    »Maria! Welch ein Gefühl ist das, Doctor?« Saltos Augen glänzten. »Kann man da nicht verrückt werden?«
    »Nein!« Dr. Mohr schüttelte den Kopf. »Hätte ich vorher gewußt, wieviel Unglück dieser verfluchte Stein bringt, ich hätte ihn mit dem Hammer zertrümmert.«
    »Es wären immer noch Millionen geblieben!«
    »Ich hätte ihn in die Schlucht geworfen!«
    »Dann lebten Sie jetzt nicht mehr, Doctor. Zapiga hätte Sie im gleichen Augenblick umgebracht! Und jeder von uns hätte ihn verstanden.«
    »Sie hätten nicht anders gehandelt, Leutnant? Sie, ein Polizeioffizier?«
    »Keinen Moment, Doctor. Ein solcher Stein rechtfertigt alles. Menschen gibt es genug. 200karätige Smaragde nur alle hundert Jahre, vielleicht.«

13
    Es regnete. Regnete ohne Unterlaß. Es regnete neun Tage lang. Neun Tage gab es nur eine graue, untergehende Welt. Neun Tage eine Dämmerung, aus der das Wasser rauschte.
    Die Straßen wurden unpassierbar, aus den Bergen schossen meterhoch die zu Flüssen verwandelten Bäche, in der Stadt stand das Wasser kniehoch und konnte nicht mehr ablaufen, Autokolonnen kamen zurück und berichteten, daß Penasblancas abgeschnitten sei. Der Weg nach Bogotá war versperrt, Brücken waren weggerissen, die breite Straße unterspült und eingesunken. Nur über Funk war noch eine Verbindung zur Außenwelt möglich. Die Telefonleitungen hingen zerfetzt an den umgerissenen Masten. Und aus den Bergen wälzte sich ein alles erstickender Brei aus Lehm, Steinen und Gehölzen, eine Lawine, die Stück für Stück das Land unter sich begrub.
    An diesem neunten Tag kam Leutnant Salto nach oben in die erste Etage, wo Dr. Mohr und Margarita wohnten.
    »Ein Funkspruch aus Muzo«, sagte er bedrückt. »Ich muß es Ihnen sagen, Doctor. Zwei Hubschrauber haben gestern unter lebensgefährlichen Bedingungen die Gebiete abgeflogen, die am meisten von der Katastrophe betroffen sind. Sie … sie waren auch bei Ihnen …«
    Dr. Mohr starrte den jungen Leutnant an. Sein Herzschlag setzte aus. Er spürte, wie Margaritas Hand nach ihm tastete.
    »Sprechen Sie es aus …«, sagte Dr. Mohr mühsam.
    »Sie konnten nichts mehr sehen. Nur Wasser und Geröll … Der halbe Berg muß heruntergebrochen sein … sie … sie sind so tief geflogen, wie es möglich war. Sie haben nichts mehr erkennen können … kein Hospital, keine Kirche.«
    »O mein Gott!« Dr. Mohr schloß die Augen. Margarita umarmte ihn, preßte sich an ihn und versuchte, ihn mit ihren Lippen, die über sein Gesicht tasteten, zu trösten. Jetzt sind wir allein, dachte sie. Du und ich! Ganz allein. Kein Vater mehr. Keine Mama. Keine Schwester. Der Berg hat uns alle vernichtet. Dieser verfluchte Berg, in dem Millionen liegen, wie Vater glaubte. Er war stärker. Er hat gesiegt.
    »Nur noch Geröll?«
    »Das ganze Gebiet!« Leutnant Salto schluckte krampfhaft. »So etwas hat man noch nicht gesehen! Da hat niemand überlebt. Da darf man nicht mehr an Wunder glauben.«
    Am fünfzehnten Tag ließ der Regen endlich nach und ging in ein leises Rieseln über. Der Himmel war noch immer eine unendliche graue Masse, die um die Erde geschlungen war wie ein Sacktuch. Aber es war etwas heller geworden. Die Sonne, irgendwo in der nassen Weite schwimmend, kämpfte sich mit ihrem Licht durch.
    Längst wußte die ganze Welt, was in den kolumbianischen Bergen passiert war. Fernsehreporter hatten von der Luft aus die Katastrophe gefilmt, die Regierung rief über das Kordillerengebiet den Notstand aus, Militär wurde zusammengezogen, um die Geröllberge zu erobern und nach Überlebenden zu suchen. Befreundete Staaten schickten Medikamente, Zeltstädte, Ärzte, Nahrungsmittel; man lagerte sie zunächst in Bogotá, wohl in der weisen Erkenntnis, daß es andere notleidende Gebiete in Kolumbien gab als ausgerechnet die Minengebiete mit dem unbekannten Heer der Rechtlosen und Vogelfreien. Auch die Kolonnen mit den Baggern und Raupenfahrzeugen wurden zunächst nur bis Muzo und Cosques gefahren, bildeten dort einen riesigen Fuhrpark und warteten ab.
    Was sollte man mit Baggern gegen ein Gebirge
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