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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ebenfalls durch Planen geschützt, waren so still, als seien sie schon ertrunken.
    »Weiter!« rief Dr. Mohr. »Noch ein paar hundert Meter, dann haben wir es warm und trocken …«
    In Penasblancas wohnten sie im Polizeigebäude. Dort hatte sich nichts verändert bis auf einen Gast, der in Zelle III auf einer Pritsche hockte und Dr. Mohr aus kalten Raubtieraugen anstarrte, als dieser an die Gitter trat. Er sprach kein Wort, auch nicht, als Leutnant Salto erklärte:
    »Ich hielt es für das beste, Doctor, Christus Revaila zu seiner eigenen Sicherheit festzunehmen. Ein Anwalt in Muzo hat zwar sofort Beschwerde eingelegt, aber bis die bearbeitet wird, sind Sie längst in Bogotá.« Salto klopfte gegen die Eisengitter. »He, Christus! Du wolltest doch dem Médico so viel sagen, wenn du ihn wiedersiehst …«
    Revaila blickte Dr. Mohr voll Haß an, drehte ihm dann den Rücken zu und trommelte mit den Fingern auf die Matratze.
    »Er platzt vor Wut!« sagte Leutnant Salto gemütlich. »Lassen wir ihn allein. Vielleicht frißt er sich selbst auf.«
    In Penasblancas hatte sich manches nach dem Einmarsch von Major Gomez' Truppe verändert. Die Bar von Mercedes Ordaz war geschlossen. In dem großen Haus wohnten jetzt Offiziere und Unteroffiziere der II. Kompanie. Aus dem Restaurant war ein Büro geworden. Die Mädchen lebten jetzt verstreut in der Stadt und arbeiteten auf eigene Rechnung. ›Mamá‹ durfte in ihren Räumen wohnen bleiben, aber sie stand unter ständiger Beobachtung, verließ kaum noch ihre Zimmer, saß meistens am Fenster, blickte auf die Straße und schien auf ein Wunder zu warten. Auch sie beschäftigte einen Anwalt, der extra aus Bogotá gekommen war, um bei Major Gomez zu protestieren. Gomez hatte ihn ausreden lassen und dann geantwortet:
    »Sie haben in allem unrecht, Señor! Das ist keine militärische Willkür, das ist kein Rechtsbruch, das ist keine Niederschlagung der persönlichen Freiheit, das ist eine Maßnahme des Innenministeriums zur Bekämpfung der internationalen Kriminalität! Ich habe alle Vollmachten. Beschweren Sie sich beim Minister persönlich!«
    Ein paarmal versuchte ›Mamá‹, über Besucher, die sie empfangen durfte, Verbindungen mit ihren Mädchen aufzunehmen, um wenigstens diesen Betrieb weiter zu kontrollieren, wenn schon das Smaragdgeschäft vorübergehend eingeschlafen war. Aber auch das mißlang. Die Macht der Mercedes Ordaz war lahm geworden. Ihre Lockrufe verhallten unbeantwortet, ihre heimlichen Drohungen, die sich auf die Zukunft bezogen, denn sowohl sie wie auch Christus Revaila betrachteten den gegenwärtigen Zustand als eine vorübergehende anormale Episode eines beförderungswütigen Majors, wurden nicht ernst genommen, ihre Versprechungen hörte niemand mehr an.
    Begann in Penasblancas tatsächlich eine neue Zeit?
    »Sie haben uns allen Mut gemacht, Doctor«, sagte Leutnant Salto. »Sie und Pater Cristobal waren uns immer ein Vorbild, wenn wir uns sagten: Es hat doch alles keinen Sinn! Wir packen nur in Brei! Diesen Sumpf können wir nie leerpumpen! – Und dann hörten wir, was Sie da hinten in den Bergen alles geschaffen haben. Das trat uns moralisch in den Hintern, verstehen Sie das? Vor allem Major Gomez war ein völlig anderer Mensch, nachdem er von Ihnen zurückkam. Er hat Penasblancas genommen, als stürme er eine Festung. Und so langsam ändert sich alles.« Salto lächelte schief. »Statt eines Großbordells haben wir jetzt 14 Einzelfirmen! Nicht mehr Mercedes allein beschützt die Mädchen, jetzt übernehmen das 14 Zuhälter. Wir normalisieren uns …«
    »Wo lebt Perdita Pebas jetzt? Wir wollen gleich morgen zu ihr.«
    »Sie ist nicht mehr hier.«
    »Was?« Dr. Mohr atmete tief auf. »Weiß das Margarita schon?«
    »Ja …« Salto zögerte, dann sprach er weiter. »Sie fragte gleich im Zelt nach ihr. Als Sie Ihre nassen Kleider zum Trocknen aufhängten, fragte sie leise. Ich mußte ihr die Wahrheit sagen. Perdita Pebas ist mit einem Mann weggezogen.«
    »Wohin, wissen Sie auch?«
    »Es heißt, sie wollten nach Chivor. Der Mann ist ein Händler. Er verkauft Hemden, Anzüge, Stiefel und Mützen, natürlich nur gegen Smaragde. Ich vermute, er verkauft auch Waffen! Aber das war nicht nachzuweisen.« Leutnant Salto zuckte mit den Schultern. »Schade um das Mädchen. Es war ein hübsches Ding. Ich hatte nach dem Auflösen der Bar auch gehofft, daß sie zu ihrem Vater zurückkehrt, aber das Leben bei ›Mamá‹ hatte sie schon zu sehr angefressen. Sie konnte
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